Vorabend-Runde auf Völklinger Straßen

Völklingen. Seit Oktober 2009 arbeitet Sozialpädagogin Jana Keller (24) als Streetworkerin in Völklingen. Ihr Partner auf der Straße: Jugend- und Heimerzieher Frank Hanke (33). Die beiden Experten gehört zum Zentrum für Jugendhilfe, Ausbildung und Beratung des SOS-Kinderdorfs Saarbrücken

Völklingen. Seit Oktober 2009 arbeitet Sozialpädagogin Jana Keller (24) als Streetworkerin in Völklingen. Ihr Partner auf der Straße: Jugend- und Heimerzieher Frank Hanke (33). Die beiden Experten gehört zum Zentrum für Jugendhilfe, Ausbildung und Beratung des SOS-Kinderdorfs Saarbrücken. Im Auftrag der Stadt Völklingen suchen sie junge Leute auf, die Jugendzentren meiden und sich lieber auf öffentlichen Plätzen treffen.Wir haben das Duo auf einer seiner frühabendlichen Runden begleitet. Ein blaues Wohnmobil dient als fahrbares Büro: Neben einer Sitzecke gehören Computer, Internet, Telefon, Toilette und Küche zum Inventar. Die erste Station führt zum Jugendzentrum in Geislautern. Hier gab es in der Vergangenheit Ärger mit Jugendlichen, die sich auf dem Schulgelände trafen. Inzwischen wurde auf dem Hof ein Alkoholverbot verhängt. "Die Situation hat sich entspannt", versichert Jana Keller. Das bestätigt auch Vanessa Büch vom Jugendtreff. Gemeinsam mit ihrer Vorstandskollegin Celina Fries begrüßt sie die Besucher. Celina Fries lobt die "coole Arbeit" der Streetworker. Und sie bekennt: "Ich könnte das nicht!"Das Vertrauen der jungen Leute ist entscheidend für eine erfolgreiche Sozialarbeit. Neben Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl hilft Jana Kellers Hund Abby beim Kennenlernen. Der sympathische Vierbeiner, so versichert seine Besitzerin, habe schon viele Türen geöffnet. Wie die erste Kontaktaufnahme läuft, zeigt sich wenig später vor der Warndthalle in Ludweiler. Zwei junge Männer fahren mit ihrem flotten Auto vor, trinken friedlich ein Bierchen. Keller und Hanke plaudern kurz mit den Jugendlichen. Zum Abschied drückt Hanke dem Duo eine Visitenkarte in die Hand. Die jungen Leute wollen sich mit ihren Kollegen überlegen, wo es in Ludweiler bessere Treffpunkte gibt. Immer wieder beschweren sich Anwohner über den Lärm. Eine gemeinsame Lösung ist den Streetworkern wichtig. Denn: "Wer die Jugendlichen vertreibt, verlagert nur das Problem." Die Hilfe der Experten wird gern angenommen. Keller und Hanke begleiten Jugendliche zur Arge, beraten Mütter, die sich Sorgen um ihre pubertierenden Töchter machen, oder helfen alkoholabhängigen jungen Leuten, einen Therapieplatz zu finden. Aber auch sie können keine Patentlösung aus dem Ärmel schütteln. "Wir haben nicht auf jedes Problem eine Antwort", sagen die beiden und dämpfen zu hohe Erwartungen. Erfolgreiche Sozialarbeit braucht Zeit. Und die gewährt die Stadt, der Vertrag mit dem Jugendhilfe-Träger läuft bis Ende 2013. Zu den 20 bis 25 Plätzen und Straßen, die die Streetworker regelmäßig anfahren, gehören auch abgelegene Orte. Ein Radweg führt zu einem Treff unter der Karolinger Brücke. An diesem Abend sind keine Jugendlichen da. Jana Keller erinnert sich noch an das "Kribbeln im Bauch" beim ersten Besuch an der Saar. Schon ein paar Tage später war das Eis gebrochen. Der Winter zeigte sich nämlich frostig. Gerne nahmen die jungen Leute die Einladung der Sozialarbeiter an und wärmten sich im Wohnmobil mit einem heißen Kakao.Kontakt zu den Streetworkern unter Telefon (01 76) 12 60 63 33 oder (06 81) 3 04 69. "Wer die Jugendlichen vertreibt, verlagert nur das Problem."Jana Keller und Frank Hanke, Streetworker

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