Solch eine Zugabe war noch nie da

Völklingen. Eine solche Zugabe hat der Pfarrgarten wohl noch nie erlebt. Auch nicht, wenn Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig die City-Open-Airs inzwischen "Traditionsveranstaltung" nennt. Zum Finale des Auftritts von White Chocolate knüpfte Sänger Andy Braun die Zugabe an zwei Bedingungen

Völklingen. Eine solche Zugabe hat der Pfarrgarten wohl noch nie erlebt. Auch nicht, wenn Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig die City-Open-Airs inzwischen "Traditionsveranstaltung" nennt. Zum Finale des Auftritts von White Chocolate knüpfte Sänger Andy Braun die Zugabe an zwei Bedingungen. Erstens sollten alle Gäste von ihren Sitzen aufstehen und ganz nach vorne zur Bühne kommen. Dort sollten sie zweitens einen Moment lang ganz still sein. "Damit ich mich sammeln kann", begründete der temperamentvolle Barde. Ein großer Teil der 1100 Gäste im Pfarrgarten tat ihm den Gefallen. Und dann explodierte der exzentrische Frontmann ein letztes Mal für diesen Abend. Mit James Browns "Sex machine" zündete er noch einmal durch und flog wie eine verirrte Silvester-Rakete über die Bühne. Es hatte sich bereits den ganzen Abend lang angedeutet, dass das Soul-Konzert so enden musste. "Wir hoffen, euch von den Sitzen zu bekommen", hatte Braun zu Beginn gesagt - "wir sind eine Tanzband und keine Sitzband". Während des kurzweiligen Konzerts immer wieder die Einladung: "Kommt nach vorne zur Bühne und tanzt." "Das hat etwas von den Blues-Brothers", kommentierte Zuschauer Lothar Buchner. Neben Braun betätigte sich Isabelle Kessler am Mikrofon, beide mit schwarzem Hut, schwarzem Sakko, weißem Hemd und Blue Jeans. Gelegentlich zeigten sie auch kleine Choreografien, meist aber beanspruchte Braun viel Platz für sich. Dazu ein Bläsersatz mit Trompete, Posaune und Saxofon - viele fühlten sich an den kultigen Musikfilm erinnert. Während sich die Sonne langsam aus dem Pfarrgarten verabschiedete, galt es aber zunächst noch einmal, das Sommergefühl auszuleben. Und das zeigt sich für Braun vor allem, "wenn der Asphalt in der Hitze flimmert". Das Lied dazu: "Hot town, summer in the city". Weil es auf der Bühne zwar viel buntes Licht, aber keine Ampel gab, hieß es für die Instrumentalisten, sich möglichst wenig zu bewegen; es sah aus, als habe Sänger Andy immer Vorfahrt. So wiegte Gitarrist Robin Weißgerber selbst beim virtuosesten Solo höchstens konzentriert den Oberkiefer. Bassist Alexander Hackfurt wagte gelegentlich ein paar Schritte am Bühnenrand und riskierte tatsächlich den Crash mit dem ruhelosen Sänger. Dem wurde schließlich sogar die Bühne zu klein; er flitzte ins Publikum und - das hat ihm im Pfarrgarten auch noch keiner vorgemacht - kletterte am Pfeiler empor bis unter das Bühnendach. Musikalisch folgte ein Höhepunkt dem anderen. So trauten sich White Chocolate an "Kiss" - Braun sang in Kopfstimme wie Vorbild Prince. Oder an Jacksons "Thriller" mit sämtlichen Feinheiten an der Gitarre. An "Lady Marmalade" - dabei durfte Sängerin Isabelle glänzen. Und in der zweiten Konzerthälfte hatten die Schokoladenmusiker ein Ziel erreicht: An den Seiten gab es jetzt kaum noch jemanden im Publikum, der nicht ausgelassen mittanzte. Schließlich machte die Band die Blues-Brothers-Illusion noch komplett, sie stimmte den "Soul Man" aus der Filmmusik an. Und dann kam die außergewöhnliche Zugabe. Nächsten Donnerstag spielen Giovanni Contrino und die Band Piazza Italiana im Pfarrgarten. Los geht es wie immer um 19.30 Uhr; Eintritt frei.

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