„Randzeiten sind das Problem“

Saarwellingen · Wenn ihre Arbeitszeit nicht der klassischen Kita-Öffnungszeit von 7 bis 17 Uhr entspricht, haben Eltern ein Problem. Eine Einrichtung für eine Betreuung in Randzeiten zu finden, ist im Saarland nicht leicht. Das Angebot richtet sich nach dem Bedarf vor Ort, sagen Verantwortliche.

 Die meisten Kitas im Land schließen um 17 Uhr. Für Eltern, die länger arbeiten, kann das zum Problem werden. Symbolfoto: Seeger/dpa

Die meisten Kitas im Land schließen um 17 Uhr. Für Eltern, die länger arbeiten, kann das zum Problem werden. Symbolfoto: Seeger/dpa

Von 7 bis 17 Uhr sind die meisten der 473 Kindertagesstätten im Saarland geöffnet. "Aber viele Eltern arbeiten heutzutage länger", sagt Ralf Weber, Geschäftsführer der Kinderland im Kreis Saarlouis gGmbH. Abhilfe in dieser "Betreuungs-Notlage" schafft die Kita Kinderland in Saarwellingen. Krippen- und Kita-Kinder werden von 5 bis 22.30 Uhr betreut, maximal zehn Stunden pro Tag, auch samstags. So weit gefasste Randzeiten-Angebote sind im Saarland die Ausnahme. "Die Nachfrage ist groß. Wir haben eine Warteliste", sagt Weber. Auch daher wird die Kita erweitert. Zu den derzeit 90 Plätzen, aufgeteilt für Kinder aus Saarwellingen und aus dem Kreis, kommen im Januar noch 90 dazu. "Auch die neuen Plätze sind schon fast alle weg", sagt Landrat Patrik Lauer (SPD). Der Ausbau bestätige das flexible "Vorreiter"-Konzept.

Zwar gibt es nach Angaben des Bildungsministeriums "eine Reihe von Kindertageseinrichtungen, die eine Betreuung auch außerhalb der klassischen Öffnungszeiten anbieten", etwa in Saarbrücken. Erweitert werden die Zeiten meist auf 6 bis 18 Uhr; wenngleich es punktuell auch umfangreichere Angebote gibt. Am Homburger Uni-Klinikum etwa werden Kinder in der Einrichtung "FlexiMedKids" nach Bedarf rund um die Uhr betreut. Das Angebot richtet sich vorrangig, aber nicht nur an Eltern, die am Klinikum arbeiten oder studieren - eine Art erweiterter Betriebskindergarten.

Die zeitgemäße "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" erfordere einen weiteren Ausbau der Randzeiten-Betreuung im Land, sagt Saarlouis' Landrat Lauer. Die Plätze in der kreiseigenen Kita Kinderland finanzieren sich aus Elternbeiträgen, kommunalen Zuschüssen und Beiträgen der Arbeitgeber der Eltern - die schriftlich nachweisen müssen, dass sie eine Randzeiten-Betreuung wirklich benötigen.

Den Bedarf nach Randzeiten-Betreuung zu ermitteln und ein Angebot zu schaffen - in Kitas oder bei Tagesmüttern -, sei Aufgabe der Jugendämter, heißt es aus dem Ministerium. Über die Öffnungszeiten einer Kita entscheide dann der jeweilige Träger. Das Ministerium prüfe den Ausbau "flexibler und arbeitsplatznaher Möglichkeiten der Tagesbetreuung" indes im laufenden Krippen-Ausbau. Ob sich der neue Rechtsanspruch auf U-3-Betreuung auch auf Randzeiten bezieht, ist bislang unklar.

Im Regionalverband Saarbrücken sei das Randzeiten-Angebot nicht ausreichend, sagt Lisa Weber, Leiterin der Kinderbetreuungsbörse Saarbrücken/Völklingen: "Randzeiten sind das Riesen-Problem." Bedarf danach hätten vor allem Eltern im Schichtdienst. Weil Plätze in Kitas fehlten, vermittle die Börse an Tagesmütter oder helfe bei der "Organisation der Betreuung im sozialen Netz". Weil dies nicht immer möglich sei, hätten Eltern auch schon kündigen müssen, sagt Weber. "Es müssen Strukturen geschaffen werden, die Betreuung flexibler zu gestalten", etwa über eine "bessere Zusammenarbeit" zwischen Kitas und Tagespflege. Diese müsse zudem "aufgewertet" werden. Status und Auskommen selbstständiger Tagesmütter seien noch "problematisch" und stellten "Hürden" dar.

Daran sind im Land auch erste Modelle gescheitert, Kinder nach Kita-Schluss - also zu Randzeiten - in der Einrichtung von Tagespflegern betreuen zu lassen. In Homburg und Beckingen waren entsprechende Projekte "nicht von Dauer", bestätigt das Ministerium. In Beckingen lag das indes auch an mangelnder Nachfrage, betont Heike Langecker vom Kreisjugendamt Merzig-Wadern. Der Bedarf an Betreuung nach 17 Uhr sei im ländlichen Raum "nicht so groß" wie in städtischen Regionen. In Merzig-Wadern werde er über Tagespflege und in Familien gedeckt.

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