Radtourismus im Saarland Radtourismus im Aufwind

Saarbrücken · Radverkehrs-Analyse: Radreisende stellen dem Saarland ein gutes Zeugnis aus.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) trat bei der Eröffnung des Radwegs von Kastel nach Primstal, der nach dem Ex-CDU-Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi benannt ist, am 13. Juni selbst in die Pedale.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) trat bei der Eröffnung des Radwegs von Kastel nach Primstal, der nach dem Ex-CDU-Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi benannt ist, am 13. Juni selbst in die Pedale.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Das Saarland spürt eine verstärkte Nachfrage von Radtouristen. „Das ist ein Segment, das boomt“, sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD). Die Radreise-Analyse 2017 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) verzeichne einen Anstieg um 30 Prozent seit 2014. Der Radtourismus sei ein wesentlicher Faktor im saarländischen Tourismus, den es auszubauen gelte.

Doch wer kommt als Radtourist ins Saarland und wie zufrieden sind sie? Welche Strecken werden wie intensiv genutzt und wie viel Einnahmen bringen die Radler der Wirtschaft? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert die „Radverkehrs-Analyse Saarland 2016“, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums und der Tourismus Zentrale Saarland (TZS) durchgeführt wurde. Dazu wurden neben Radverkehrsmessungen zwischen April und Oktober rund 1800 Radfahrer befragt. „Mit den Zählungen und Befragungen wurde erstmals eine umfangreiche Datenbasis geschaffen, die uns als Grundlage für die Weiterentwicklung und Vermarktung des Radwegenetzes dient“, sagte TZS-Geschäftsführerin Birgit Grauvogel.

Hochgerechnet haben rund 1,5 Millionen Radfahrer im vergangenen Jahr das saarländische Radwegenetz genutzt. Mehr als 80 Prozent der Radreisenden gaben an, dass sie das Saarland als Radland weiterempfehlen würden. „Das ist ein wichtiger Wert, denn es gibt keinen Hauptgrund, warum sich jemand für eine bestimmte Region zum Radfahren entscheidet. Hier sind Empfehlungen mit ausschlaggebend. Wir erwarten daher, dass weiter Gäste kommen“, sagt Michael Vieten von der Ingenieurgesellschaft Stolz mbH, die die Studie betreut hat.

Rund 90 Prozent der Befragten bewerteten die Ausschilderung der Radwege als sehr gut oder gut. Auch der Zustand der Wege wurde mit 89 Prozent als sehr gut und gut bewertet. Über 80 Prozent der Radtouristen war über 45 Jahre alt. Der Anteil der über 60-Jährigen betrug 38,2 Prozent. Mit einem Anteil von 63 Prozent fahren mehr Männer als Frauen Rad. Die beliebtesten Strecken sind entlang der Saar und rund um den Bostalsee. Von den 1800 Befragten waren 78,1 Prozent Tagestouristen, 15,8 Prozent Radwanderer, die jeden Abend in einem anderen Ort übernachten sowie 6,1 Prozent sogenannte Regioradler, die an einem Ort wohnen, aber täglich Radtouren unternehmen.

Tagestouristen, die mit dem Rad unterwegs sind, geben im Durchschnitt rund 16 Euro pro Tag aus. Bei Radreisenden, die auch übernachten, waren es im Schnitt 76,50 Euro pro Tag. Die Wertschöpfung durch die Radtouristen habe bezogen auf das untersuchte Routennetz 6,6 Millionen Euro betragen, dies sei mehr als die jährlichen Ausgaben. „Die Kosten für Neubau, Unterhaltung und Marketing betragen jährlich je nach Neubauanteil zwischen 1,7 und 2,4 Millionen Euro, sind aber gut investiertes Geld“, sagte Rehlinger.

In den letzten Jahren seien rund 15 Millionen Euro in die neuen Hauptrouten des 750 Kilometer langen Radstreckennetzes geflossen. Jetzt sei nicht der Bau weiterer Kilometer vorrangig, sondern der Ausbau des bestehenden Netzes. Auch hierfür eigne sich die Analyse. „Mit ihr können wir uns besser an den Bedürfnissen der Radtouristen orientieren, etwa indem wir wenig frequentierte Wege mit einem ausreichenden Angebot an Rastmöglichkeiten attraktiver machen“, sagte Rehlinger. Eine Ausnahme soll der rund fünf Millionen Euro teure Bau eines Radwegestücks zwischen Nonnweiler und Freisen sein. Darauf hatten sich CDU und SPD im Koalitionsvertrag verständigt. Dies sei eine sinnvolle touristische Ergänzung zwischen dem Nationalpark, dem Bostalsee und dem Centerparcs.

Auch das Thema Elektro-Fahrrad biete „extreme Chancen“. Hier müsse in die Infrastruktur wie Ladestationen und Abstellanlagen investiert werden. Stärker in den Fokus rücken sollen auch Familien.

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