Paten haben Zeit zu verschenken

St Wendel · Seit etwa sieben Jahren existiert das Projekt „Ufer“ des Deutschen Kinderschutzbundes. Aus Kostengründen drohte ihm nun das Aus. Da sprang die SZ-Aktion „Hilf-Mit!“ ein.

Katja Liedik atmet auf. Das Präventionsprojekt "Ufer", das sie als Sozialpädagogin für den Deutschen Kinderschutzbund im Kreis St. Wendel betreut, ist gerettet. Vorerst. Und das dank der Saarbrücker Zeitung. Ab 2014 finanziert die SZ-Aktion "Hilf-Mit!" neben dem Landkreis St. Wendel für ein Jahr das Projekt, das Familien in besonderen Situationen unterstützt. "Ohne die Hilfe der SZ wäre das Projekt definitiv gestorben", sagt Liedik.

Konkret geht es bei "Ufer" um ehrenamtliche Paten, die in Familien da helfen, wo Not am Mann ist. "Dort, wo Oma oder Tante fehlen", erklärt Liedik. Vor allem in Familien mit Mehrlingsgeburten oder bei Alleinerziehenden. Die Hilfe der Ehrenamtlichen, die außer Kilometergeld keine Bezahlung bekommen, ist dabei ganz unterschiedlich. "Sie kann sich auch von Fall zu Fall entwickeln", weiß Liedik. Die Paten kümmern sich um Geschwisterkinder, wenn das Baby im Haus erhöhte Aufmerksamkeit braucht. Sie beaufsichtigen die Kinder, wenn die Mutter einen Arzttermin hat. Sie schaffen der Mutter Freiraum, damit diese sich auch um andere Kinder verstärkt kümmern kann. Oder sie hören einfach nur zu. "Es gibt Menschen, die haben niemanden, mit dem sie über ihre Kinder reden können; auch nicht die schönen Sachen." Es geht also nicht nur um Probleme. Dazu Liedik: "Es ist auch schön, wenn sich einfach mal jemand mit der Mutter freut; dass das Kind den ersten Schritt gemacht hat, dass es gesprochen hat."

Nicht selten wird die Patin ein Teil der Familie. "Es ist schon eine emotionale Sache", sagt die Sozialpädagogin. Da bekomme sie Aussagen zu hören wie: "Die Patin ist mein Engel." Eine Patin sei schon seit vier Jahren in einer Familie im Landkreis St. Wendel - und das sei kein Ausnahmefall. Wie lange eine Patin in der Familie bleibt, sei von Fall zu Fall unterschiedlich.

Im Landkreis St. Wendel laufe "Ufer" erfolgreicher als in Saarlouis oder Homburg. Ganz einfach, weil sich mehr Paten melden. Aktuell sind zwölf Frauen und ein Mann registriert. Sie betreuen zwölf Familien im Landkreis. Und tun damit nicht nur den Familien etwas Gutes, sondern auch sich selbst, wie Liedik betont: "Oft holen die Paten für sich selbst etwas mit; weil sie keine Enkelkinder haben oder diese zu weit weg wohnen." Die meisten Paten seien 50 Jahre und älter. "Sie haben Zeit zu verschenken."

Kontaktiert wird der Kinderschutzbund entweder direkt von den Familien oder auch vom Jugendamt oder dem Gesundheitsamt, mit dem Liedik zusammenarbeitet.

Sollte sich herausstellen, dass die Arbeit in den Familien in irgendeiner Weise belastend wird, schaltet Liedik die Experten ein und zieht den Paten zurück.

Weitere Infos gibt es bei Katja Liedik, Telefon (01 75) 7 15 31 40 oder Mail: k.liedik.kischubu@googlemail.com.

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