Keine Experimente? So ein Quatsch!

Normalerweise lösen Fernsehkommissare Rätsel. Neulich hat mir einer eins aufgegeben. Nicht mir persönlich, eigentlich der ganzen Nation. Bei seinem ersten Auftritt als "Tatort"-Kommissar Felix Murot wurde Ulrich Tukur von einer hilfreichen Polizistin ein Kaffee gereicht

Normalerweise lösen Fernsehkommissare Rätsel. Neulich hat mir einer eins aufgegeben. Nicht mir persönlich, eigentlich der ganzen Nation. Bei seinem ersten Auftritt als "Tatort"-Kommissar Felix Murot wurde Ulrich Tukur von einer hilfreichen Polizistin ein Kaffee gereicht. Weil er den so besonders gut fand, verriet ihm die Polizistin, dass der so super schmeckt, weil er nach Omas Rezept zubereitet ist. Das lautet: zweimal kochen lassen.

Und da stand ich also nun vor meinem Rätsel: Wird Kaffee besser, wenn er zweimal aufgebrüht wird? Oder hat sich da ein "Tatort"-Drehbuchschreiber einen Scherz erlaubt?

Davon, Kaffeepulver zweimal aufzukochen, haben mir jedenfalls bei meinen Recherchen zu dieser Kolumne einige Leute abgeraten. Die Warnung lautet: In so nassem Kaffeesatz nisten sich viele Keime ein; so ein nasser Kaffeesatz ist geradezu eine Brutfarm für Bakterien. Gegen die hilft auch kein zweites Aufbrühen.

Also will uns der Drehbuchschreiber verseuchen? Zu seinen Gunsten gehe ich davon aus, dass er etwas anderes gemeint hat: Nicht das Kaffeepulver soll zweimal mit heißem Wasser übergossen werden, sondern das Wasser soll zweimal zum Kochen gebracht werden. Das ergibt einen Sinn, sagt zumindest Philipp Heß.

Philipp Heß ist promovierter Chemiker und arbeitet zurzeit an einem Umweltinstitut in unserer Partnerstadt Nantes. Er ist Saarbrücker und ich kenne ihn schon so lange, dass ich ihm blind vertraue. Er hat mir aus Nantes mitgeteilt: "Wenn man Leitungswasser benutzt, um Kaffee zu kochen, dann kann zweimal kochen schon noch etwas Chlor rausholen und definitiv den Kalkgehalt verringern, also auch den Geschmack verändern." Das Rätsel scheint gelöst.

Aber am Heiligen Abend wartet schon das nächste - in Form einer Flasche Bruch-Festbock. Die habe ich an Weihnachten 2008 ins Regal gestellt, weil Hinrich Hommel es mir ein paar Tage zuvor geraten hat. Hinrich Hommel ist Braumeister, kommt aus Hamburg und arbeitet für eine kleine Brauerei im Bregenzer Wald. Und er behauptet: Wenn man Bockbier ein paar Jahre lang lagert und es dann - lange nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums - öffnet, hat man ein Getränk, das nach Sherry schmeckt. Das funktioniere ganz sicher auch mit Saarbrücker Bockbier.

Fürs kommende Jahr habe ich noch kein Rätsel. Aber ich bin sicher, die kommen von ganz alleine.

Welche Fragen bewegen Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an m.rolshausen@sz-sb.de

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