Französischer Auftakt in der Basilika

Mit der Solistin Barbara Kraus startete die Konzertreihe „Orgelmusik am Abend“ in die neue Spielzeit. In der Wendelinus-Basilika präsentierte die Hamburgerin Johann Sebastian Bach, viel französische Musik und Georg Friedrich Händel als Dessert.

 Barbara Kraus beeindruckte zum Saisonstart in der Wendelinus-Basilika. Foto: Privat

Barbara Kraus beeindruckte zum Saisonstart in der Wendelinus-Basilika. Foto: Privat

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St. Wendel. Vor erfreulich vielen Zuhörern eröffnete Konzertorganistin Barbara Kraus aus Hamburg in der Wendelinus-Basilika die diesjährige Reihe "Orgelmusik am Abend". Die Solistin, in recht jungen Jahren eine auch als Orgelwissenschaftlerin und Orgeldidaktikerin bekannte Persönlichkeit, praktizierte nicht nur ein sehr kultiviertes Bach-Spiel, sondern beeindruckte ebenso als ausgewiesene Spezialistin für die französische Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Drei große Werke Johann Sebastians waren die Säulen des Programms: Präludium und Fuge a-moll, Fantasie und Fuge g-moll und, als Abschluss, Toccata und Fuge d-moll. Kraus wählte eine durchgängig kraftvolle Registrierung und sparte weder Zungenstimmen noch Mixturen; neben der selbstverständlichen Motorik, von der die Fugen getragen waren, beherrschte sie auch subtilste Feinstagogik in den präludierenden Teilen.

In ganz andere Klangwelten führten die beiden im Jahre 1937 verstorbenen französischen Komponisten Gabriel Pierné und Louis Vierne. Brillante Läufe und Arpeggien mit einer sich dynamisch steigernden Melodie bei Pierné, dagegen eher flächige Elemente in schmerzlich hoher Lage bei Viernes "Grabstein für ein verstorbenes Kind" ("Stèle pour un enfant défunt") ließen erkennen, wie sorgsam die Solistin ihre Registrierungen gewählt hatte.

Ihre besondere Vorliebe jedoch gehörte dem genialen Jehan Alain, der 1940 mit nur 29 Jahren als Soldat fiel. Sie demonstrierte dessen breite Ausdrucksskala in einer 1932 komponierten "Petite Pièce", seine kunstvolle Harmonik in der verfremdeten Kirchentonart einer "Ballade en mode phrygien".

Der kammermusikalische Höhepunkt des Abends waren zwei Tänze Alains, die er, inspiriert von einer internationalen Kolonialausstellung 1932, dem indischen Feuergott Agni Yavishta gewidmet hatte. Es war faszinierend, wie sich auf einer deutschen wohltemperierten Orgel fernöstliche Exotik darstellen ließ. Dass die Interpretin über alle technischen Probleme erhaben ist, zeigte sie nicht nur bei Johann Sebastian Bach, sondern auch bei Alains expressiver und kontrastreicher "Deuxième Fantaisie".

Für den verdienten herzlichen Beifall dankte Barbara Kraus mit einer eigenen Bearbeitung eines Sonatensatzes von Händel.

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