Alarm in Sulzbach: Dreimal hat's geknallt

Sulzbach. Nichts ging mehr. Zwei Stunden lang war gestern die Sulzbacher Innenstadt lahmgelegt. 50 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr riegelten von 10 bis 12 Uhr den Bereich um die Stadt-Apotheke in der Sulzbachtalstraße ab. Die Bewohner im Gebäude der Apotheke und der angrenzenden Häuser mussten ihre Wohnungen verlassen

Sulzbach. Nichts ging mehr. Zwei Stunden lang war gestern die Sulzbacher Innenstadt lahmgelegt. 50 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr riegelten von 10 bis 12 Uhr den Bereich um die Stadt-Apotheke in der Sulzbachtalstraße ab. Die Bewohner im Gebäude der Apotheke und der angrenzenden Häuser mussten ihre Wohnungen verlassen. Eine Frau mit Herzproblemen wurde vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht, wie ein Polizeisprecher berichtete. Die Bewohner auf der anderen Straßenseite durften bleiben, mussten aber von den Fenstern weg. Die drei Mitarbeiterinnen der benachbarten Metzgerei forderte die Polizei auf, den Laden zu verlassen. "Was ist hier denn los?" Diese Frage war immer wieder zu hören. Es herrschte Verwirrung. In Sulzbach war gestern Pikrin-Alarm. Apothekerin Margret Maus hatte, wie sie erzählte, die getrocknete und daher gefährliche Säure in ihrem Labor entdeckt. In der SZ hatte sie von den beiden Spreng-Einsätzen in Neunkirchen und Perl vom Vortag gelesen und daraufhin sofort ihre Bestände überprüft. Kurz nach 9 Uhr informierte ihre pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte Ingrid König die Sulzbacher Polizei. Die sah sich die Sache an, forderte sofort den Entschärfungs-Trupp des Landerskriminalamtes an. Kurz vor 11 Uhr trafen Polizeikommissar Willi Karmann und sein Kollege Hartwig Weißmann ein. "Wenn die Säure getrocknet ist, hat sie die zehnfache Sprengkraft von TNT", erklärte Karmann. Die Säure müsse immer vor Ort entschärft werden - ein Transport sei viel zu gefährlich. Und so geschah's: Die Spreng-Experten schafften das Glasröhrchen mit etwa 100 Gramm in den Hof des Hauses und ließen es kontrolliert hochgehen. Es folgte ein ohrenbetäubender Knall um genau 11.43 Uhr. "Die Leute sind vor Schreck zusammengezuckt. Der Boden unter meinen Füßen hat gewackelt", berichtete Adolf Kellenberger, der mit seiner Frau den Kiosk am Ravanusaplatz betreibt und sich unter die Schaulustigen vor der Sparkasse gemischt hatte. Nach dem großen Knall blieb ein kleines Loch in einer Wand des Innenhofes an der Stadt-Apotheke zurück. Auf die gleiche Art und Weise verfuhren die Fachleute vom LKA anschließend bei der Salzbrunnen-Apotheke und bei der Markt-Apotheke. Auch sie hatten in ihren Beständen kleine Mengen von Pikrin-Säure entdeckt. So also knallte es erneut - um 12.31 Uhr auf einem Rasenstück hinter der Salzbrunnen-Apotheke und um 13.20 Uhr hinter der Markt-Apotheke. Dutzende Schaulustige hatten sich mittlerweile hinter den Absperrbändern rund um den Ravanusaplatz versammelt. Armin Ingebrandt, Fahrer des Busses der Linie 104, musste in der Sulzbachtalstraße lange auf die Weiterfahrt warten und aus Sicherheitsgründen vorübergehend sein Fahrzeug verlassen - die Hauptverkehrsader durch Sulzbach war abgeriegelt. Nach Angaben von Saarbahn&Bus-Sprecherin Christa Horn musste der Busverkehr für die Dauer der Sprengeinsätze weiträumig umgeleitet werden. Zwei Fahrten der Linien 103 und 104 fielen aus. Gegen 12.20 Uhr wurde der Verkehr auf der Sulzbachtalstraße wieder freigegeben. Den zweiten und den dritten lauten Knall bekam Ingebrandt schon nicht mehr mit. "Wenn die Säure getrocknet ist, hat sie die zehnfache Sprengkraft von TNT."Spreng-Experte Willi Karmann

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