Einmal Saarland - Berlin und zurück

Mg.bali.berndsen

 Michael Berndsen ist Chef der Merziger Fallschirmjäger. Foto: Engel

Michael Berndsen ist Chef der Merziger Fallschirmjäger. Foto: Engel

Zwei Soldaten der Saarlandbrigade wurden vor kurzem in Afghanistan bei einem Selbstmordanschlag schwer verletzt. Ein dritter Soldat erlitt leichte Verletzungen. Wie nehmen die Merziger Soldaten solche Hiobsbotschaften auf? Wie ist die Stimmung auf der Ell? Berndsen: Dieser Vorfall hat uns natürlich sehr betroffen gemacht. Auch von uns sind ständig Soldaten im Einsatz, auch in Afghanistan, und deswegen verfolgen wir solche Ereignisse sehr genau. Wir alle sind in Gedanken bei den verletzten Soldaten und hoffen, dass sie schnell wieder genesen werden.Steigt die Angst vor Auslandseinsätzen unter den Soldaten nicht an, wenn Kameraden Opfer von Attentaten werden? Berndsen: Sehr viele Soldaten unseres Bataillons sind bereits in Einsätzen gewesen - zum Beispiel in Somalia, auf dem Balkan, in Afghanistan, im Kongo. Wir wissen, dass Einsätze gefährlich sind und dass dabei etwas passieren kann. Mit diesen Fragen setzt man sich schon vor Beginn der Einsätze auseinander. Wenn sich ein solcher Vorfall ereignet, wird einem diese Gefährdung aber wieder vor Augen geführt.Führen Sie mit Ihren Soldaten nochmals ein Gespräch, bevor sie einen Auslandseinsatz antreten? Berndsen: Bevor die Soldaten in einen Einsatz gehen, melden sie sich bei mir ab und dabei spreche ich mit ihnen über den bevorstehenden Einsatz. Nach Einsatzende unterhalten wir uns noch einmal. Mich interessiert natürlich, wie sie den Einsatz erlebt haben und ob sie der Meinung sind, dass sie dafür gut ausgebildet waren.Und wie sieht das Feedback Ihrer Soldaten aus? Berndsen: Bereits vor den Einsätzen sagen mir die Soldaten, dass sie sich gut ausgebildet fühlen. Und das bestätigen sie mir auch bei der Rückkehr aus dem Einsatz. Auch was das Material betrifft, fühlen sich die Soldaten gut für den Einsatz ausgerüstet. Ich kann meine Soldaten mit gutem Gewissen in einen Einsatz gehen lassen. Wie bereiten Sie sich für den - hoffentlich nicht eintreffenden - Fall vor, dass auch Soldaten Ihres Bataillons bei einem Einsatz verletzt werden? Berndsen: Wichtig sind in einem solchen Fall die sofortige Information der Angehörigen, die Informationsweitergabe innerhalb des Bataillons und dann natürlich die Unterstützung und Betreuung der betroffenen Soldaten und der Angehörigen. Am 1. April haben Sie das Kommando über das Luftlandeunterstützungsbataillon 262 übernommen. Kam das Angebot zu diesem Dienstposten überraschend? Berndsen: Ich habe früher bereits für ein Jahr im Stab der Luftlandebrigade 26 in Saarlouis gearbeitet und kannte somit die Saarlandbrigade. Ich hatte schon darauf gehofft, in dieser Brigade auch Bataillonskommandeur zu werden. Als ich erfahren habe, dass es tatsächlich so kommt, habe ich mich natürlich darüber gefreut. Ich empfinde es als besondere Auszeichnung, in diesem Bataillon Kommandeur zu sein. Seit drei Monaten sind Sie nun Kommandeur auf der Ell. Wie sieht Ihre erste Bestandsaufnahme auf? Berndsen: Ich habe den Eindruck, dass die Soldaten des Bataillons gut ausgebildet, gut ausgerüstet und sehr motiviert sind. In der Kaserne auf der Ell wird derzeit fleißig renoviert. Sie mussten gerade ein neues Büro beziehen. Was für Bauarbeiten finden denn statt? Berndsen: Demnächst wird mit der Sanierung unseres Stabsgebäudes begonnen, aus dem wir deshalb ausgezogen sind. Auch das Gebäude der dritten Kompanie wird gerade saniert. Die 115 Soldaten dieser Kompanie sind deshalb seit Juli in der Trierer Jägerkaserne zwischenzeitlich untergebracht. Wir hoffen, dass diese Soldaten im nächsten Sommer wieder in die Merziger Kaserne zurückkehren können. Derzeit werden bei uns in der Kaserne auch die Anlagen für den Diensthundezug des Fallschirmjägerbataillons 261 aus Lebach fertig gestellt. Zwischen den Soldaten auf der Ell und der Stadt Merzig herrscht traditionell ein gutes Verhältnis. Wie wird unter Ihrem Kommando die Zusammenarbeit mit der zivilen Umgebung aussehen? Berndsen: Ich bin der Meinung, dass das Verhältnis zwischen der Bundeswehr und der Bevölkerung in Merzig sehr gut ist. Wir haben immer das Gefühl, dass wir hier dazu gehören. Wir sind an vielen öffentlichen Veranstaltungen beteiligt, und wenn ich mich dort mit Menschen unterhalte, erfahre ich jedes Mal wieder eine große Wertschätzung für unsere Soldaten. Stehen in der Kaserne auf der Ell demnächst größere Ereignisse an? Berndsen: Im vierten Quartal wird in Merzig ein öffentliches Gelöbnis mit rund 400 Rekruten der Luftlandebrigade 26 durchgeführt. Hinweisen möchte ich auch auf die Feierlichkeiten zum "50. Geburtstag" der Luftlandebrigade 26, die am 22. und 23. August in Saarlouis stattfinden und am Freitagabend mit einem Großen Zapfenstreich beginnen. Am Samstag geht es weiter unter anderem mit einem Appell auf dem Großen Markt und Vorführungen auf dem Standortübungsplatz in Wallerfangen. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch viele Menschen aus Merzig den Weg zu diesen Veranstaltungen finden würden. Vor Ihrem Wechsel nach Merzig waren Sie in Berlin tätig. Was war Ihre Aufgabe im Verteidigungsministerium und welche Erfahrungen können Sie jetzt hier mit einbringen? Berndsen: Ich war einer der Sprecher im Pressestab des Verteidigungsministeriums und war dort zuständig für Angelegenheiten des Heeres und für die Einsätze der Bundeswehr auf dem Balkan. Als Kommandeur bin ich jetzt verantwortlich für die Soldatinnen und Soldaten und für die Einsatzbereitschaft des Bataillons. Das ist natürlich eine ganz andere Art der Verantwortung. Die Erfahrungen mit den Medien und im Umgang mit Journalisten kann ich aber sicherlich auch hier gut gebrauchen. Berlin, Merzig - sicherlich ein kleiner Unterschied. Wie empfinden Sie den Wechsel von der Hauptstadt in die saarländische Kreisstadt? Berndsen: Mir hat es in Berlin sehr gut gefallen, weil dies eine interessante und spannende Stadt ist. Im Saarland habe ich früher bereits für längere Zeit gewohnt, und damals hatte es mir hier schon sehr gut gefallen. Die Saarländer sind sehr offene und freundliche Menschen, die jeden mit offenen Armen empfangen.Für Angehörige der Bundeswehr ist es normal, regelmäßig umzuziehen, weil sie den Dienstort wechseln. Wie kommen Sie mit dem ständigen Ortswechsel zurecht? Berndsen: Bisher fand ich das interessant, weil es auch immer Dienstposten waren, auf die ich mich gefreut habe und es sich um schöne Städte oder Regionen handelte. Jeder Dienstposten und jeder Standort hat seinen eigenen Reiz und gerade die Abwechslung empfinde ich als spannend. Was ist für Sie der Reiz von Merzig? Berndsen: Die interessante Aufgabe als Bataillonskommandeur, die herzliche Bevölkerung und die schöne Landschaft.Ständiger Ortswechsel, ständig neue Leute - ist es denn schwer, privat Anschluss zu finden oder ersetzten die Kameraden die Freunde außerhalb? Berndsen: Durch die vielen Umzüge ist es natürlich nicht einfach, sich an den einzelnen Standorten in der kurzen Zeit auch einen richtigen Freundeskreis aufzubauen. Doch aus meiner Erfahrung weiß ich, dass man von jedem Dienstposten zumindest einige Kontakte und Freundschaften aufrecht erhält - das sind dann die wirklichen Freundschaften, die auch die nächsten Umzüge überdauern. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Berndsen: Da müssen Sie die Soldaten des Bataillons fragen, die können das sicherlich besser und treffender einschätzen als ich. Wie verbringen Sie denn Ihre Freizeit? Berndsen: Ich mache viel Sport - Laufen, Tauchen und Skifahren. Außerdem verreise ich gerne - am Liebsten mit dem Rucksack und möglichst in die Ferne.

 Michael Berndsen ist Chef der Merziger Fallschirmjäger. Foto: Engel

Michael Berndsen ist Chef der Merziger Fallschirmjäger. Foto: Engel

Auf einen BlickDie Saarlandbrigade feiert ihren 50. Geburtstag am Freitag, 22. August, 22 Uhr, mit einem Großen Zapfenstreich auf dem Großen Markt in Saarlouis.Am Samstag folgt ab zehn Uhr auf dem großen Markt in Saarlouis eine Parade. Ab 13 Uhr zeigen die Soldaten am Standortübungsplatz Wallerfangen Vorführungen. red

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