Koffer packen für das nächste Abenteuer

Köllerbach · In einer Klinik in Tansania wird sich Belinda Conrad um Geburtshilfe kümmern. Freiwillig, ehrenamtlich, ohne Lohn. Sie wolle in ihrem Leben Sinnvolles leisten, sagt die 26-Jährige. Am Sonntag fliegt sie nach Afrika.

 Belinda Conrad aus Etzenhofen packt die Koffer für ein neues Abenteuer. Erst geht es für ein halbes Jahr nach Tansania in Afrika, dann weiter nach Australien. Foto: Jenal

Belinda Conrad aus Etzenhofen packt die Koffer für ein neues Abenteuer. Erst geht es für ein halbes Jahr nach Tansania in Afrika, dann weiter nach Australien. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Was nimmt man mit, wenn man für ein halbes Jahr in den Entwicklungsdienst nach Afrika geht? Die 26-jährige Belinda Conrad aus Etzenhofen muss nicht lange nachdenken: "Meine Hebammenausrüstung, Arbeitskleidung und Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 50. Mehr als 20 Kilo Gepäck wird das nicht."

Belinda Conrad hat ihr Leben in den Dienst hilfsbedürftiger Menschen gestellt. Nach ihrem Abitur ließ sie sich zur Krankenschwester ausbilden, absolvierte ihr Staatsexamen als Gesundheits- und Krankenpflegerin und arbeitete von 2010 bis 2013 in der Gynäkologie und Geburtshilfe des Knappschaftskrankenhauses Püttlingen. Aufgrund des besten Examens in der Krankenpflege bekam sie ein Stipendium von der Stiftung für Begabtenförderung und finanzierte damit ihre Fortbildungen im Bereich Geburtshilfe .

2012 ging Belinda Conrad für zwei Monate in die Entwicklungshilfe nach Honduras, wo sie Schwangere betreute, bei Geburten half und Aufklärungsarbeit in der Gesundheitsberatung betrieb. Danach absolvierte sie am städtischen Klinikum in Karlsruhe eine Hebammenausbildung, die sie mit dem ersten Staatsexamen abschloss.

Jetzt startet Belinda Conrad in ein neues Abenteuer: Sie fliegt am Sonntag von Frankfurt aus nach Moshi in Tansania und wird dort mit ihrer Freundin Carolin Huck aus Bühl ein halbes Jahr in einem Geburtshaus arbeiten. Freiwillig, ehrenamtlich, ohne Lohn. Belinda Conrad rechnet damit, dass sie der halbjährige Aufenthalt 3000 Euro kosten wird. Warum tut sie dies? "Ich will in meinem Leben einen sinnvollen Beitrag leisten. Ich will den Menschen helfen. In Afrika gibt es kein Gesundheitssystem wie bei uns, die Menschen haben keine Krankenversicherung. Die Frauen, die ein Kind zur Welt bringen wollen, müssen das selbst bezahlen." Weil die Menschen arm sind, holen sie sich oft Hebammen nach Hause. Mangelnde Hygiene sorgt dafür, dass die Sterblichkeitsrate hoch ist. Verständigungsprobleme erwartet Belinda Conrad nicht. "Die Amtssprachen sind Swahili und Englisch. Englisch kann ich, Swahili werde ich lernen." Auch wenn Belinda Conrad viel Geld in das Projekt investiert, so verspricht sie sich doch eigenen Profit: "Ich werde Erfahrungen sammeln, neue Leute, ein neues Land, eine neue Kultur kennen lernen. Und meine beruflichen Kenntnisse vertiefen." Dass sie in ein Dritte-Welt-Land mit niedrigen Standards reisen wird, macht ihr keine Sorgen: "Ich habe mit meiner Freundin eine vertraute Person dabei. Das macht alles leichter. Und in Tansania gibt es kein Ebola - obwohl ich auch hingeflogen wäre, wenn Ebola dort grassieren würde." Bis zum 11. Oktober wird Belinda Conrad in Tansania arbeiten. Dann macht sie Urlaub in Sansibar. Und ab 25. Oktober geht es auf unbestimmte Zeit nach Australien , wo sie "Working Holiday" (Arbeitsurlaub) machen will, sich ihren Urlaub also durch Aushilfstätigkeiten verdient. Was sagt die Familie dazu? "Mein Freund wünscht mir viel Glück. Er ist Pilot und will mich mal besuchen kommen. Und meine Eltern wissen, dass ich verrückt bin. Wenn ich rum laufe und meinen Reisepass suche, wissen sie, dass es jetzt wieder los geht."

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HintergrundMoshi liegt am Fuße des Kilimanjaro. Die Stadt hat 150 000 Einwohner, ist Startpunkt für Kilimanjaro-Besteigungen und Safaris in die Nationalparks des Landes. Neben Armut und mangelnder Gesundheitsvorsorge sind HIV und Aids die größten Probleme. Belinda Conrad wird in der Hosiana Prinmat Clinic von Angela Mwashi in Moshi Bonite arbeiten. Es ist die einzige medizinische Einrichtung dort. Geregelte Arbeitszeiten gibt es nicht. Das Klinikpersonal ist rund um die Uhr in Bereitschaft, die Patienten kommen, wann es ihnen passt. Conrad wird als Hebamme folgende Aufgaben übernehmen: Schwangerenvorsorge, Leitung von Geburten, Erstversorgung von Neugeborenen, Wundversorgung, Wochenbettbetreuung, Kindervorsorgeuntersuchungen, Beratung zur Aufklärung zu HIV und Aids, die medizinische Erst- und Grundversorgung sowie Beratung zu Schwangerschaftsverhütung, Familienplanung und Ernährung. dg

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