Erkenntnisreicher Zuckerguss auf dem bauch Politik mit Zuckerguss

Ein Besuch im Café gibt Einblicke, wie eine friedliche Koexistenz aller womöglich besser funktionieren und wo ein US-Präsident etwas lernen könnte.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz / SZ

Das Hirn muss arbeiten, braucht also täglich eine ordentliche Portion Zucker. Das ist eine meiner liebsten Ausreden, wenn ich etwas Süßes will. Also am Nachmittag schnell in ein Café, ein Stück Kuchen und ein heißes, schwarzes Koffein-Getränk reinpfeifen. Doch mit Argwohn sehe ich hinter der Glastheke auch einen einsamen Amerikaner – also, nicht den US-Bürger, sondern das Gebäckstück. Der liegt wie tot auf dem Rücken, den zuckrigen Bauch nach oben gereckt. Und auf besagter Zuckerglasur tun sich vier, fünf Wespen mit wachsender Begeisterung und eifrig arbeitenden Mandibeln gütlich. Eine Kundin macht die Frau hinter der Theke darauf aufmerksam, die aber lässig antwortet: „Wir haben ein Abkommen. Ich hab’ denen das Stück rübergeschoben, und sie dürfen’s behalten. Dafür tun die mir nix.“ Da bin ich baff und denke: Würden sich doch nur 100 Prozent aller amtierenden amerikanischen Präsidenten ein Beispiel an dieser Völklinger Café-Bedienung nehmen – dazu vielleicht noch alle religiösen Extremisten, Rassisten, Populisten und Internet-Hater. Manchmal reicht es halt schon, wenigstens nicht ausschließlich an das „Ich“ zu denken, sondern auch mal den Hungrigen ein Stück Zucker abzugeben. Dann klappt sogar die friedliche Kowespsistenz.

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