Namensschild-Wechsel vor Zimmer 203

Großrosseln · Kommunalpolitiker aller Couleur schätzen ihn: Enormes Fachwissen, Gelassenheit und trockener Humor zeichnen Großrosselns Hauptamtsleiter Axel Weiter aus. Jetzt geht der erfahrene Verwaltungsmann in Pension.

 Ende des Monats ist ein neues Türschild fällig: Axel Weiter geht in den Ruhestand. Foto: Jenal

Ende des Monats ist ein neues Türschild fällig: Axel Weiter geht in den Ruhestand. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Im Großrosseler Gemeinderat sitzt Axel Weiter (64) direkt neben dem Bürgermeister. Er achtet darauf, dass die Tagesordnung eingehalten und keine Unterschrift vergessen wird. Und dass Beschlüsse nicht gegen Gesetze und Verordnungen verstoßen. Während der Sitzungen beteiligt er sich selten aktiv an der Debatte. Doch sein Fachwissen ist gefragt. Ist den Politikern etwas unklar, wenden sie sich an Weiter. Der Hauptamtsleiter kennt das Kommunalselbstverwaltungsgesetz wie seine Westentasche und weiß als früherer Kämmerer auch, wie es um die Finanzen der Gemeinde steht.

Der Presse gibt er ebenfalls geduldig Auskunft. Und das gerne schon morgens um Viertel vor sieben. Axel Weiter ist Frühaufsteher. Zukünftig will er etwas länger schlafen, Ende Mai verabschiedet sich der Verwaltungsmann in den Ruhestand.

Ob Personal, Organisation, EDV, Wirtschaftsförderung, Wahlen, Ratsangelegenheiten oder interkommunale Zusammenarbeit: In Weiters Büro im ersten Stock des Rathauses laufen die Fäden zusammen. "Das Hauptamt ist eine nach innen gerichtete Servicestelle", erklärt der Gemeindeoberamtsrat. Er ist dafür verantwortlich, dass ein Rädchen ins andere greift und die Verwaltung reibungslos funktioniert - unabhängig davon, ob Geld da ist oder nicht. Im Vergleich zu großen Rathäusern, erklärt Weiter, gibt es in Großrosseln keine Spezialisten, die sich nur um ein einziges Thema kümmern. Deshalb seien Teamarbeit und Flexibilität gefordert.

Weiter schätzt die menschliche und räumliche Nähe zu den Kollegen. Aber auch in angenehmem Arbeitsklima müssen harte Entscheidungen getroffen werden. Dabei scheut er sich nicht, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Etwa wenn es um die Finanzierung von Vorhaben geht. "Das kann ich mir erlauben, weil ich nicht wiedergewählt werden muss", sagt Weiter schmunzelnd. Er und seine Mitarbeiter bereiten Entscheidungen vor und setzen sie um. Der Schwarze Peter liege aber bei der Politik. In Zeiten leerer Kassen müssen sich die Mandatsträger zu unpopulären Entscheidungen durchringen.

Axel Weiter ist kein Beamter, der sich im stillen Kämmerlein versteckt, er genießt die vielen Begegnungen mit Menschen. Auch nach fünf Jahrzehnten macht ihm der Job noch Spaß. Er ist mit sich im Reinen, an eine gravierende Fehlentscheidung kann er sich nicht erinnern. Sein Nachfolger steht bereits fest. Der bisherige Bauamtsleiter Eduard Rupp wird neuer geschäftsleitender Beamter im Großrosseler Rathaus.

Angst vor Langeweile hat der künftige Pensionär nicht. Er bleibt sportlich aktiv, wird joggen und walken; außerdem freut er sich auf die nächsten Reisen. Und wie geht es mit der Gemeinde weiter? Axel Weiter sieht nicht schwarz. Im Vergleich zu den Nachbarkommunen sei Großrosseln noch gut aufgestellt, trotz der angespannten Haushaltslage. "Unter den Blinden ist der Einäugige König", sagt Weiter.

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Zur PersonAxel Weiter, Jahrgang 1950, nennt sich selbst "Kind des Warndts". Er wurde in Ludweiler geboren, wuchs in St. Nikolaus auf. Dort lebt er bis heute. Das Verwaltungsgeschäft hat er von der Pike auf gelernt. Als 14-Jähriger begann er 1965 eine Lehre bei der damaligen Amtsverwaltung Ludweiler. Mit der Gebietsreform 1974 wechselte er ins Großrosseler Rathaus. Berufsbegleitend besuchte er die Fachhochschule für Verwaltung, schloss 1977 als Diplom-Verwaltungswirt ab. Anfang der 1980er Jahre wurde Weiter Kämmerer der Gemeinde, 2008 Hauptamtsleiter. Während seiner Laufbahn sah Weiter einige Bürgermeister kommen und gehen; mit acht Verwaltungschefs arbeitete er zusammen. tan

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