Die Suche nach der Taste für den Tusch

St Ingbert · Am Ende hatten die Narren im Saal stolze 30 Programmpunkte erlebt: Die Kappensitzung der Karnevalsgesellschaft „dann wolle ma emol“ erwies sich einmal mehr als echter Knaller mit Gästen in der Bütt und auf der Bühne. Viele Akteure stammten aber auch aus den eigenen Rohrbacher Reihen. Sitzungschef Peter Cujé verabschiedete sich.

 Die „Sandmännchen“ stillten zuerst tanzend ihren Hunger, um später als Zauberer und Hexen über die Bühne der St. Ingberter Stadthalle zu fegen. Foto: Cornelia Jung

Die „Sandmännchen“ stillten zuerst tanzend ihren Hunger, um später als Zauberer und Hexen über die Bühne der St. Ingberter Stadthalle zu fegen. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Wären die Luftschlangen und die Narrenkappen am Samstag in der Stadthalle nicht so präsent gewesen, hätte man meinen können, man sei in der falschen Jahreszeit. Denn die Bühnendekoration bei der Veranstaltung der Karnevalsgesellschaft (KG) "dann wolle ma emol" mit Brezeln, dem Schild mit der Aufschrift "Biergarten" und mehreren Maß Bier wies auf eine verspätete Wiesn hin. Doch es war die Kappensitzung unter dem Motto "Oktoberfest - der Rest". Der große Vorteil: Es konnte nicht nur gegessen und getrunken werden, es gab bei dieser weiß-blauen Kappensitzung noch jede Menge Programm geboten.

Ein Programmpunkt jagte den nächsten, insgesamt 30 hatten die Narren am Ende gesehen, wovon viele Akteure aus den eigenen Rohrbacher Reihen stammten. Die Schnullergarde kam als Eskimos und hatte ihren eigenen Eisbären dabei. Sie hatten "einen harten Job, wir fahren mit dem Bob" und beim Eisangeln fingen sie sogar einen Wal. "Cool, eiskalt und bärenstark", nannte der Moderator Pascal Klein diesen Auftritt. "Friert diesen Moment ein...", kam es danach passend vom Fidelius, der mit seiner getanzt-gesungenen Büttenrede den Nerv des Publikums traf und sogar noch einen Gruß der Bundeskanzlerin nach St. Ingbert brachte: "Wir schaffen das (...) bis Aschermittwoch." Er wünschte sich mit Herbert Grönemeyer "Übergebt den Narren das Kommando".

Sitzungspräsident Peter Cujé hatte gleich zu Beginn seine Freude und berichtete nach dem Auftritt von Luana Gucciardo mit Stolz, dass man mit ihr eine Vize-Saarland-Meisterin im Verein habe, die sich für die süddeutsche Meisterschaft qualifiziert hat. "Sie ist das erste Jugendmariechen im Saarpfalz-Kreis, das das geschafft hat." Elfriede Grimmelwiedisch wiederum war die erste, die sich direkt an die "Musiker" wandte, die entweder auf ihren Computern die Taste für den Tusch (zu Beginn noch von einer Orgel intoniert) nicht oder zu spät fanden, selbst wenn ihnen die Witze von langer Hand angekündigt wurden. "Mit der Kapelle kannst du deine Frühstückseier erschrecken", schoss die "einzige Dame mit Bart" diesen Pfeil ab. Was am Anfang noch ärgerlich war, entwickelte sich zum Running Gag, sodass man irgendwann das Gefühl hatte, die beiden Männer seien Teil des Programms. Und in der letzten halben Stunde klappte es dann auch mit dem Tusch.

Während die Jugendgarde im Zwergenwald steppte und sich bei den Minions bediente, gab es noch einen speziellen Oktoberfesttanz, der (gefühlt) alle KG-Tänzer auf der Bühne vereinte. Die Ehrengarde der DNZ war arm dran, sie hatte bereits drei Auftritte hinter und noch einen vor sich. Kein Wunder, dass der "Sack Flöhe ", wie ihre Trainerin sie liebevoll nannte, schon mal aus der Reihe tanzte. Aber der Spaß war den Männern ins Gesicht geschrieben. Und das war an diesem Abend die Hauptsache. Das Leben ist hart genug, was auch "Egon Grantisch, geboren 1920" erfahren musste, dessen Thema unter anderem die Einnahme der kleinen blauen "Niagara"-Tabletten war. Und so ging manches in diesem langen Narrenleben den Bach hinunter. Überraschungsgäste war ein Miss-Piggy-Verschnitt, Krankenschwester Swetlana und eine Samba-Tänzerin. "War" ist deshalb richtig, obwohl Einzahl, weil all diese Grazien vom Vereinsvorsitzenden Carsten Meiser verkörpert wurden, der in diesem Moment mit seinen Kostümen verschmolz. Super.

Erfrischend auch Volker und Jasmin, die sich gegenseitig die verbalen Bälle, zum Teil abseits vom ursprünglich geprobten Text, zuwarfen. Das war Stand up-Comedy à la "dann wolle ma emol". Das XXXXL-Model für Tagesdecken stand nicht nur in der Bütt, sondern fungierte auch als Trainerin zweier Garden. Die Sandmännchen kochten sich tänzerisch ihr eigenes Süppchen und ließen auch nette Früchtchen tanzen. Das Programm hatte es in sich, war abwechslungsreich und kurzweilig, aber der emotionalste Moment kam zum Schluss und Peter Cujé eine Träne. Denn der langjährige Präsident, 25 Jahre Vize und acht Jahre "Sitzungs-chef" verabschiedete sich in dieser Funktion und gab das Geschäft an Fastnachts-Praktikant Pascal Klein ab, der an diesem Tag seine Schnupper-Sitzung absolvierte. Moderatorin Lisa Bender überreichte Cujé ein goldenes Mikrofon und sang dem Kölner Jung in dessen Mundart ein Ständchen.

Zum Thema:

Auf einen BlickAußerdem wirkten mit: Tanz: Juniorenmariechen Emma Wendel, Junioren- und Aktivengarde, Männerballett, Junge Wilde Grazien der Karnevalsgesellschaft (KG) "dann wolle ma emol", In der Bütt: Mandy Siegrist von der KG, Rico aus Fischbach vom Fasnachts-Club-Felsenland "De Härtschd und seine Freunde"; Musik: Neinkeijer Deiwels Schalis, Kamelle Kapelle aus Bitburg, Comedian Voices. con

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort