Chansons von einem Hauch Anarchie umweht

Kirkel-Neuhäusel. Freunde der besonders feinen französischen Chansonmusik kamen kürzlich beim Gastspiel von Sigi Becker voll auf ihre Kosten (wir berichteten)

Kirkel-Neuhäusel. Freunde der besonders feinen französischen Chansonmusik kamen kürzlich beim Gastspiel von Sigi Becker voll auf ihre Kosten (wir berichteten). Mit seinen Chansons von Georges Brassens und François Villon aus seinem 1998 entstandenen Programm "Unkraut - La mauvaise herbe" erreichte er im Bildungszentrum Kirkel der Arbeitskammer ein aufnahmebereites Publikum, das die musikalische und poetische Qualität von Becker zu schätzen wusste. Die kongenialen Nachdichtungen der Lieder des großen Brassens sowie die Übertragungen der Vaganten-Dichtung stehen bei Becker ganz in der Tradition dieser Vorbilder. Zu Beginn des Konzertes hatte Erwin Irmisch, Leiter des Bildungszentrums, den Zuhörerinnen und Zuhörern einen Chansonabend mit Qualität versprochen. Und er sollte Recht behalten. Der kraftvoll-stille Liedpoet Sigi Becker servierte dem Publikum einen Querschnitt durch die Werke seines großen Vorbildes Brassens, dem Inbegriff des literarischen Chansons der 50er bis 80er Jahre. Durch den frühen Tod seines Vaters sei ihm der 1921 geborene Georges Brassens "eine Art Ersatzvater" gewesen, verriet Becker. Dessen Lieder hat Becker in seiner ihm eigenen charmanten Übersetzung ins Deutsche gebracht. "Ich mag gerne französische Chansons und habe die Lieder ausgesucht, die mir persönlich gut gefallen haben und die ich in der Lage war zu übersetzen", betonte Becker. Auch heute noch sind die humorvollen, erotischen, bisweilen aber auch bissigen und von einem Hauch Anarchie umwehten Chansons von Georges Brassens von einer zeitlosen poetischen Qualität. François Villon, der, so Becker, "etwas Wildes, etwas Unstetes, etwas Anarchisches an sich hatte", sei von Brassens als Ahnherr verehrt und zitiert worden. Villon lebte im 16. Jahrhundert und schlug sich als abgebrochener Theologiestudent auf die Seite der Gesetzlosen, der Diebe und Huren, die er in seinen Balladen unsterblich werden ließ. In der Übersetzung von Paul Zech hatte Becker die Balladen von Villon vertont. Und so durften die Besucher Chansons wie "Au bois du mon coeur", Ballade der Vogelfreien, Armer Martin, das Lied der drei Soldaten sowie den immer wieder gerne gehörten "Le parapluie" (Der Regenschirm) genießen. Mit der schönen Kombination aus Liedern und Balladen von Brassens und Villon gelang dem Bühnenkünstler Sigi Becker ein Echo aus vergangener Zeit. re "François Villon hatte etwas Wildes, etwas Unstetes, etwas Anarchisches an sich."Sigi Becker

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