Jazz-Frühschoppen Hommage an den „Mann am Klavier“

Homburg · Der international bekannte Ausnahme-Schlagzeuger Willy Ketzer demonstrierte sein Können am vergangenen Samstag beim Homburger Jazzfrühschoppen. Er präsentierte mit Band ein musikalisches Andenken an Paul Kuhn.

 Gaby Goldberg gab dem musikalischen Andenken an Paul Kuhn am Samstag ihre Stimme, Schlagzeuger Willy Ketzer sorgte taktvoll für den Takt.

Gaby Goldberg gab dem musikalischen Andenken an Paul Kuhn am Samstag ihre Stimme, Schlagzeuger Willy Ketzer sorgte taktvoll für den Takt.

Foto: Thorsten Wolf

Ein Willy Ketzer ist ein Willy Ketzer ist ein Willy Ketzer. Will sagen: Der Ausnahmeschlagzeuger und Bandleader ist eine echte Marke und eine Größe im deutschen und internationalen Jazz der vergangenen Jahrzehnte. In vielen „Rollen“ hat er mit seinem Schaffen deutliche Spuren hinterlassen – einer, der wie Ketzer mit Klaus Doldingers Passport unterwegs war, der hat musikalisches Gewicht.

Am vergangenen Samstag gastierte er im Kreis der Paul Kuhn Family beim Homburger Jazzfrühschoppen. Diese Projekt Ketzers kommt nicht von ungefähr, von 1980 bis 2004 gehörte er als Schlagzeuger zum Orchester von Paul Kuhn, bis 2009 zum Paul Kuhn Trio.

Wenn Willy Ketzer also von Kuhn, dem „Mann am Klavier“ spricht und Kuhns Arrangements über dessen Tod hinaus in die Welt trägt, dann macht das einer, der weiß, war er tut und wovon er spricht. Im Jahr 2012 begleitete Ketzer Paul Kuhn auch bei dessen Auftritt beim Homburger Jazzfrühschoppen – nur eines von zahlreichen Gastspielen des gebürtigen Bad Kreunachers Ketzer in den vergangenen Jahren auf dem historischen Marktplatz. Kommt da Routine auf, wenn auf dem Tourplan wieder mal „Homburg“ steht? Diese Frage verneint Ketzer am Samstag deutlich und grundsätzlich. „Es darf niemals zur Routine werden. Routine geht gar nicht. Das geht ja schon los, wenn ich zu Hause in meinem Keller übe: Der erste Kunde meiner Trommelei bin ja ich selbst. Wenn da schon die Routine anfangen würde, das geht nicht.“ Mit seinen Auftritten in Homburg verbindet Ketzer viele schöne Momente, meistens gutes Wetter, viele nette Leute. „Die Organisation ist perfekt – nach Homburg fährt man gerne!“ Diesmal hatte er eben Paul Kuhn „im Gepäck. Wir reden  über ihn, das ‚All American Songbook‘, über die einzelnen Stücke“.

Dass er selbst 33 Jahre an der Seite dieses Großen des Jazz habe spielen dürfen, das sei eine Ehre gewesen. „Und je länger das zurückliegt, umso mehr merkt man, wie es es war mit diesem Mann zu spielen.“

Was hat Paul Kuhn ausgemacht? Ketzer: „Paul war ein unglaublich netter Mensch. Er hat in 33 Jahren kein einziges böses Wort gesagt, zu niemandem. Das kann ich von mir nicht mal von den letzten 24 Stunden behaupten“, lacht Ketzer. „Es gibt in den USA den Satz ‚being himself‘. Wenn der irgendwo reinkam, dann hat das jeder gemerkt.“

Natürlich sei Paul Kuhn ein super Musiker, Arrangeur und Komponist gewesen, „aber eigentlich, so empfinde ich es, war es seine Persönlichkeit“. Dabei sei es sein Stil gewesen, in seinen Arragements nicht „alles vollzuspielen. Es gibt ja Jazz-Musiker, die müssen alles vollspielen, da blickt am Ende keiner mehr durch, man erkennt keine Melodie. Aber die Leute wollen doch Melodien. Paul hat immer für die Leute gespielt“.

Vor diesem Hintergrund durfte man am Samstag natürlich gespannt darauf sein, was Willi Ketzer am Schlagzeug, Gaby Goldberg als Stimme des Ensembles, Martin Sasse am Piano und Paul G. Ulrich am Bass aus dem Füllhorn des Wirkens von Paul Kuhn mit nach Homburg gebracht hatten.

Als Auftakt servierten Ketzer, Sasse und Ulrich mit Duke Ellingtons „Things ain‘t what they used to be“ ein klassisches Jazz-Instrumental, danach wurde aus dem Trio auf der Bühne dann mit Gaby Goldberg ein Quartett.

Sie gab ihren Einstand am Samstag mit Fats Wallers „Ain‘t misbehavin‘“. Und natürlich ehrte sie den großen Frank-Sinatra-Fan Paul Kuhn auch mit einem echten Evergreen, „Fly me to the Moon“ unterstrich in einer stimmigen Ketzer/Sassen/Ulrich/Goldberg-Version deutlich sowohl das herausragende Können der Paul Kuhn Family als auch ihres legendären Wegbegleiters.

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