Applaus durfte nicht sein

Homburg · Um in die vorweihnachtliche Hektik ein wenig Ruhe einfließen zu lassen, sind die vielen Ensembles und Solisten des Johanneums zum Konzert angetreten. Mit einer Bitte: nicht zu klatschen. Das war schwierig.

 Mit zwei Songs sorgte der Gospelchor des Johanneums für ein klangvolles Finale und einen gelungenen Schluss-Akkord des großen Adventskonzerts in der Aula der Schule. Foto: Thorsten Wolf

Mit zwei Songs sorgte der Gospelchor des Johanneums für ein klangvolles Finale und einen gelungenen Schluss-Akkord des großen Adventskonzerts in der Aula der Schule. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Barfuß sitzt Hannah Kreutzer an einem der Treppenaufgänge hinter der Bühne der großen Aula im Gymnasium Johanneum. Ihre Schuhe hat sie ausgezogen, vielleicht sind die schicken Treter schlicht zu laut. Und leise müssen Hannah und ihre Mitschülerin Selina Höh schon sein, sind die beiden als Bühnendienst doch dauernd Trepp' auf und Trepp' ab unterwegs, ziehen die Vorhänge auf und wieder zu, haben vor allem die jüngsten Musiker im Blick.

Vor der Bühne läuft an diesem Mittwoch das große Adventskonzert des Gymnasiums, die Aula ist bestens gefüllt. Das Programm? In jeder Beziehung und im besten Sinne mehrdimensional. Es wird vor der Bühne, auf der Bühne, über der Bühne gesungen und musiziert, die Titelauswahl reicht von klassisch-weihnachtlich bis hin zu modernem Pop. So geben sich die Musiker des Abends die Klinke, besser, das Mikrofon in die Hand, während Hannah und Selina hinter der Bühne alles im Blick haben und sich vor allem Hannah als unerschöpfliche Informationsquelle in Sachen "Wer singt gerade was auf der Bühne?" erweist.

Den Auftakt machen das Collegium musicum und die Chorgemeinschaft des Johanneums unter der Leitung von Pater Ludger Holtmann. Dann gehört die Bühne Schulleiter Helmut Seiwert. "Angefangen bei unseren Sextanern über das Mäuseorchester, den Gospelchor, das Collegium musicum und die Chorgemeinschaft bis hin zu unseren vielen Solisten - alle haben sie fleißig geprobt, um uns heute Abend die Hektik des Alltags ein wenig vergessen zu lassen. Wir wollen versuchen, in diesen Alltag heute ein wenig Ruhe einfließen zu lassen", spricht's und stellt den Gästen in der Aula die schwierigste Aufgabe des Abends: "Wir wollen bis zum Schluss zwischen den einzelnen Musikdarbietungen auf den Applaus verzichten." Ob das klappt? Dazu später mehr.

Seiwerts Begrüßung ist an diesem Abend nicht das einzige gesprochene Wort. In einer kleinen Ecke der Bühnenlandschaft macht es sich Pfarrer Franz Raquet "bequem". Von dort aus moderiert er und erzählt launige und besinnliche Geschichten rund um die Adventszeit. Auf der Bühne? Dort gibt es ein abwechslungsreiches Programm: Das Mäuseorchester lässt gleich drei Lieder erklingen, danach wird es kerzenscheintauglich mit dem Duett von Anna Lintz und Pia Maria Herrmann, der musikalischen Leiterin des Abends. Nach Julia Leschs Violinen-Solo muss Bühnendienst Hannah Kreutzer unserer Zeitung zum ersten Mal hilfreich zur Seite stehen? Wer bitte ist die Sängerin, die "Mary did you know" zum Besten gibt? "Michelle Andor" kommt lächelnd die Antwort. Es soll nicht die letzte hilfreiche Antwort sein, die Hannah während des rund eineinhalbstündigen Konzerts gibt.

Aber ist da nicht noch etwas jenseits des stimmigen Liederreigens? Genau, die Sache mit dem Nicht-Klatschen bis zum Schluss. Das halten die Gäste fast immer wie gewünscht ein, abgesehen vom einen oder anderen Ausrutscher, pardon, Ausklatscher. Bis, ja bis der kleine Johannes Fernes, begleitet von Karolina Fernes am Klavier, zu seinem Trompeten-Solo ansetzt und die Aula einfach für einen Moment verzaubert. Und das gibt dann doch zwischendrin Applaus, aber ordentlich.

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Auf einen Blick Die Akteure des Adventskonzerts: Collegium musicum, Chorgemeinschaft, die Fünfer-Klassen, das Mäuseorchester, der Gospelchor, Anna Lintz und Pia Maria Herrmann (The first Novell ) Julia Lesch (Siziliana), Michelle Andor und Alena Gräber (Mary did you know), Alina Schäfer (Die Tanne), Johanna Kilburg und Lea Pauli (Loillet), Karolina und Johannes Fernes (Deck the Hall), Elena Larsen und Nikola Klein (Russische Fantasie), Hannah Bentz, Kristin Bubel, Niclas Munz, Manuel Wentz und Anne Bächle (My grown up Christmas List), Pauline Schröer, Leonie Becker und Lea Stöhr (All of me). thw

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