Spiesberger sagen Servus

Spiesen · Mit zwei Abschiedskonzerten sagen Benno Schorr und Gerd Dupré nach acht Jahren „Spiesberger“ musikalisch Servus. Nummer eins am Sonntag war so gut besucht, dass zusätzlich bestuhlt werden musste. Trotz des melancholisch stimmenden Anlasses wurde es ein höchst heiterer Abend.

Großes Bohei ist einfach nicht ihr Ding, weshalb Benno Schorr und Gerd Dupré ihr Abschiedskonzert schlicht und lässig "Das war's!" nannten. Acht Jahre unterhielten sie als Spiesberger das stets geneigte Publikum mit Couplets und Balladen. Dass ihre Zielgruppe dabei in der Ü-60-Liga spielt, liegt in der Natur der Dinge. Wer sonst verbindet heute noch mit Namen wie Paul Hörbiger, Hans Moser oder Robert Stolz ein Gesicht und hat Muße, kleinen Liedergeschichten über zig Strophen hinweg stillvergnügt bis zum wahlweise amüsanten oder makabren Ende zu folgen?

Auch am Sonntagnachmittag überwog weißes und silbernes Haar im Auditorium des fast zu klein bemessenen Rathaussaales, den ein paar schnell herbeiorganisierte Stühle an seine Kapazitätsgrenze brachten. Technischen Widrigkeiten zum Trotz - der Scheinwerfer gab etwas zu früh den Geist auf - erwies das Duo im ersten Teil des Programms noch einmal gut gelaunt Otto Reutter und Georg Kreisler ihre Reverenz, biografische Details und kleine Anekdötchen inklusive. Ein mit souveräner Leichtigkeit angestimmtes Klavier , hie und da ein Pling auf der Triangel, ein wenig Tambourin-Rasseln, eine langjährig trainierte Singstimme - und schon nahmen die Spiesberger einen wieder gefangen. Wobei man mit Gassenhauern wie "Nehm se'n Alten" oder "Der Überzieher" ja immer auf der richtigen Seite ist.

Nach der Pause und mit neuem Outfit spazierte man dann musikalisch durch Berlin und Wien, was oft in die eine oder andere Moritat mündete. Da wurde frisch und frei vergiftet, erwürgt und ertränkt und nebenbei noch geklärt, wie es sich liberal oder konservativ stirbt.

Zum Begriff Spiesberger kam es seinerzeit übrigens auf Betreiben des Bürgermeisters, der einen "griffigen Namen" wollte, erinnert sich Gerd Dupré. "Ich hab zwei Nächte drüber geschlafen", dann war der Mix aus Spiesen und Elversberg, die jeweiligen Wohnorte des Mathematikers und des Textilkaufmanns, amtlich. Musik haben sie im Übrigen schon immer gemacht - nach Feierabend. "Als Student war das notwendig, um Geld zu verdienen", erinnert sich Benno Schorr. "Allerdings war das Tanzmusik." Dupré wiederum, der 42 Jahre ein Modehaus im Ort leitet und mittlerweile 83 ist, konnte vor seiner späten Spiesberger-Karriere diverse Engagements als Moderator vorweisen. Auch als Chorleiter war er aktiv.

Aus Altersgründen ziehen sich die zwei Herren mit ihrer Musik nun endgültig zurück ins Private. "Es hat viel Spaß gemacht", betont Schorr, der auch schon 78 Lenze zählt. "Aber langsam wird es anstrengend. Wir hören lieber jetzt auf, als dass irgendwann mal jemand sagt, nun wäre es an der Zeit." Gelüftet wurde sogar noch das kleine Geheimnis, was in der ist Thermoskanne, die bei Dupré auf der Bühne dazu gehört: "Eine Tee-Mischung aus Pfefferminze und Kamille."

Wesentlich spektakulärer fiel dagegen das Finale aus. Stehend applaudierten die Zuhörer und bedankten sich beinahe enthusiastisch bei ihren Spiesbergern. Die ließen sich nicht lumpen und gaben noch zwei Zugaben, darunter, ganz untypisch, den noch gar nicht so antiken Paulchen-Kuhn-Schlager "Nochn Bier", in den der ganze Saal fröhlich einstimmte. Ein frisch gezapftes Helles gab es dann nicht nur für den Mann am Klavier , sondern selbstverständlich auch für seinen singenden Kompagnon am Stehtisch. Das haben sie sich verdient. "Zum Wohl!"

Die wirklich allerletzte Chance, die Spiesberger noch einmal in Aktion zu erleben, bietet sich am Sonntag, 12. Oktober, um 17 Uhr im Rathaussaal in Spiesen .

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