Homburger Frauen zeigen Klamauk mit ernsthafter Note

Ottweiler · Ein Best-of hat das Homburger Frauenkabarett im Ottweiler Schlosstheater gezeigt. Vor voll besetztem Haus begeisterte das Quintett mit Liedern und Sketchen rund um späte Schwangerschaft, Politik und mehr.

Ist das etwa ein Babybauch. Mit 57? Hedwig aus "Asswiller" alias Birgit Schöndorf strahlt übers ganze Gesicht. Na allemal! Sie ist schwanger mit Enkeltochter Samantha, verrät sie ihrer hausbackenen Freundin. "Das trag ich für Sabrina aus, die Junge habe doch kei Zeit." Gerda (Ursula Pfeiffer-Anslinger) ist schwer beeindruckt, wüsste jetzt aber wirklich gern mal, wie das Bobbelche "da rinn kumm is".

Diese Antwort blieb das Homburger Frauenkabarett (HFK) seinem Publikum in der seit Wochen ausverkauften Vorstellung im Schlosstheater vorsätzlich schuldig - und manch andere auch. Die fünf Damen der Reifeklasse Ü50, von Beruf Grundschullehrerin, Sprecherzieherin, Sozialarbeiterin und gemeinsam praktizierende Gynäkologinnen, sind mehr für Fragen zuständig, Lageberichte, den Finger in die Wunde legen und ein bisschen drin rumbohren, aber eben nicht für Erste Hilfe oder "die Moral von der Geschicht', die gibt es nämlich nicht". Also alles wie immer - nur noch besser.

Zum Auftakt intonierte das Quintett ein Medley aus diversen früheren Begrüßungsliedern. Was dann auch das Konzept des Abends vorwegnahm: Seit 2002 hat das HFK etliche erquickliche Programme unter der Regie von Thomas Engel inszeniert, da war es längst mal an der Zeit für ein "Best-of". Bei dem durfte der Rap der Doofen ("Ein bisschen Dummheit tut nicht weh") genauso wenig fehlen wie Schorsch Strunzmeier (Silke Müller), der mit Wazzi Tamagotchi (köstlich Gisela Walter), geordert aus dem Thai-Katalog, ein so zartes wie gerissenes Persönchen an seiner bulligen Seite hat: "Alles hat ein Ende, auch del Sohls hat eins, und dann ist alles meins."

Zum Schreien komisch und daueraktuell sind "Parteien ohne Wahl": eine Politik-Persiflage über die Droge Nummer eins in der Bundesrepublik. Zunehmend angesäuselt schwadroniert ein trinkfreudiger Vertreter von "Bündnis Wohlsein - Die Blauen" über das "Grundrecht auf Rausch", die Legitimation gleich mitliefernd: "Dummheit frisst, Intelligenz säuft" - diese Hochgeschwindigkeits-Vollrausch-Performance macht Heidi Hennen so schnell keiner nach.

"Super", lautete dann auch der Kommentar von Wilrun Schellinger. Sie war froh, nach zwei Fehlversuchen endlich mal Karten erwischt zu haben. Dass die Fünf beides können, Kabarett und Gesang, sei klasse. Nicht nur Ehemann Edwin hatte im Vorfeld Sorge, die Männerwelt könne vielleicht nicht so gut wegkommen. Eingezogener Kopf und leichtes Ohrenhängenlassen seien beim Betreten des Saals öfters zu beobachten gewesen, grinste Schellinger. Zum Glück völlig grundlos - bekamen doch beide Geschlechter ihr Fett weg. "Das ist nicht nur Klamauk, sondern hat immer auch eine ernsthafte Note." Wobei das Semiprofessionelle den besonderen Reiz des HFK ausmache, betonte Wilrun Schellinger. Und vielleicht auch das Alter. "Man merkt, dass da schon Großmütter dabei sind. Die nehmen sich selbst nicht so ernst."

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