Die vergangene Woche macht „Tunji“ nachdenklich

Neunkirchen · Beleidigungen und Pyrotechnik von den Fans in Salmrohr, dazu Schlagzeilen über vermeintliche schwarze Konten: Borussia Neunkirchen erlebte vor dem Heimspiel gegen Karbach eine turbulente Woche. Da verging sogar dem stets gut gelaunten Sportvorstand Adetunji Adeyemi das Lachen.

 Adetunji Adeyemi erlebt als Sportvorstand von Borussia Neunkirchen derzeit turbulente Zeiten. Foto: Thomas Burgardt

Adetunji Adeyemi erlebt als Sportvorstand von Borussia Neunkirchen derzeit turbulente Zeiten. Foto: Thomas Burgardt

Foto: Thomas Burgardt

Fußball-Oberligist Borussia Neunkirchen empfängt an diesem Samstag um 16 Uhr den FC Blau-Weiß Karbach im Ellenfeld. Der Aufsteiger aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis spielt nach dem Meister-Titel in der Rheinlandliga nun zum ersten Mal in der Oberliga. Das 600-Einwohner-Dorf liegt in der Nähe von Boppard am Rhein.

Bei der Borussia sind die Sorgen derzeit groß, es ist mehr von sich daneben benehmenden Fans , der Insolvenz und der Staatsanwaltschaft die Rede als vom guten Saisonstart. Das wirkt sich auch auf Adetunji Adeyemi aus. Normalerweise hat der freundliche Sport-Vorsitzende stets ein Lächeln auf den Lippen, doch in den vergangenen Tagen war ihm gar nicht mehr zum Lachen zumute. "Zunächst habe ich tief betroffen die Nachricht von den vermeintlich schwarzen Konten aufgenommen, dann musste ich mit ansehen und anhören, was so genannte Borussen-Fans in Salmrohr veranstalteten", sagt Adeyemi nachdenklich. Finanziell hatte der 44-Jährige den Verein zuvor auf "einem sehr guten Weg" gesehen, die drohende Insolvenz abzuwenden.

Und sportlich sei die Freude über den 4:2-Sieg in Salmrohr "massiv getrübt" worden. "Wir als aktueller Vorstand hatten keine Kenntnis von diesen Konten. Und dann musst du dich in dieser eh schon schwierigen Zeit von diesen Leuten beleidigen lassen und wirst zum Rücktritt aufgefordert", sagt "Tunji" und ergänzt: "Wir stecken alle sehr viel Herzblut und Arbeit in diesen Verein. Ich bin gerne Sport-Vorsitzender und A-Jugend-Trainer. Beide Aufgaben mache ich trotz des hohen zeitlichen Aufwandes ehrenamtlich. Aber am Samstag musste ich mir erstmals Gedanken darüber machen, ob es nicht besser ist, zu gehen."

Adeyemi war 1994 vom nigerianischen Erstliga-Club Ibanda Shooting Stars zur damals noch in der drittklassigen Regionalliga spielenden Borussia gekommen. "Tunji" wurde Publikumsliebling und trainierte später auch die zweite und erste Mannschaft. Er lässt sich nicht von den jüngsten Rückschlägen unterkriegen und "hofft weiterhin inständig" auf die Rettung des Traditionsvereins. "Man kann in der Öffentlichkeit gar nicht oft genug betonen, über welch tollen Charakter unsere Jungs verfügen. Alle Spieler sind noch da, hauen sich weiterhin voll rein und sind zu einer echten Einheit zusammengewachsen. Jetzt haben wir endlich eine Mannschaft, die wir uns lange Zeit gewünscht haben und es muss einfach weitergehen."

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