Mg-fs-josefinchens-heiligabendDer Fremde in der Festtagsküche

Mettlach. SZ-Leser Ludwig Fixemer aus Mettlach hat uns eine besonders schöne Geschichte zu Weihnachten erzählt. Dabei betont er, dass sie absolut wahr ist."Wir schreiben das Jahr 1946. Es ist der 24. Dezember, also Heiligabend. Der schreckliche Krieg ist seit eineinhalb Jahren zu Ende. Josefinchen, ihre Mama und ihre beiden Brüder, neun und elf Jahre alt, stapfen zur Christmette

Mettlach. SZ-Leser Ludwig Fixemer aus Mettlach hat uns eine besonders schöne Geschichte zu Weihnachten erzählt. Dabei betont er, dass sie absolut wahr ist."Wir schreiben das Jahr 1946. Es ist der 24. Dezember, also Heiligabend. Der schreckliche Krieg ist seit eineinhalb Jahren zu Ende. Josefinchen, ihre Mama und ihre beiden Brüder, neun und elf Jahre alt, stapfen zur Christmette. Die beginnt schon am frühen Nachmittag. Besonders schön gestaltet wird sie gerade für Kinder von Pastor Koll, Rektor Bastgen und Organist Otto Löcherbach. Josefinchen ist vier Jahre alt. Die Texte der Gebete und Lieder kennt sie noch nicht. Mit umso größerer Andacht ist sie dabei, als von den Hirten im Felde gesprochen und gesungen wird, von Maria und erst recht vom Jesuskindchen. Die große Krippe vorn am Altar beschert auch den Kleinsten eine festliche Stimmung. Es wird viel gesungen. Nach der Mette gehen die Besucher nach Hause, jeder in eine andere Richtung. Mittlerweile ist es stockdunkel. Josefinchen glaubt, am Himmel den Stern von Bethlehem zu sehen. Hatte sie doch bis zur Lutwinusstraße mit ihren Brüdern und Mama einen weiten Weg vor sich.Daheim angekommen, läuft Josefinchen einige Schritte voran. Sie will als erste in der Wohnung sein. War vielleicht das Christkind schon im Hause gewesen? Die Haustür ist nicht verschließbar, Folge von Kriegseinwirkungen. Ein großer eiserner Griff braucht nur herunter gedrückt werden, schon ist die Tür offen. Josefinchen erschrickt und staunt gleichzeitig. Sie rennt in die schwach beleuchtete Küche und ruft: "Mama, Mama, komm schnell! In der Küche sitzt ein fremder Mann, mit langen Haaren und dickem Bart." Die beiden Brüder müssen all ihren Mut zusammen nehmen: "Ein fremder Mann in der Wohnung?" Die Kinder kommen in die Wohnung, der fremde Mann und die Mama liegen sich in den Armen. "Kommt her, Kinder, das Christkind hat euern Papa wieder gebracht." Jetzt liegen sich alle in den Armen, und Josefinchen sieht zum ersten Mal ihren Papa. Bis spät in den Heiligen Abend hinein sind die Stimmen der Kinder und Eltern zu hören: "Frohe Weihnachten! Frohe Weihnachten!" fs "Kommt her, Kinder, das Christkind hat euern Papa wieder gebracht!"

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