Heimatgefühle, die im Bauch wachsen

Zugereist · Da der Zugereiste schon 15 Jahre hier lebt, ist er sich nicht ganz sicher, ob er überhaupt noch als "zugereist" gilt. Hat er doch das saarländische Lebensmotto schlechthin schon lange verinnerlicht. "Hauptsach' gudd' gess'".

 Michael Aubert

Michael Aubert

Foto: Robby Lorenz

Frei nach der Devise "Integration geht durch den Magen" hat er sich in den vergangenen Jahren beinahe durch die gesamte saarländische Küche gefuttert: Von Dibbelabbes über Lyonerpann' bis Grumbeersalat - unzählige Schwenk-Abende nicht eingerechnet. Seine Verlobte (eine gebürtige Dudweilerin) hat dies in nicht unerheblichem Maße unterstützt - so sehr, dass es sich mittlerweile nicht mehr verbergen lässt. Weil er und seine Verlobte gerne kochen und um zu demonstrieren, dass der Zugereiste beinahe gänzlich integriert ist, brachte er gleich in seiner zweiten Woche zur Mittagspause eines der saarländischsten Gerichte schlechthin mit: Gefillde mit Rotkraut und Specksoß. Oder waren es Geheirade? Oder Hoorische? Mit einem Mal ging die Sicherheit des sich so assimiliert Wähnenden flöten. Nur gut, dass sein saarländischer Kollege selbst ein Heimat-Kochbuch zu Rate ziehen musste, sonst hätte sich der Zugereiste ernsthafte Sorgen um seine bisherigen Integrationsbemühungen gemacht. Aber, das hat er auch gelernt: Rotkohl geht nicht - da gehört Sauerkraut dazu!

Michael Aubert ist in Augsburg geboren und macht im Rahmen seines Volontariats bei der SZ zurzeit Station in Merzig.

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