In diesem See badet man im Hier und Heute

Saarbrücken. Marguerite Donlon hegt ein Faible für die berühmten Paare der Ballett-Literatur und deren unerfüllte Liebe. Nach ihren Erfolgen "Giselle: Reloaded" und "Romeo und Julia" nimmt sich die Chefin der Donlon Dance Company, des Balletts des Saarländischen Staatstheaters, nun als dritten Klassiker Tschaikowskys Schwanensee vor

Saarbrücken. Marguerite Donlon hegt ein Faible für die berühmten Paare der Ballett-Literatur und deren unerfüllte Liebe. Nach ihren Erfolgen "Giselle: Reloaded" und "Romeo und Julia" nimmt sich die Chefin der Donlon Dance Company, des Balletts des Saarländischen Staatstheaters, nun als dritten Klassiker Tschaikowskys Schwanensee vor. Eine wichtige Rolle bei Donlons Neufassung unter dem Titel "Schwanensee - Aufgetaucht" soll der Kontrast zwischen Tschaikowskys Originalmusik (interpretiert vom Saarländischen Staatsorchester unter Stabführung von Christophe Hellmann) und den eigens für diese Produktion geschaffenen modernen Klangwelten des Komponistenduos Sam Auinger und Claas Willeke spielen. Sam Auinger, geboren im österreichischen Linz und heute in Berlin arbeitend, beschäftigt sich seit den 1980er-Jahren mit Computermusik, Sounddesign und Psychoakustik und unterhält das Duo A+O mit Bruce Odland. Außerdem ist der Gastprofessor für experimentelle Klanggestaltung an der Universität der Künste Berlin Mitgründer der Medienband Berliner Theorie und der Künstlergruppe Stadtmusik. Der Jazzsaxofonist und Elektronikspezialist Claas Willeke, Professor an der Hochschule für Musik Saar, wirkte ebenfalls lange in der Berliner Szene und zählt heute mit Unternehmungen wie "Die Redner" und In-Zeit-Ensemble zu den zentralen Aktivisten der Experimental-Landschaft an der Saar. Seit gut einem Jahrzehnt verbindet Auinger und Willeke eine künstlerische Freundschaft; Schwanensee ist ihr viertes Ballettprojekt mit Marguerite Donlon. "Wie Donlon in ihrer Choreografie und Inszenierung diese Werke neu erzählt, sie ins 21. Jahrhundert holt, ohne den ursprünglichen Gedanken und die ursprüngliche Geschichte zu verlieren", erläutert Willeke, "so versuchen wir eine eigene Klangsprache für die Neuinterpretation zu entwickeln und damit neue emotionale Schichten und Deutungsmöglichkeiten zu eröffnen." Zentrale Ziele seien eine enge Verzahnung mit der Originalmusik, ein dynamisches, dramaturgisches und inhaltliches Aufeinander-Abstimmen und eine Bereicherung in musikalischer, klanglicher und atmosphärischer Hinsicht. "Diese Werke und ganz speziell Schwanensee haben sich im öffentlichen Gedächtnis weiterentwickelt und verändert, sie werden nicht mehr als eine große Geschichte verstanden", so Willeke, "die großen dramatischen Teile und ihre Melodien sind heute fest im klassischen Kulturkanon verankert, die restlichen Teile dieser Werke repräsentieren nurmehr die Klangsprache der romantischen Epoche und hatten damals wie heute dramaturgische Aufgaben zu erfüllen, um eine Geschichte mit Tanz erzählbar zu machen." Dieser Umstand erlaube, nun in die Werke einzugreifen, sie mit neuen Klängen zu konfrontieren und zu erweitern. Willeke: "Wir tun dies mit großem Respekt für diese Riesen unserer Zunft und ihre Kunst." uhrPremiere: Samstag, 28. März, 19.30 Uhr, Staatstheater: Infos: (0681) 3092-486.

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