Kanonendonner: 200. Geburtstag der 30erDer Kaiser kommt! Drei Tage Schau und VorführungenHeeresmusikkorps, Bergkapelle, Hüttenkapelle und Blasmusik

Saarlouis. Blaue und rote Uniform, die 30 auf der Schulterklappe, das "4. rheinische Infanterie-Regiment Nr. 30", das Hausregiment von Saarlouis, gehörte um 1900 zum Stadtbild. Nicht viel blieb vom Regiment "Graf Werder". Der Name der heutigen Saarlouiser Kaserne, ein Kriegerdenkmal

Saarlouis. Blaue und rote Uniform, die 30 auf der Schulterklappe, das "4. rheinische Infanterie-Regiment Nr. 30", das Hausregiment von Saarlouis, gehörte um 1900 zum Stadtbild. Nicht viel blieb vom Regiment "Graf Werder". Der Name der heutigen Saarlouiser Kaserne, ein Kriegerdenkmal.Ein buntes "Festungsfest" im Mai soll nun daran erinnern, dass das Saarlouiser Regiment vor 200 Jahren gegründet wurde. Es hat eine eigenartige Geschichte.

1812 hatte Napoleon das Herzogtum Oldenburg besetzt. Graf Peter von Oldenburg floh nach Russland und gründete dort die Deutsch-Russische Legion: in russischen Diensten gegen Frankreich, von England finanziert und ausgestattet. In ihren Reihen auch Holländer.

1815, nach der Niederlage Napoleons, wurden drei Bataillone der Legion als königlich preußisches Infanterieregiment Nr. 30 von Preußen übernommen, rund 2200 Mann. Stationiert waren die 30er in Danzig, Koblenz, Jülich, Trier und Köln, in Frankfurt Kassel, Mainz und schließlich Thionville (Diedenhofen). Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 ernannte Kaiser Wilhelm I. General Graf Werder zum Regimentschef; er blieb es bis 1887.

In der Kaserne VI

In dieser Zeit, 1876, wurde das "4. rheinische Infanterie-Regiment Nr. 30" in die alte Festungsstadt Saarlouis verlegt. Preußen hatte sie 1815 von ihren Gründern, den Franzosen übernommen. Die 30er rückten in die 1876 erst 15 Jahre alte "Kaserne VI" ein: heute Polizeiwache und städtisches Museum in der Kneipen-Altstadt von Saarlouis, ein städtebauliches Juwel.

Nach dem Tod von Werder bekam das Regiment 1889 den Namen "Graf Werder".

In den Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) rückten die 30er mit gut 3300 Mann. 1916 und 1918 wurden die drei Bataillone fast komplett vernichtet.

Zum 15. April 1919 wurde das Infanterieregiment Graf Werder aufgelöst. In seinen Reihen standen zum Beispiel der spätere Reichskanzler Heinrich Brüning, der spätere saarländische Ministerpräsident Heinrich Welsch und Wilhelm Adam, später Generalmajor bei der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR.

Bärbeißig? Sieht nur so aus

An das Regiment, das an allen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen 1812 und 1918 teilnahm, erinnert seit 2006 ein Traditionsverein "Die Dreissiger". Bärbeißiges Preußentum ist dem Verein fremd, wie der Vorsitzende, der Arzt Dr. Frank Morgenthal, versichert. Durchaus glaubwürdig, wie Spaßaktionen beweisen, darunter eine Fahrt in der Berliner U-Bahn in voller Montur. In Berlin, Völklingen und Saarbrücken fanden die Freizeit-Preußen viel Aufmerksamkeit.

Der Verein hat sich Verstärkung geholt, um den 200. Geburtstag der 30er mit einem historischen Spektakel im Saarlouiser Stadtgarten zu feiern, vom 24. bis 27. Mai.Saarlouis. 15 Kanonen sind angesagt für das dreitägige Fest zum 200. Gründungstag des Infanterieregimentes Graf Werder, das von 1876 bis 1919 in Saarlouis stationiert war. Das Fest beginnt am Abend des Donnerstag, 24. Mai, und endet am Sonntag, 27. Mai, gegen 18 Uhr. Es findet im Stadtgarten Saarlouis statt: ein Park zwischen Mauern und Gräben eines Vorwerks der Festung Saarlouis. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde nach 1815 von Preußen umgebaut.

21 Schuss Salut werden geschossen, wenn der Kaiser kommt (Samstag, 15.30 Uhr, und Sonntag, 15 Uhr). Der echte Kaiser Wilhelm I. hat die 30er 1876 in Saarlouis stationiert. Der echt aussehende gehört einem der Traditionsvereine an, die mehr als 100 historische Soldaten verschiedener Epochen darstellen. Dem Kaiser werden sie im Appell alle vorgestellt. Eine Fahrzeug- und Waffenschau, zum Teil historisch, zum Teil aktuelle Modelle der Saarlandbrigade, ist am Freitag ab 14 Uhr zu sehen. Freitag um 19 Uhr ist öffentlicher Kameradschaftsabend in einem Oktoberfest-Zelt. Samstag ab zehn und Sonntag ab 13 Uhr können die Gäste Vorführungen erkunden, das Exerzieren beobachten, frisches Kommissbrot essen und hier und da mitmachen. Die Dreissiger zeigen "Reenactements", historisch korrekte Darstellungen. Es gibt weiter historische Waffenvorführungen und ebenso historische Feuerlöschübungen. Samstag um 19 Uhr ist im Zelt der Kommers, die Geburtstagsfeier. "Salut Vauban" heißt das Fest. Dass Preußens Gloria zum Wiegenfest ein Motto wählt, das Vauban grüßt, den französischen Festungsbaumeister der Stadt aus dem 17. Jahrhundert, zeigt die Marschrichtung des Festes: bestimmt nicht feindlich. we

Die-30er.de

Saarlouis. Mit Preußens Soldaten kam erstmals auch Musik fürs Volk nach Saarlouis. Militärkapellen waren auch bei bürgerlichen Anlässen beliebt. Das hat der Musikhistoriker Björn Jakobs im Rahmen einer Doktorarbeit kürzlich dokumentiert. Den 200. Geburtstag der 30er wird denn auch das Heeresmusikkorps 300 aus Koblenz mit einem historischen Serenadenkonzert im Stadtgarten eröffnen: bereits am Donnerstag, 24. Mai, 19 Uhr. Dr. Frank Morgenthal vom Traditionsverein "Die Dreissiger" und Jürgen Paschek aus Saarlouis, die das Fest organisieren, versprechen eine "faustdicke Überraschung" bei dem Konzert. Mit Musik geht's weiter: Freitag, 17 Uhr, spielt der Reservisten-Musikzug der Bundeswehr, um 19 Uhr im Zelt der Orchesterverein Hostenbach; am Samstag beim Kommers ab 19 Uhr die Bergkapelle der RAG an der Saar; am Sonntag ab elf Uhr zum Frühschoppen die Werkskapelle der Dillinger Hütte, ab 15 Uhr der Orchesterverein Roden. we

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