Für das Auge und gegen den Stress

St Ingbert · Wenn man das Stichwort „Nervennahrung“ einmal in eine bekannte Suchmaschine eingibt, so spuckt diese Schokolade oder Studentenfutter aus. Fragt man Frieda Becker aus St. Ingbert, verweist sie auf ihren Garten. Die SZ durfte einen Blick hinein werfen. Wo? Natürlich in der Tulpenstraße.

 Das grüne Wohnzimmer von Frieda Becker befindet sich im St. Ingberter Südviertel in der Tulpenstraße. Foto: Cornelia Jung

Das grüne Wohnzimmer von Frieda Becker befindet sich im St. Ingberter Südviertel in der Tulpenstraße. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Frieda Beckers ganzer Stolz sind die Blumen hinter und die Yuccapalme vor dem Haus. Seit die 72-Jährige wegen der Erkrankung ihres Mannes und dem Autounfall des mittlerweile 47-jährigen Sohnes vor 21 Jahren nicht mehr so oft von ihrem Zuhause in der Tulpenstraße weg kann, ist der Garten ihr Refugium. Hierher zieht sie sich mit ihrer Familie zurück, lädt sich Gäste ein und schaut in ihre "Herrgottsecke", eine kleine Nische mit Heiligenfigur und Kieselsteinen drum herum, oder auch eine mediterran angehauchte Stelle im äußersten Winkel des kleinen Gartens.

Bis vor einem Jahr standen dort noch ein paar stattliche Kakteen, die im Winter drin blieben und im Frühjahr aus dem Topf wieder ins Erdreich ausgesetzt wurden. Doch mit der Zeit wurde es mit dem Hin- und Hertragen trotz Zuhilfenahme einer Sackkarre zu beschwerlich und so stehen die stacheligen Gesellen im Wohnzimmer und an der Hauswand. Im Garten gibt es immer etwas zu tun, zu gucken oder auch zu pflanzen. Gartenarbeit macht Frieda Becker Spaß und lenkt sie ab. "Das ist für mich die reine Nervennahrung", so die gebürtige Heckendalheimerin. "Himmelreich" und "Paradies" sind dann auch die Koseworte, die sie ihrem grünen Wohnzimmer gibt. Es grünt und blüht vorm, hinterm und neben dem Haus.

"In diesem Jahr waren die Schwertlilien so schön", so Frieda Becker und zeigt Fotos, auf denen gelbe, rosa und auch schwarze, blumige Schönheiten zu sehen sind. Noch macht sie alles selber. "Meine Männer halten mich fit", lacht die rüstige Seniorin und zählt die Tätigkeiten auf, die im Garten eben so anfallen, vom Rasen mähen übers Kehren bis zum Unkraut zupfen. Langweilig wird ihr dabei mit Sicherheit nicht und es kommt ihr nicht in den Sinn, die Tätigkeiten als Arbeit zu bezeichnen. Es ist eine Abwechslung. Auch ihr Enkel konnte sich eine Zeit lang im Vorgarten verewigen: "Er wollte immer Sonnenstrahlen haben und da hat er mit großen Steinen Strahlen welche gelegt, zwischen denen Blümchen gepflanzt wurden", so die Oma. Ein Foto zeigt einen fantasievoll angelegten Vorgarten, den es unter anderem deshalb nicht mehr gibt, weil freilaufende Katzen auch ihre Begeisterung für das grüne Entree entdeckten und ihrerseits Löcher buddelten. Heute steht dort als Solitärpflanze eine Yuccapalme, die Frieda Becker vor 15 Jahren als fünf Zentimeter hohes Pflänzchen von ihrer Schwägerin geschenkt bekam. Doch auf der Mauer "ging" sie nicht und so erhielt sie einen Ehrenplatz vorm Haus, wo sie auch jedes Jahr wie wild blüht. Waren es sonst immer fünf Blüten, die das Gewächs zierten, sind es in diesem Jahr sieben und genau so viele Ableger. Interessenten dafür finden sich immer. Im Winter bleibt die Palme draußen und fühlt sich trotzdem, oder gerade deshalb, sichtbar wohl. "Ich hatte sie mal abgedeckt, aber da sind die Ästchen faul geworden. Und welche Spezialbehandlung genießt das Prachtexemplar von Palme? Scheinbar keine, aber die St. Ingberter Gartenerde scheint hier das Patentrezept zu sein.

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