Morsch: Land braucht Rechtsmedizin

Homburg · . Ein Bundesland ohne Rechtsmedizin hat ein Problem: Es kann seine Verbrecher womöglich nicht wirklich dingfest machen, die neuesten Designer-Drogen nicht so schnell aufspüren, wie es die Polizei gerne hätte - und bei der Klärung von Kindesmissbrauch müsste man Experten von auswärts rufen.

"Für unsere Justiz ist es ganz wichtig, die Kompetenz vor Ort zu haben", betonte Justiz-Staatssekretärin Anke Morsch (SPD ) gestern bei einem Besuch am Institut für Rechtsmedizin am Uniklinikum des Saarlandes in Homburg . Dafür gab es einen guten Grund: Die Bauarbeiten für ein neues Gebäude auf dem Campus in Homburg sind in vollem Gange, beendet wird der erste Bauabschnitt im Frühjahr 2016, der zweite ein Jahr später, informierte Professor Peter Schmidt, der Leiter des Institutes. Ist alles fertig, hat der Bau rund 20 Millionen Euro gekostet, allerdings ist darin auch die Pathologie enthalten, die mit der Rechtsmedizin unter ein Dach ziehen wird.

Teurer Brocken ist die Technik, denn wirksame Kühlung und Lüftung sind in einem solchen Gebäude unabdingbar. Die Rechtsmedizin ist an der Schnittstelle zwischen Dienstleistung fürs Land sowie Forschung und Lehre für den Mediziner-Nachwuchs angesiedelt. Denn einerseits werden Blutproben oder ungeklärte Todesfälle vom Land an die Rechtsmedizin überwiesen, andererseits ist das Fach aber auch Pflicht für jeden Studenten. "Wir als Uniklinikum geben die Standards vor", betonte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger, "wir müssen an den neuesten Entwicklungen dran sein, ob das bei giftigen Stoffen oder bei den neuesten Methoden der DNA-Analyse oder der Computersimulation ist." Würde man all diese Kompetenz nach außen geben, gehe dem Saarland wichtiges Wissen verloren und es koste am Ende mehr, als man einspare, so Morsch. Am Institut sind 40 Mitarbeiter beschäftigt, neben Medizinern auch Biologen und Pharmazeuten . Im Schnitt werden 150 Obduktionen pro Jahr durchgeführt.

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