MINT-Studiengänge Fleiß ist wenigstens so wichtig wie Begabung

Stuttgart/Hannover · Engagement und konzentrierte Arbeit sind in den sogenannten MINT-Fächern die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg im Studium.

 In den sogenannten MINT-Fächern haben Studenten nach ihrem Abschluss heute die besten Jobaussichten.

In den sogenannten MINT-Fächern haben Studenten nach ihrem Abschluss heute die besten Jobaussichten.

Foto: dpa-tmn/Westend61

(dpa) Rund 1,1 Millionen Studenten waren im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes an deutschen Hochschulen in einem mathematischen, ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Fach eingeschrieben. Vier von zehn Studenten belegen danach eines der sogenannten MINT-Fächer. Ihnen werden die besten Berufsaussichten nachgesagt, doch sie gelten als schwierig.

„Sie müssen nicht genial sein für ein MINT-Studium, aber was Ihnen an Begabung für die Inhalte fehlt, müssen Sie mit Lernbereitschaft ausgleichen“, sagt Norbert Röhrl vom MINT-Kolleg Baden-Württemberg. Er und seine Kollegen bereiten Abiturienten speziell darauf vor. Wichtig für Quereinsteiger: Wer nach einer Meisterprüfung ein MINT-Studium beginnen will, muss den Lehrstoff intensiv vorarbeiten. „Man sagt den Quereinsteigern häufig nicht, dass man im Studium, zumindest in der Mathematik, Abiturniveau von ihnen erwartet“, beklagt Röhrl. Eine mathematische Begabung sei hilfreich, viel wichtiger sei aber, dass man sich für das Ziel begeistern könne.

Das Spektrum ist breitgefächert. Es reicht von der Technischen Mathematik oder Informatik bis hin zu solchen Fächern, die Ulrike Struwe vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit als „Bindestrich-MINT-Fächer“ bezeichnet – also etwa Textil-Ingenieurwesen, Bio-Informatik, Medizin-Technik oder Wirtschafts-Informatik. Diese Fächer haben einen hohen Anteil der Grundfächer, sind aber laut Struwe deutlich stärker auf den Anwendungsbereich fokussiert. Häufig sei dies der Grund, warum sich junge Frauen für diese Studiengänge entschieden.

Abhängig von der Ausrichtung des MINT-Faches variieren die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. „Für bestimmte Studiengänge, wie Bio-Informatik, stehen aufgrund der Spezialisierung nicht so viele Arbeitsplätze zur Verfügung wie für reine Informatiker“, erklärt Struwe. Die Berufsaussichten gelten aber als gut. Laut dem aktuellen MINT-Frühjahrsreport des Instituts der Deutschen Wirtschaft fehlen derzeit fast 315 000 Fachkräfte in MINT-Berufen – so viele wie noch nie zuvor.

Früher galt in MINT-Berufen die Regel: Sobald die Arbeitsmarktsituation schwierig wurde, gab es weniger Studienanfänger. „Ein paar Jahre später herrschte dann Mangel, daraufhin stieg die Nachfrage wieder, und alle rannten erneut in die MINT-Fächer“, erklärt Kolja Briedis vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung.

Dieser Zyklus scheint durchbrochen: „Wir kommen von einem sehr niedrigen Niveau“, sagt Briedis. Zur Jahrtausendwende gab es wenige Studienanfänger. In den Abschwungphasen konnte man sonst beobachten, dass Ingenieure und Techniker Schwierigkeiten hatten. „In der letzten großen Krise blieb das aus, die Unternehmen versuchten, ihre Leute zu halten“, sagt Briedis. „Ich würde davon ausgehen, dass die Nachfrage auch in nächster Zeit so bestehen bleibt.“

(dpa)
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