Geheimniskrämerei um Schulkost?

Saarbrücken. "Das stinkt gewaltig." Mit dieser Kampfansage zieht die SPD-Landtagsabgeordnete Isolde Ries heute in den Bildungsausschuss, der auf ihre Initiative hin das Thema gesunde Schulkost auf dem Plan hat

 Eine Vernetzungsstelle soll mit dafür sorgen, dass den Kindern das Schulessen schmeckt. Foto: dpa

Eine Vernetzungsstelle soll mit dafür sorgen, dass den Kindern das Schulessen schmeckt. Foto: dpa

Saarbrücken. "Das stinkt gewaltig." Mit dieser Kampfansage zieht die SPD-Landtagsabgeordnete Isolde Ries heute in den Bildungsausschuss, der auf ihre Initiative hin das Thema gesunde Schulkost auf dem Plan hat. Genauer: Die bislang nur in Teilen veröffentlichten Ergebnisse einer bereits 2008 im Auftrag der Landesregierung erhobenen Studie des Dortmunder Instituts für Kinderernährung. Die stellte bei 20 Prozent der Schulen "dringenden Veränderungsbedarf" fest. Darum gab's Ende März nach einem Bericht in der SZ Wirbel. SPD, FDP, Grüne und Linke warfen der Regierung vor, die Situation, dass nur rund die Hälfte der Schulen für eine befriedigende Zusammensetzung der Mittags-Mahlzeit sorge, sei untragbar. Auch heute wird den Ausschussmitgliedern nach Kenntnis von Ministeriums-Sprecherin Annette Reichmann die Studie nicht ausgehändigt. Mit Geheimhaltung habe das nicht zu tun. Reichmann erklärt dies damit, dass es sich nur um eine "Arbeitsstudie" handele, deren Kritikpunkte längst, nämlich schon 2008, in die Förder-Richtlinien "Freiwillige Ganztagsschule plus" eingearbeitet wurden. Insofern sei die Studie, die auf Erhebungen von 2007 fußt, heute nur noch "bedingt aussagekräftig".

Für Ries spricht dagegen das "Unterverschlusshalten" des Ministeriums Bände. Sie erneuerte gestern gegenüber der SZ ihren Vorwurf, die Landesregierung kümmere sich nicht engagiert genug um die Einhaltung von Qualitätsstandards. Auch die Vernetzungsstelle für Schulverpflegung, die dieser Tage an den Start ging, sei nicht etwa auf Betreiben der Landesregierung eingerichtet worden, sondern eine vom Bund in alle Länder getragene und mitfinanzierte Initiative. Die Vernetzungs-Stelle ist mit 1,5 Vollzeit-Kräften ausgestattet. Ihren Start musste sie jedoch noch personell geschwächt bewältigen. Die Vollzeitstelle ist nach Aussagen von Katja Prinz (aus dem Umweltministerium) noch nicht besetzt. Sie hat die Federführung für das Projekt. Ihrer Einschätzung nach kann es bis nach den Sommerferien dauern, bis die Ganztagskraft gefunden ist. Doch "erste Überlegungen" für einen Arbeitsplan seien bereits erstellt. Stichproben zählten nicht dazu. Lebhafte Reaktionen nach der SZ-Veröffentlichung hätten den Bedarf gezeigt: "Viele Schulen, auch Caterer riefen an, die sagten: Wir würden gerne was besser machen, wenn wir nur wüssten, wie. Deshalb werden wir loslegen mit einem Rezepte-Service und Speiseplan-Angebot im Internet." Außerdem will sie im ersten Jahr den Schulen einen kostenlosen Speiseplan-Check anbieten sowie Schulungen nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Meinung

Die Dringlichkeit nicht erkannt

Von SZ-Redakteurin

Cathrin Elss-Seringhaus

Der SPD-Vorwurf der "Vertuschung" ist Wahlkampf-Trommelwirbel. Doch ohne Zweifel lassen sich aus dem zögerlichen Umgang der Landesregierung mit einer höchst bürgernahen Studie Schlüsse ziehen. Optimales, offensives Informations-Management sieht anders aus. Zumal sich das Thema Schulessen bestens für eine sympathieträchtige Kampagne hätte nutzen lassen. Haben die Verantwortlichen das Problem bislang nicht wirklich dringlich gesehen? Nur so lässt sich erklären, warum eine lange geplante Vernetzungsstelle personell unvollständig ins Rennen geschickt wird. Der Arbeitsauftrag lautet: Moderation und Motivation. Kontrollen und Stichproben sind nicht vorgesehen, wären mit dieser Besetzung auch nicht zu leisten. Insofern stellt sich die Frage nach Effizienz schon jetzt, beziehungsweise nach ergänzenden Maßnahmen.

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