Damit Tote wirklichdie letzte Ruhe finden

Püttlingen. "Herr, gib ihnen die ewige Ruhe!" Wenn's so wäre: Auf vielen deutschen Friedhöfen verwesen die Toten nicht. Sie verwandeln sich in Wachsleichen

 Ein Sichtschutzzaun verhindert pietätvoll Blicke auf das Grabfeld, in das eine neue Boden-Mischung aus Kies und Holzhack-Schnitzeln eingebracht wird. Foto: et

Ein Sichtschutzzaun verhindert pietätvoll Blicke auf das Grabfeld, in das eine neue Boden-Mischung aus Kies und Holzhack-Schnitzeln eingebracht wird. Foto: et

Püttlingen. "Herr, gib ihnen die ewige Ruhe!" Wenn's so wäre: Auf vielen deutschen Friedhöfen verwesen die Toten nicht. Sie verwandeln sich in Wachsleichen. "Lehmhaltige Böden, moderne Kleidung und robuste Särge tragen dazu bei, dass der natürliche Zersetzungsprozess nicht richtig vonstatten geht", referierte Klaus Nickels, zuständiger Sachbearbeiter für das Friedhofswesen in Püttlingen, bei einer Fachtagung für seine Kollegen aus mehreren anderen saarländischen Kommunen. Die Stadt Püttlingen hatte ein Fachunternehmen, die Firma Cemterra aus Münster, und die saarländische Baufirma Jablonski & Busch mit der Sanierung eines Grabfeldes in Köllerbach beauftragt. Zum einen, um die trotz mindestens 20-jähriger Ruhezeit noch nicht richtig verwesten Leichen würdig umzubetten, sprich zu exhumieren, zum anderen, um neuen Platz auf dem Gottesacker zu schaffen. Gleichzeitig wurde der müde gewordene Friedhofsboden komplett ausgetauscht, um in Zukunft eine raschere Verwesung zu gewährleisten.Diplom-Ingenieur Heinrich Kattler von Cemterra erläuterte das Verfahren: Zuerst wurde der wasser- und luftundurchlässige Lehmboden auf dem Grabfeld komplett abgetragen. Danach wurden die vor mindestens zwei Jahrzehnten verstorbenen Toten von Hand vorsichtig exhumiert und schließlich an anderer Stelle erneut bestattet. Das komplette Friedhofsfeld wurde neu vermessen, erhielt eine Filterschicht und Drainage (um das Grundwasser zu schützen) und einen komplett neuen Grabfeld-Aufbau nach dem so genannten "System Linder". Dieses bedeutet, dass beim Püttlinger Unternehmen Kieswerk Schmeer Mutterboden, Holzhackschnitzel und Kies exakt nach den Vorgaben der Firma Cemterra gemischt und auf das Köllerbacher Grabfeld gebracht wurden, so dass in Zukunft die Probleme mit den Wachsleichen, "die für unsere Mitarbeiter oft die Grenze der Zumutbarkeit erreicht haben", so Sachbearbeiter Nickels, nicht mehr auftreten sollten. Die Maßnahme, die auch auf anderen "Problemfeldern" der drei Püttlinger Friedhöfe angewandt werden soll, und die auch das Interesse anderer saarländischer Kommunen findet, belastete den städtischen Haushalt mit einer Summe von knapp über 200000 Euro. Nickels: "Die Stadt Püttlingen ist der festen Überzeugung, dass sie mit den getroffenen Maßnahmen und dem sich derzeit abzeichnenden kontinuierlichen Anstieg von Urnen-Bestattungen die Platzprobleme auf dem Friedhof Köllerbach beheben und seinen Bestand für die Zukunft sichern kann."

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