Handys warnen vor Katastrophen

Mainz · Ob Chemie-Unfall oder Waldbrand: Über die Katwarn-App gelangen Informationen zu Katastrophen blitzschnell aufs Handy. Rheinland-Pfalz bietet nun als erstes Flächenland die Warnungen an.

 Die Katwarn-App warnt vor Katastrophen. Foto: RobBY Lorenz

Die Katwarn-App warnt vor Katastrophen. Foto: RobBY Lorenz

Foto: RobBY Lorenz

Die Sirene aus dem Handy-Lautsprecher dröhnt im Ohr, die Landkarte auf dem Display färbt sich dunkelrot. Wer in diesem Moment sein Handy griffbereit hat, der befindet sich womöglich unweit eines drohenden Chemie-Unfalls.

Das beschriebene Szenario ist zum Glück nur ein Beispiel, der durch die App ausgelöste Alarm nur ein Test. Im Ernstfall kann das Smartphone-basierte Katastrophenwarnsystem "Katwarn" aber schon bald Menschen nicht nur in einzelnen Städten und Kommunen alarmieren, sondern landesweit. Und dann - wegfahren? Türen verschließen? Eine Nachricht mit Verhaltenstipps verschickt die App gleich mit.

"Als erstes Bundesland bietet Rheinland-Pfalz seinen Bürgern ein flächendeckendes und sekundenschnelles Warnsystem an, direkt auf das Handy", sagt Niklas Reinhardt, Sprecher des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (Fokus). Informationen von größerer Dimension zu verbreiten, sei bislang nur in Stadtstaaten wie Berlin oder Hamburg sowie einzelnen Kommunen möglich gewesen.

Neu ist das System nicht. "Katwarn" - das steht als Abkürzung für Katastrophenwarnung - gibt es seit 2010 und wurde unter anderem vom Fraunhofer-Institut und dem Verband Öffentlicher Versicherer entwickelt. Für Smartphones ging die App zwei Jahre später in den Dienst. Über die App oder auch via SMS und Mail sendet das System ortsbezogene Warnungen kostenlos auf die Mobiltelefone , sofern die Nutzer angemeldet sind. Egal ob Ferienhaus, Kita oder die Wohnung der Oma: Die App kann bis zu sieben Regionen auf einmal überwachen. Gehörlose werden mittels Vibration informiert.

Gewarnt wird aber nicht nur bei Chemie-Unfällen: Auch Meldungen über Großbrände, Atomkatastrophen oder aufziehende Unwetter gelangen sekundenschnell auf die Handys. Bundesweit warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereits seit 2012. Wenn Orkanböen oder Hochwasser kommen, schlagen die Meteorologen Alarm. "Wer dann ein Smartphone zur Hand hat, kann noch schnell die Terrasse abräumen oder das Auto in die Garage fahren", sagt DWD-Sprecher Gerhard Lux.

Die Verantwortung für die Alarmierung liegt jeweils bei der zuständigen Behörde - wie beispielsweise der Feuerwehrleitstelle, der Stadt oder dem Landkreis. Im Fall Rheinland-Pfalz läuft die Datenübertragung über die Leitstelle des Innenministeriums, sagt Katwarn-Projektleiter Daniel Faust. Die Warnmeldungen werden an die Handys geschickt.

Wer den Ortungsdienst im Smartphone aktiviert, den warnt zusätzlich die "Schutzengel-Funktion". Statt über das GPS-Signal wird der aktuelle Ort aber mittels Funkzellen auf den Endgeräten ermittelt, erklärt Faust. "So wissen wir nicht den exakten Aufenthaltsort, sondern nur den Radius von einem Kilometer."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort