325 Jahre durch alle EpochenMitarbeiter sind wichtiger Trumpf

Dillingen. Seit über drei Jahrhunderten existiert die Dillinger Hütte am gleichen Ort mit unveränderter Unternehmensidentität. Keine Selbstverständlichkeit, findet Firmensprecherin Ute Engel. Die Hütte musste sich in vielen Krisen behaupten

 Der Hochofen fünf der Rogesa, einer gemeinsamen Tochter der Dillinger Hütte und Saarstahl. Foto: SZ/Dillinger Hütte

Der Hochofen fünf der Rogesa, einer gemeinsamen Tochter der Dillinger Hütte und Saarstahl. Foto: SZ/Dillinger Hütte

Dillingen. Seit über drei Jahrhunderten existiert die Dillinger Hütte am gleichen Ort mit unveränderter Unternehmensidentität. Keine Selbstverständlichkeit, findet Firmensprecherin Ute Engel. Die Hütte musste sich in vielen Krisen behaupten. Grenzziehung Die Grenzziehung zwischen dem Herzogtum Lothringen, dem Deutschen Reich und dem Königreich Frankreich hat die Hütte die ersten Jahrzehnte stark beschäftigt. Schwierig wurde es auch in der Zwischenkriegszeit, erläutert Antje Fuchs, Historikerin und Archivarin der Dillinger Hütte. Das Saargebiet stand unter internationaler Verwaltung, die Hütte war somit abgeschirmt vom Deutschen Reich. Weder die französische noch die deutsche Seite waren an starker saarländischer Stahlindustrie interessiert. Es galt, das eigene Überleben zu sichern. Hinzu kam die Weltwirtschaftskrise, bei der die Produktion um die Hälfte sank. Spezialisierung Trotz aller Krisen schaffte es das Unternehmen, sich über die Jahrhunderte zu festigen. Durch seine Spezialisierung auf Grobblech nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Hütte als einer der weltweiten Marktführer in diesem Bereich etabliert. 325 Jahre Dillinger Hütte bedeuten nach Angaben von Arbeitsdirektor Karlheinz Blessing aber auch 325 Jahre Sozialgeschichte. "Wir waren mit die Ersten, die sich um die Altersvorsorge, Krankheits- und Unfallversicherung ihrer Mitarbeiter gekümmert haben", betont Blessing. Heute noch geht die Hütte mit gutem Beispiel voran. Blessing: "Wir sind das erste Unternehmen in der Stahlindustrie, das eine Kita eingerichtet hat."Doch vor allem im technologischen Bereich hat das Unternehmen sich und seine Produkte stetig weiterentwickelt. > Seite C 5: weiterer BerichtWie feiert das Unternehmen 325 Jahre Dillinger Hütte? Belche: 325 ist ein besonderes Jubiläum, auf das wir stolz sind. Leider fällt es in eines der schwierigsten Jahre in der Geschichte der Dillinger Hütte. Wir haben dennoch beschlossen, nicht ganz auf die Feierlichkeiten zu verzichten. Wir möchten uns vor allem bei unseren Mitarbeitern mit einem Fest bedanken. Dafür werden wir einen Jubiläumstag am 5. September ausrichten, eine Art Tag der offenen Tür, an dem Mitarbeiter und ihre Familien zu einem bunten Programm eingeladen sind. Unser besonderer Dank an gilt auch unseren Kunden: Mit einem Partnertag am 2. September möchten wir dann mit allen Geschäftspartnern das Jubiläum begehen. Was ist das Erfolgsrezept der vergangenen 325 Jahre? Belche: Die Dillinger Hütte verfügt über Mitarbeiter, die sich durch hohes Know-how und Kompetenz sowie einer starken Identifikation mit "us Hütt" auszeichnen. Dies ist ein ganz wichtiger Trumpf. Der Erfolg des Unternehmens ist ebenso begründet in der Produkt-Strategie, die auf einen hochwertigen und ausgewogenen Produktmix mit hoch spezialisierten und komplexen Produkten ausgerichtet ist. Getragen wird diese Strategie durch eine ausgeprägte Forschungsarbeit sowie kontinuierliche und intensive Investitionen in die Kompetenz der Mitarbeiter, in die Qualität der Arbeitsplätze sowie in modernste Anlagen und Prozesse. Als roter Faden lässt sich über die Jahrhunderte eine nachhaltige und fortschrittliche Unternehmenspolitik verfolgen: langfristige und weitsichtige Investitionen statt kurzfristiger Gewinnerwartungen, eine frühzeitig sozial ausgerichtete Unternehmenspolitik, Innovationsfreude und eine gewachsene Partnerschaft mit den Kunden. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft der Hütte? Belche: Für die Dillinger Hütte wünsche ich mir zunächst, dass sie gut durch die derzeitige schwierige Lage kommt. Ich meine damit auch, dass wir gestärkt daraus hervorgehen. Dafür wollen wir nachhaltig unsere Kosten senken und unsere Flexibilität steigern, um besser mit Auftragsschwankungen "mitgehen" zu können, ohne dabei Verluste zu machen. Unsere strategischen Investitionen führen wir fort, damit wir weiter führend bleiben in der Grobblechherstellung weltweit, mit Blick auf die Technologie unserer Anlagen und die Qualität unserer Produkte. Begleitet wird diese Strategie von unserem vorrangigen Ziel, nämlich gesund, sicher und mit null Unfällen zu arbeiten!

Auf einen BlickIn der SZ-Serie "325 Jahre Dillinger Hütte" zeigt die Saarbrücker Zeitung gemeinsam mit der Dillinger Hütte in loser Folge, wie sich die Firma entwickelt hat. Folgende Serienteile sind noch geplant: die Dillinger Hütte und die Rolle der Stadt, französische Grenzgänger bei der Hütte, technische Entwicklung am Beispiel thermomechanisch gewalzter Bleche, die Chronik der Dillinger Hütte, Sozialleistungen und Mitbestimmung, Frauen in Berufen bei der Hütte. dög

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