Streit um Stanislaus-Jubiläum

Zweibrücken · Mit einer Kutschenfahrt sowie einem Fest auf dem Schlossplatz wollen Zweibrücker Bürger am 5. Juli an die Ankunft von Stanislaus Leszczynski vor 300 Jahren erinnern. Doch statt dabei mitzumachen, bietet die Stadt zeitgleich eine Fahrt nach Frankreich an, um dort Stationen im Leben des Polenkönigs zu besuchen. In Zweibrücken organisiert die Stadt 2014 gar nichts zu dem großen Jubiläum.

 Stanislaus hinterließ den Zweibrückern die Fasanerie. Foto: Stadt

Stanislaus hinterließ den Zweibrückern die Fasanerie. Foto: Stadt

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Stanislaus kommt - das Zweibrücker Kulturamt flieht. Das zumindest ist die Auffassung von Werner Euskirchen. Er zeigt sich sehr enttäuscht über die Stadtverwaltung, dass diese die von der deutsch-polnischen Gesellschaft anlässlich des Jahrestages der Ankunft des Polenkönigs in der Pfalz organisierte Veranstaltung nun mit einer eigenen Tagesfahrt hintertreibe. "Die polnischen Vorstandsmitglieder fühlen sich schlichtweg um ihren Einsatz und ihr Engagement betrogen", macht Euskirchen seinem Ärger in einem Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur Luft. Schon während eines Treffens im Winter hätten die Vorstandskollegen nicht verstanden, dass dieses historische Ereignis "nicht die nötige Unterstützung" durch die Stadt Zweibrücken finde. Das sei in Polen anders. Anna Rozen-Käfer berichtete beispielsweise von einer Ausstellung in Warschau, wo Bilder von Maria Leszczynska, der Tochter des Königs, ausgestellt wurden. In Rydzyna habe es im September auch ein Treffen gegeben. Ein weiteres sei für Oktober in Rydzyna mit Vertretern aus Polen, Schweden, Deutschland und der Ukraine geplant.

In der Pfalz soll am 4. Juli um 17 Uhr in Rodalben ein Double von Stanislaus empfangen werden. Mit einer "Kutsche des schwedischen Gouverneurs aus Zweibrücken" bringt ihn Euskirchen als "Kurier des Herzogs" am Tag darauf ab neun Uhr durch das Schwarzbachtal nach Zweibrücken. Eine Mittagsrast ist für zwölf Uhr an der Schmiede Poller in Rieschweiler geplant. Um 17 Uhr soll "Stanislaus" am Zweibrücker Schloss eintreffen, wo ein Empfang mit verschiedenen Delegationen und ein Fest (königlich-herzögliches Treiben um das Schloss mit Lagerleben am Feuer) vorgesehen seien. Am genauen Ablauf des Abends werde derzeit noch gearbeitet. Geplant sind auch "Ausfahrten" auf der Barockstraße ins Saarland.

Auch die deutschlandweite Fachzeitschrift "Der Kutschbock" hat in einem Artikel über das Landgestüt die Stanislaus-Fahrt bereits angekündigt. Diese kostenlose Werbung für die Stadt sei vom Stadtsprecher ausdrücklich nicht unterstützt worden, beklagt Euskirchen. Nachdem nun auch noch die Veranstaltung selbst konterkariert werde, sei es fraglich, ob die polnischen Vertreter ihren Einsatz weiter zeigen können. Dies werde in der nächsten Vorstandssitzung geklärt.

Kulturamtsleiter Thilo Huble weist den Vorwurf zurück, das Kulturamt habe die Fahrt nach Nancy erst geplant, nachdem es von der Veranstaltung am 5. Juli erfahren hat: "Wir haben die Busse schon im Herbst bestellt." Warum macht die Stadt selbst nichts zu dem runden Jubiläum der Ankunft Stanislaus', dem Zweibrücken die Fasanerie zu verdanken hat? Der Stadtvorstand habe für dieses Jahr von weiteren Veranstaltungen zum Thema Barock abgesehen, da diese Epoche in den letzten Jahren beleuchtet wurde und nun das Straßentheaterfestival sowie das Festival Euroclassic im Vordergrund stünden, erläutert Huble. Es gebe zudem mit dem Jahrestag des Ersten Weltkrieges einen weiteren Schwerpunkt. Deshalb sei beschlossen worden, zum Thema Stanislaus die Fahrt nach Frankreich anzubieten, um dort Stationen im Leben des Königs zu besuchen. Zudem sei vorgesehen, im Rahmen des Saarländischen Kultursommers im kommenden Jahr auch ein Konzert in der Fasanerie abzuhalten.

In einem konstruktiven Gespräch mit der deutsch-polnischen Gesellschaft habe die Stadt eine grundsätzliche Zustimmung für deren Veranstaltung gegeben. Es sollte aber ein ausführliches Konzept vorgelegt werden, das bis dato nicht vorhanden sei.

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