Flugplatz Zweibrücken Nach Videobeweis zu deutschem Rekord

Zweibrücken · 38 Personen große Gruppe von Fallschirmspringern saust beim „Pink Boogie“ mit bis zu 300 km/h kopfüber herab.

 So sah das Auflösen der in den vergangenen fünf Tagen beim Pink Boogie am Flugplatz Zweibrücken mehrfach gesprungenen „Headdown“-Formationen der Fallschirmspringer vom Boden gesehen aus.

So sah das Auflösen der in den vergangenen fünf Tagen beim Pink Boogie am Flugplatz Zweibrücken mehrfach gesprungenen „Headdown“-Formationen der Fallschirmspringer vom Boden gesehen aus.

Foto: Sebastian Dingler

„Kein Sprung gleicht dem anderen, das ist jedes Mal wieder aufs Neue eine Herausforderung“, sagte am Samstag der Freiburger Zvoni Veljaca bei der fünftägigen Fallschirmsprung-Veranstaltung Pink Boogie, die auf dem Flugplatz Zweibrücken stattfand. Das würden selbst Leute behaupten, die schon 10 000 Mal gesprungen sind.

Veljaca betreibt seit vier Jahren diesen Sport und kommt auf 470 Sprünge. Mit sieben anderen erzeugt er Formationen, bei denen die Springer durch ihre Körperbeherrschung in der Luft zueinander finden und danach wieder auseinandergehen. „Das lernt man in der Ausbildung und macht es irgendwann ganz instinktiv“, meinte Veljaca. Er springt in der Disziplin des Fallens auf dem Bauch.

Das große Ereignis dieses Pink Boogies fand aber in der Disziplin „Headdown“ statt, bei der die Springer mit dem Kopf voran zur Erde fallen, was natürlich um einiges schneller geht. Bis zu 300 Stundenkilometern erreichen die Sportler dabei. Eine Gruppe ausgewählter Springer aus ganz Deutschland hatte sich vorgenommen, den bestehenden Formationsrekord im Headdown zu brechen. Bislang war es in Deutschland nur 27 Fallschirmspringern gelungen, in der Luft eine bestimmte Formation zu bilden. Das wurde in Zweibrücken bereits am Freitag überboten mit einer 32er-Formation, am Samstag folgte dann sogar die Steigerung auf 38.

Philipp Exner ist der Organisator, der die Springer aussucht. „Wir hatten zwei Trainingscamps, wo sich die Leute qualifizieren konnten, die man nicht so gut kannte.“ Exner und sein Team bereiteten sich ein Jahr lang darauf vor. Natürlich klappten die Rekordversuche nicht immer auf Anhieb. Interessant dabei war, dass selbst die unten angekommenen Springer nicht sagen konnten, ob es nun gereicht hatte oder nicht. Die Gültigkeit eines Versuchs wurde somit per Videobeweis in einem von der Gruppe belegten Hangar entschieden. Schiedsrichterin Gundel Klement vom deutschen Fallschirmsportverband schaute sich dazu das Material von zwei Fotografen an, die die Kunst beherrschten, während eines Fallschirmsprungs aus 6000 Metern die anderen Springer zu knipsen.

Einer von ihnen war am Wochenende Wolfgang Lienbacher. Der Profifotograf konnte sein Hobby Fallschirmspringen mit seinem Beruf wunderbar verbinden: Mit einer auf den Helm geschnallten Kamera dokumentierte er fallend die Rekordsprünge. Um den Fotoapparat auszulösen, pustete er in einen kleinen Luftschlauch, der über einen Sensor mit der Kamera verbunden ist.

Pink Boogies finden in Zweibrücken schon seit drei Jahren statt. Nach der Insolvenz des Flughafens war die neue Betreiberfirma Triwo froh über diese neue Nutzung der Landebahn. Walter Schwab, der selbst 1600 Fallschirmsprünge absolviert hat und sich seit 30 Jahren bestens in der Szene auskennt, organisiert die Veranstaltungen. Er und der österreichische Vercharterer der beiden Transportmaschinen seien seit langer Zeit befreundet, erzählte er.

 Zwei Mitglieder des Teams „Saar Force One“ springen mit ihren Flügel-Anzügen („Wingsuits“) aus 4000 Metern Höhe aus dem Flugzeug.

Zwei Mitglieder des Teams „Saar Force One“ springen mit ihren Flügel-Anzügen („Wingsuits“) aus 4000 Metern Höhe aus dem Flugzeug.

Foto: Sebastian Dingler
 Die einen kommen, die anderen gehen – auf dem Flugplatz Zweibrücken herrschte bis gestern fünf Tage lang reges Treiben beim Pink Boogie.

Die einen kommen, die anderen gehen – auf dem Flugplatz Zweibrücken herrschte bis gestern fünf Tage lang reges Treiben beim Pink Boogie.

Foto: Sebastian Dingler

Die Idee zum Rekordversuch sei vor einem Jahr geboren worden – in der Hoffnung auf schönes Wetter, die sich zum Glück erfüllte. Bis zu 18 Mal am Tag stieg Pilot Marc Duysen mit einer der Skyvan-Maschinen auf und transportierte dabei auch die Mitglieder des Teams „Saar Force One“, die sich auf das Springen in Wingsuits spezialisiert haben: Diese die Körperfläche vergrößernden Anzüge erlauben das längere Gleiten durch die Luft im Gegensatz zum rasanten Headdown-Sprung. Die Gruppe um Thorsten Kober nahm zum ersten Mal am Pink Boogie teil.

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