Auswirkungen der Corona-Krise auf Behindertenwerkstätten und Cap-Markt Kimmle-Stiftung muss beide Werkstätten in der Stadt schließen

Zweibrücken · Stiftungsvorstand Marco Dobrani: Nur noch Notbetreuung in Werkstätten. Lieferservice des Cap-Marktes findet derweil großen Zuspruch bei Bürgern.

 Marco Dobrani, Vorstand der Heinrich-Kimmle-Stiftung.

Marco Dobrani, Vorstand der Heinrich-Kimmle-Stiftung.

Foto: Nadine Lang

Die Corona-Krise schlägt jetzt auch auf die Menschen durch, die eigentlich eines besonderen Schutzes bedürfen: Menschen mit Beeinträchtigung.

Wie Marco Dobrani, Stiftungsvorstand der Heinrich-Kimmle-Stiftung, auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, musste die Stiftung ihre insgesamt acht Werkstätten für behinderte Menschen in der Region (siehe „Info“) schweren Herzens schließen. „Wir haben zuerst noch versucht, den Betrieb aufrechtzuerhalten und haben ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, die in unseren Werkstätten arbeiten, nach Hause geschickt.“

Aber dann sei binnen weniger Tage „die Entwicklung dermaßen dynamisch“ geworden, dass der Stiftung nichts anderes übrig blieb, als komplett zu schließen. „Seit Dienstag ist nun alles geschlossen“, bedauert Dobrani. „Die Schließung gilt jetzt erstmal bis nach Ostern – wie bei den Schulen auch.“

In den Werkstätten (in Zweibrücken gibt es zwei Standorte – am Flugplatz und im Etzelweg) werde aktuell nur noch eine Notbetreuung vorgehalten. „Für Menschen, die keine Angehörigen haben oder anderweitig Hilfe in Anspruch nehmen können“, so Dobrani. Glücklicherweise sei aber momentan niemand auf diese Notbetreuung angewiesen. Das sei erfreulich, weil es zeige, dass die Betroffenen auf jeden Fall noch private Kontakte, Angehörige etwa, haben, die sich um sie kümmern.

Auch auf den Cap-Markt, den die Kimmle-Stiftung betreibt, hat sich die Corona-Krise ausgewirkt. Das Bistro und der Capito-Bürobedarfsladen, die beide dem Cap-Markt (alles in der Hallplatz-Galerie) angeschlossen sind, mussten ebenfalls dicht gemacht werden. Der Cap-Markt selber dürfe dagegen als Lebensmittelmarkt, der die Grundversorgung der Bürger garantiere, aufbleiben.

„Besonders gefragt ist jetzt unser Cap-Markt-Lieferservice“, freut sich der Stiftungsvorstand. Dieser Service wurde bereits vor der Corona-Krise angeboten. Doch nun sei er natürlich in besonderem Maße nützlich. „Viele Menschen, vor allem ältere, sind froh und dankbar darüber“, hat Dobrani beobachtet.

Gerade zu Wochenbeginn sei die Nachfrage regelrecht nach oben gesprungen. „Am Montag hatten wir rund 40 Auslieferungen“, erklärt der Kimmle-Chef. Das sei ein hoher Wert. Im Verlauf dieser Woche sei die Nachfrage wieder etwas zurückgegangen.

„Wir betreiben diesen Lieferservice gemeinsam mit dem DRK für Zweibrücken und den gesamten Landkreis; wir erheben für eine Lieferung zusätzlich zu den Kosten für die vom Bürger bestellten Artikel eine Pauschale in Höhe von fünf Euro“, so Dobrani. „Diese Pauschale ist natürlich nicht kostendeckend“, merkt er an.

Im Cap-Markt und auch beim Lieferservice festzustellen, dass hier derzeit ebenfalls Artikel wie Mehl, Hefe, Nudeln oder Toilettenpapier besonders gefragt seien. „Jeder Kunde darf nur jeweils ein Päckchen mitnehmen“, macht Dobrani deutlich. „Jeder soll etwas davon haben.“

Im Cap-Markt sind insgesamt 15 Mitarbeiter beschäftigt, im Bistro sieben Mitarbeiter (5,5 Vollzeitkräfte) und im Shop vier Mitarbeiter (3,5 Vollzeitstellen).

Da Bistro und Shop jetzt geschlossen seien, führe kein Weg daran vorbei, dass die Mitarbeiter Kurzarbeiter-Geld beziehen müssen. Es seien noch Details offen. Dobrani sagte, er blicke gebannt nach Berlin, wo an diesem Freitag das Rettungspaket der Bundesregierung ultimativ geschnürt werden soll. Dann gelte es, zu prüfen, wie sich dieses auf die Frage von staatlichen Hilfen und Kurzarbeiter-Geld auswirke.

Auch die Kimmle-Stiftung sei nun in einer schwierigen Situation. Dobrani: „Uns brechen Einnahmen in sehr erheblichem Maße weg. Wir müssen schauen, wie wir das kompensiert bekommen.“

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