Monatlich halbe Million Euro Verlust

Bad Dürkheim/Zweibrücken · Ein Investor fürs Evangelische Krankenhaus Zweibrücken wird weiter händeringend gesucht. Gespräche sind offenbar in der Endphase. Doch auch wenn das Nardini-Klinikum die Innere Medizin übernehme, soll das Haus in Teilen noch drei Jahre offen bleiben.

 Vor der Landessynode: Kirchenpräsident Schad (Zweiter von rechts) und LVIM-Verwaltungsratschef Sutter (ganz links). Foto: ek

Vor der Landessynode: Kirchenpräsident Schad (Zweiter von rechts) und LVIM-Verwaltungsratschef Sutter (ganz links). Foto: ek

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Aktuell seien im Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken durchschnittlich nur 110 der 277 Betten belegt, monatlich steige das Minus beim Träger LVIM um eine halbe Million Euro . Man müsse sich also schnellstmöglich von dem Krankenhaus trennen, machte LVIM-Verwaltungsratschef Manfred Sutter am Freitag vor der Landessynode in Bad Dürkheim deutlich.

Bei der Investorensuche habe man von manchen der über 30 Interessenten Absagen verzeichnet, so Sutter. Doch noch führe man Gespräche mit "einer größeren Zahl seriöser Interessenten" und plane, diese rechtzeitig abzuschließen, dass man bei der LVIM-Mitgliederversammlung am 20. Juni Gewissheit habe. Unter den Kandidaten seien größere private und öffentliche Gesellschaften und kleinere mit regionalen Interessen. Im Auftrag des LVIM begleite eine Beratungsgesellschaft den Prozess und habe den Interessenten, nachdem diese eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet hätten, alle nötigen Informationen auf Anfrage weitergegeben. Man habe auch über krankenhausfremde Nutzungsarten gesprochen, zudem hätten Ortsbesichtigungen und Begehungen stattgefunden. Mehrmals seien Absagen mit der bestehenden Doppelstruktur und dem Betten-Überangebot in Zweibrücken begründet worden. Damit ein Verkauf der Klinik nachhaltig sei, müsste der Investor das Haus spezialisieren und so neue Patientenströme nach Zweibrücken leiten, ergab sich aus den Ausführungen von LVIM-Vorstand Rainer Doll vor der Landessynode.

Derweil habe man die vom Land zugesagten acht Millionen Euro aus dem Krankenhaustrukturfonds für die Abwicklung des Hauses offiziell beim Bundesversicherungsamt beantragt. Man sei bundesweit am weitesten fortgeschritten, was die Beantragung solcher Fördermittel betreffe, sagte LVIM-Vorstandsmitglied Bianca Pfeuffer. Doll erklärte, dass bis zum 20. Juni ein Vorprüfungsbescheid (nicht indes ein verbindlicher Förderbescheid) vorliegen soll, auf dessen Grundlage man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen könne, ob das Geld fließt oder nicht. Für Verwirrung sorgte Doll mit der Aussage, dass auch das Zweibrücker Nardini-Klinikum Mittel aus dem Strukturfonds beantragt habe. Dies auf die Frage, ob der katholische Träger angesichts von Medienberichten über Turbulenzen am Standort Landstuhl überhaupt ein verlässlicher Partner sei. Auf Nachfrage ging Doll darauf nicht näher ein. Nardini habe zu der Fusions-Lösung mit der Inneren des Evangelischen auch noch keine Beschlüsse gefasst. Man sehe aber die Weichen richtig gestellt, um diese Gelder zu erhalten, so Doll.

Sollte keiner der Interessenten anbeißen und die Innere Abteilung mit dem Nardini-Klinikum zusammengehen und rund 95 Angestellte mitwechseln, werde das Gebäude in der Himmelsbergstraße noch drei Jahre in begrenztem Rahmen geöffnet bleiben, erklärte Sutter. LVIM-Vorstandsmitglied Karlheinz Burger betonte, das sei sinnvoll, um die Versorgung von Patienten aus Zweibrücken und Umgebung weiter zu gewährleisten. Voraussichtlich 2019 werde man einen Runden Tisch mit den regionalen Verantwortungsträgern aus Politik, Kirche und Diakonie veranstalten, um eine Nachnutzung des Gebäudes festzulegen. Der LVIM sei bereit, es "zu fairen Konditionen" zu verkaufen. Im Falle der Nardini-Lösung werde man sich dafür einsetzen, dass es in "Ökumenisches Krankenhaus" umbenannt wird. Bei einer Fusion mit Nardini werde der LVIM alle Mitarbeiter, die nicht beim derzeitigen Mitbewerber unterkommen, entweder in anderen Landesvereins-Einrichtungen, bei anderen diakonischen Trägern oder anderswo im Bereich der Gesundheitsvorsorge unterbringen oder vermitteln, so Sutter. Wer gar nicht vermittelt werden könne, erhalte eine soziale Abfederung. Der Oberkirchenrat: "Auch dafür sind die Mittel aus dem Strukturfonds gedacht." Auch wenn ein Klinik-Käufer im Zuge des dann anstehenden Betriebsübergangs nicht alle Angestellten übernehmen würde, vermittele der LVIM. Das Thema Sozialplan, das wurde deutlich, geht der LVIM aber erst nach dem 20. Juni an.

Dass weder Investoren- noch Nardini-Lösung griffen, sei "unrealistisch" sagte Burger: "Über diese Situation denke ich gar nicht nach." Eine "zweite Müttergenesung" drohe nicht, bekräftigte Sutter, dass in keinem Fall die Landeskirche einspringen werde: "Der LVIM hat keinen Anspruch auf Hilfe durch die Landeskirche." Beim Müttergenesungswerk habe es seinerzeit andere Zusammenhänge gegeben. > Seiten 1, 17

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