Stadtführung für Flüchtlinge Migranten lernen ihre neue Heimat kennen

Zweibrücken · Der Rundgang durch die Zweibrücker Stadtgeschichte, der am Freitag vom Patennetz „Flüchtlinge und Integration“ speziell für Flüchtlinge durchgeführt wurde, hinterließ am Ende gemischte Gefühle: Von den anfangs noch zwölf Teilnehmern hielten gerade mal fünf bis zum Ende durch. Ganze Integrationskurse waren einfach nicht erschienen, was bei den Veranstaltern für eine gewisse Enttäuschung sorgte. Sie hatten mit wesentlich mehr Teilnehmern gerechnet. Der pensionierte Geschichtslehrer und freischaffende Künstler Manfred Marx, der die einzelnen historischen Stätten erklärte, meinte, dass der mangelnde Zuspruch wohl mit den sprachlichen Problemen der Flüchtlinge zu tun habe: „Sie haben oft nur untereinander Kontakt und sprechen dann in ihrer Muttersprache.“ Er nannte aber auch das schwache Bildungsniveau der Zuwanderer als Grund für so wenig Interesse an der Stadtgeschichte. „Am Anfang, als die Zuwanderung begann, waren wohl gewisse Illusionen vorhanden hinsichtlich dessen, was wir für Fachkräfte bekommen.“ Es mache allerdings Freude, mit Flüchtlingskindern zu arbeiten, sagte Marx und verwies auf zwei Mädchen am Helmholtz-Gymnasium: „Die haben gelernt und gelernt – und sind jetzt gut integriert.“

 Auf eher mäßiges Interesse stieß der Rundgang durch die Zweibrücker Stadtgeschichte bei den Migranten.

Auf eher mäßiges Interesse stieß der Rundgang durch die Zweibrücker Stadtgeschichte bei den Migranten.

Foto: Sebastian Dingler

Die Vorsitzende des Patennetzes, Ruth Reimertshofer, die auch stellvertretende Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration der Stadt ist, erzählte, dass die Idee des historischen Rundgangs während einer informellen Sitzung des Beirats aufgekommen war: Einfach, weil es doch schön und förderlich für die Integration sei, den Flüchtlingen die Stadt, in der sie leben, näherzubringen.

Der Rundgang begann an der Alexanderskirche und somit im Jahr 1493, dem Zeitpunkt ihrer Fertigstellung. Übers Schloss, das Gestüt und den Herzogplatz ging es wieder zurück zum Schlossplatz, zum Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung von Gernot Waldner. Manfred Marx ließ immer wieder Parallelen zur heutigen Situation erkennen: Etwa als der schwedische König Karl der Zwölfte Zuwanderer aus Tirol und der Schweiz herkommen ließ, also „eine Einwanderungspolitik betrieb“. Oder dass die Zweibrücker ihre zerstörte Stadt nach dem Krieg wieder aufgebaut haben.

Einer derjenigen Flüchtlinge, die bis zum Schluss am Rundgang teilnahmen, war Kamiran Mohamad. Der Syrer ist seit anderthalb Jahren in Deutschland und sagte, er habe schon mal etwas über die Geschichte Zweibrückens gelesen: „Das war interessant, also dachte ich: Das muss ich mal sehen, wo all diese Plätze und Gebäude sind.“ Ihm gefiel die Veranstaltung ebenso wie Malak Sulaiman. Die Syrerin meinte: „Das freut mich sehr, dass wir die Chance gehabt haben, etwas über die Geschichte von Zweibrücken zu erfahren.“

Auch die Afghanin Zahra Zakhizada äußerte sich hinterher, die Zweibrücker Geschichte sei interessant für sie gewesen, auch wenn sie nicht alles verstanden hatte – leider war auch die Dolmetscherin für Dari kurzfristig ausgefallen. Darunter litt auch ein bisschen der Iraner Mahmud Jahanshahi, der seit 18 Monaten in Deutschland lebt und für diese Umstände schon recht gut die Sprache versteht. „Für mich ist die deutsche Kultur unbekannt, deshalb müssen wir so eine Gelegenheit wie diese nutzen“, sagte er.

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