Sonderausstellung im Stadtmuseum Kaffee-Tässchen und Gewürzschälchen

Zweibrücken · Einige seltene Stücke zieren die Sammlung des Zweibrücker Stadtmuseums. Dazu zählt etwa eine Schokoladentasse, die für 13 000 englische Pfund bei einer Auktion in London ersteigert werden konnte.

 Geschirr mit Blumenmotiven dominierte die Porzellanherstellung in der Zweibrücker Manufaktur.

Geschirr mit Blumenmotiven dominierte die Porzellanherstellung in der Zweibrücker Manufaktur.

Foto: Cordula von Waldow

84 der insgesamt rund 250 erhaltenen Teile Zweibrücker Porzellans und damit gut ein Drittel, sind mittlerweile im Besitz des Stadtmuseums Zweibrücken. Das erste Stück der Sammlung ist ein Teller mit Brandspuren aus dem Zweiten Weltkrieg. Den Grundstock für die heutige umfangreiche Sammlung legte 1952 die Landesregierung. Sie schenkte der Stadt Zweibrücken anlässlich ihres 600-jährigen Bestehens ein zwölfteiliges Kaffeeservice Zweibrücker Porzellans mit je fünf Kaffeetassen und fünf Untertassen, einer Kaffeekanne und einer Zuckerdose, bemalt mit Deutschem Blumendekor.

Zehn weitere Teile kamen in den folgenden Jahren hinzu, denn als die Historikerin Charlotte Glück 1993 ihre Arbeit im Stadtmuseum aufnahm, umfasste die Sammlung 23 Stücke. 1999 dann gelang der große Coup. „Aus dem Nachlass von Hans Ketterl konnten wir mit einem Mal gleich 43 Teile erwerben“, erinnert sie sich. Der Notar aus Landstuhl hatte Zweibrücker Wurzeln und war ein begeisterter Sammler des Zweibrücker Porzellans. Einmalig in der Geschichte, beteiligten sich Zweibrücker Bürgerinnen und Bürger mit einer großen Spendenaktion an diesem Kauf. Auch der 1993 durch Oberbürgermeister Hans-Otto Streuber gegründete Förderverein des Museums unterstützt seitdem unter anderem den Ankauf weiterer Porzellane.

Bis heute hat sich der Porzellan-Bestand im Stadtmuseum so, vor allem durch zweckgebundene Spenden, sukzessive auf 84 Teile erweitert. Sie ist somit weltweit die größte und bedeutendste Sammlung Zweibrücker Porzellans, das nach mehr als drei Jahrhunderten wieder an seinen Ursprungsort zurückkehrte. Besonders stolz ist Charlotte Glück auf die seltenen Figuren, von denen lediglich 32 Stück bekannt sind, und auf außergewöhnliche Stücke. Dazu zählt etwa die Schokoladentasse mit Landschaftsmotiv, die sie für 13 000 englische Pfund bei einer Londoner Auktion ersteigern konnte. Ausgefallen sind auch Geschirrteile mit den eher seltenen Blumengirlanden.

Zu den einzigartigen Ausstellungsstücken gehört unter anderem das Gewürzschälchen mit dem sitzenden Knaben aus der Anfangszeit des Zweibrücker Porzellans, erkennbar an der Marke mit der Doppelbrücke und dem liegenden S darunter. Weitere besondere Stolzobjekte sind die Allegorien des Frühlings (Gärtnerin), des Winters (Bilderhändler) oder jetzt die Neuerwerbung kurz vor Weihnachten, das Mädchen mit Schürze als erste rein weiße und unbemalte Figur. Hier verlässt sie sich, wie bei den übrigen Figuren auch, hauptsächlich auf die Einschätzung der Porzellan-Expertin Elisabeth Kessler-Slotta aus Bochum. Die Kunsthistorikerin hat über Zweibrücker Porzellan promoviert und ist eine der wenigen Kapazitäten, die auch Teile ohne Marke – Doppelbrücke oder die Initialen PZ aus der herzoglichen Zeit – durch Vergleiche mit den bereits vorhandenen Stücken zuordnen und als „Weißes Gold“ aus der Zweibrücker Manufaktur bestätigen kann. „Die Zweibrücker Figuren erscheinen manchmal ein bisschen naiv und ungelenk, außerdem stimmen die Proportionen nicht immer so genau“, erinnert Charlotte Glück etwa an die Melkerin mit dem „Zwergrind“.

Sie selbst erhält Auktionskataloge zugeschickt und wird auch innerhalb ihres Netzwerks von Kollegen angerufen, sobald ein neues Stück Zweibrücker Porzellan in einer Versteigerung auftaucht. „Wir erwerben jetzt nur noch ganz gezielt weitere Teile, wie eben die seltenen Figuren oder Geschirr mit ausgefallenem Dekor oder seltenen Farben, die wir noch nicht besitzen“, sieht die Museumsleiterin keinen Sinn darin, weitere Kaffeetassen mit Deutschen Blumen zu sammeln, nur, um den Bestand zu erhöhen.

Zu welchem Preis dann ersteigert werden könne, hinge stark von der jeweiligen Konkurrenz ab. Das Mädchen konnte sie für einen niedrigen vierstelligen Betrag aus Spendengeldern erwerben. Bei einem weiteren Wunschobjekt musste der Förderverein passen, „weil die Summe durch die Decke schoss“ und das selbst gesetzte Budget überstieg. Nichtsdestotrotz bleibt die Museumsleiterin für die Zukunft optimistisch: „Ich bin wirklich gespannt, welche Schätze wir da noch entdecken dürfen.“

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