Barocke Tänze und Musik im Schloss

Zweibrücken · Der Himmel über Zweibrücken imponierte am Samstag gegen sechs Uhr plötzlich wolkenverhangen, es regnete gar, da waren die Danseurs du Roy aber längst im Zweibrücker Schloss ins Barocke abgetaucht, in Wartestellung. Fast pünktlich traten die Musiker auf, fünf an der Zahl, Streicher, Sängerinnen und Blockflötistin. Sie wollten spielen, durften aber nicht ohne den König. Erst nach 20 Minuten rauscht Herzog Christian IV. bedächtigen Schritts die große Treppe hinunter ins Foyer, begleitet von einer Tanzgruppe in barocken Kostümen, hübsch anzusehen. Und dann ging's auch gleich los mit einer Suite. Mit Tänzen und Tanz-anklängen, Menuett, Bourrée, Schreittänze, Gavotte und viele andere mehr. Immer graziös mit vielen Verbeugungen, gegeneinander und in Richtung des Herzogs, Husten war erst erlaubt, wenn der Herzog hustete. Die Blockflöte fand im Barock gern Verwendung. Setzte sich auch trefflich bei den Saargemündern durch, fand viel Freunde mit ihren hellen lockeren Passagen. Derweil tanzten die Danseurs lautlos fast in ihren gelben und goldenen Schuhen in ihren gerüschten Kleidern gefangen, den lockigen Haaren, unter pastöser Schminke, wie in Zeitlupe beinahe, die Leidenschaft, die dem Barock doch gern innewohnt, trefflich verbergend. Will sagen, es fehlte ein wenig die Lust auf Welt, die barock so schön zutage tritt, die Jahrhunderte lang ja nur dem Jenseits zugewandt war, jedenfalls in der Kunst. Jean Baptiste Lully aus Florenz und Giacomo Puccini waren ebenfalls musikalisch vertreten. Puccini mit aufmunternden Arien, wirklich eindrucksvoll gesungen im Sopran, endlich trat Leidenschaft ins Licht, die knapp 50 Zuhörer richteten sich förmlich auf und klatschten drahtig. Der Herzog nahm es gelassen, als hätte er schon die musikalische Entwicklung vorausgeahnt. Ein Spätnachmittag, der in die Vergangenheit führte. Der Zweibrücker Barockarchitekt Ludwig Hautt, der ja Jägersburg baute und den Turm der Alexanderskirche, trat ebenfalls auf, wurde vom Herzog mit einem breiten roten Verdienstbrustband geehrt, wobei der Geehrte sich niederknien musste und Mühe hatte, wieder in die Senkrechte zu kommen; ganz, wie das Leben eben so spielt. Barock hat für uns in der hier nachgestellten Form der Gesellschaft bei Hof etwas beinahe Groteskes.

 Die Ensembles „Musique du Roy“ und „Danseurs du Roy“ aus Saargemünd gastierten im Rahmen des Straßentheater-Spektakels im Zweibrücker Herzogsschloss. Foto: Margarete Lehmann

Die Ensembles „Musique du Roy“ und „Danseurs du Roy“ aus Saargemünd gastierten im Rahmen des Straßentheater-Spektakels im Zweibrücker Herzogsschloss. Foto: Margarete Lehmann

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