Weniger Zucker, mehr Bewegung

Sie sagen, es gibt viele unerkannt Zuckerkranke. Gibt es Warnsignale, bei denen man zum Arzt gehen sollte?Peter Schiedermaier: Zu den Frühsymptomen eines entgleisten Blutzuckers können Müdigkeit, übermäßiger Hunger oder Durst und häufiger Harndrang gehören

Sie sagen, es gibt viele unerkannt Zuckerkranke. Gibt es Warnsignale, bei denen man zum Arzt gehen sollte?Peter Schiedermaier: Zu den Frühsymptomen eines entgleisten Blutzuckers können Müdigkeit, übermäßiger Hunger oder Durst und häufiger Harndrang gehören. Der Diabetes sollte aber früher festgestellt werden: Ein Blutzucker-Test, den man nüchtern machen lassen sollte, ist in Apotheken und Arztpraxen verfügbar und schnell gemacht. Alle Patienten mit Übergewicht und erhöhten Leberwerten sollte man daraufhin untersuchen, ob sie zu viel Insulin im Körper haben. Ein Zuckerbelastungstest zeigt, dann, ob die Bauchspeicheldrüse noch Leistungsreserven hat oder bereits im Anschlag ist. Alle diese Untersuchungen sind billig, schnell gemacht und für den Patienten unbelastend.

Was kann man selber tun, um sein Diabetes-Risiko möglichst gering zu halten?

Schiedermaier: Grund für die Zunahme des Diabetes Typ 2 sind Übergewicht und Bewegungsmangel.

Wie wird Typ-2-Diabetes heute behandelt?

Schiedermaier: Während man früher mit Medikamenten behandelt hat, die die Bauchspeicheldrüse ausgequetscht haben oder gleich Insulin gegeben hat, können heute moderne Medikamente die Insulinempfindlichkeit, die durch Übergewicht herabgesetzt ist, wieder verbessern. So muss die Bauchspeicheldrüse weniger produzieren und "hält länger durch".

Sie illustrieren die Veranstaltung mit einer Praline, die in einer Mausefalle liegt. Ist das überspitzt oder gibt es wirklich einen direkten Zusammenhang zwischen Diabetes und Süßigkeiten, also Zucker?

Schiedermaier: Ja. Keine Zucker, keine schnell verwertbaren Kohlenhydrate, also alles was mit Schokolade, Süßigkeiten, Weißbrot, Pasta, Pizza zu tun hat. Noch gefährlicher sind die flüssigen Kohlenhydrate wie Softdrinks. Das ist der Killer Nummer eins und die Hauptursache für die Zunahme der Diabetes.

Früher nannte man den Typ-2-Diabetes "Altersdiabetes". Ist das noch zeitgemäß?

Schiedermaier: Leider nein, inzwischen haben schon Kinder Typ-2-Diabetes. Vor allem in den USA, die uns fünf bis acht Jahre voraus sind. Da werden auf Kongressen Fälle von Kindern vorgestellt, die schon Fettlebern haben, an Leberzirrhose leiden. Der korrekte Begriff für Typ-2-Diabetes ist heute durch Übergewicht hervorgerufene Diabetes.

Das heißt, Sie müssten diese Veranstaltung eigentlich auch in die Schulen tragen.

Schiedermaier: Unbedingt. Die Zunahme des Übergewichts führt zur Zunahme der Diabetes. Das wird volkswirtschaftlich das Hauptproblem werden.

Ein Vortrag befasst sich mit dem diabetischen Fuß. Was muss man sich darunter vorstellen?

Schiedermaier: Ein zu hoher Blutzuckerspiegel im Blut schädigt die großen Blutgefäße, die kleinen Blutgefäße und die Nerven. Und die Kombination aus Nervenschädigung und Schäden der kleinen Blutgefäße führt dazu, dass an den Beinen Geschwüre entstehen, meist nach einer kleinen Verletzung, die dann nicht mehr heilen und immer größer werden. Diese Geschwüre bei Durchblutungsstörungen sind eine Komplikation des Diabetes, die durch einen spezialisierten Chirurgen in Zusammenarbeit mit einem Internisten mit Diabetesteam erforderlich macht. Das Geschwür muss chirurgisch adäquat behandelt werden, die Durchblutung muss verbessert und der Zucker eingestellt werden. Foto: pma

Auf einen Blick

Der Diabetiker-Tag im Evangelischen Krankenhaus befasst sich morgen zwischen 17 und 20 Uhr mit verschiedenen Aspekten der Typ-2-Diabetes. Unter anderem geht es um "Adipositas, Diabetes und das Metabolische System", "Richtige Ernährung und häufige Irrtümer", "Die moderne Therapie des erworbenen Diabetes" und "Die Behandlung des diabetischen Fußes". red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort