Ein Exot auf Saar und Mosel

Schoden · Norbert Klippel bildet seit zehn Jahren Wasserflug-Piloten auf Saar und Mosel aus. Das Starten und Landen auf den vergleichsweise schmalen Flüssen ist alles andere als einfach – und für Zuschauer ein großes Vergnügen.

 Norbert Klippel mit seiner Piper PA-18 Super Cub. Foto: Schelling

Norbert Klippel mit seiner Piper PA-18 Super Cub. Foto: Schelling

Foto: Schelling

Das kleine Flugzeug ist gerade zur Freude der Zuschauer mitten auf der Saar gewassert. So nennt man das, wenn ein Wasserflugzeug im nassen Element landet. Im nostalgischen Cockpit der Piper PA-18 Super Cub aus den 50er Jahren herrscht gute Stimmung. Fluglehrer Norbert Klippel ist zufrieden, sein Flugschüler hat alles richtig gemacht.

Anders als beim Start von einem Flughafen ist hier auf dem für Wasserflug freigegebenen Abschnitt der Saar im rheinland-pfälzischen Schoden kein Funkkontakt mit einem Tower notwendig. Der Flug geschieht in völliger Eigenverantwortung des Piloten. Er entscheidet, in welche Richtung er startet und ob Wellengang, Seitenwind oder Schiffsverkehr so sind, dass er gefahrlos abheben kann.

Allerdings muss er dabei besonders vorsichtig sein: Auf diesem Abschnitt der Saar und der ebenfalls teilweise für Wasserflug freigegebenen Mosel tummeln sich Frachtkähne ebenso wie Ausflugsschiffe und Sportboote . Der 150 PS starke Vierzylinder der Piper brummt beruhigend. Obwohl der Motor nur mit Leerlauf-Drehzahl läuft, zieht er das Wasserflugzeug dennoch nach vorn. Deshalb werden manchmal auch Kreise auf der Saar gedreht, denn einfach bremsen wie an Land funktioniert auf dem Wasser nicht. Ausflugsschiffe kreuzen den Weg, und im Wasser hat die Piper einen gefühlten Wendekreis wie ein Öltanker .

Norbert Klippel ist direkt an der Mosel in Lieser bei Bernkastel-Kues geboren und seit Jahrzehnten Lehrer in der eigenen Fahr- und Flugschule "Drive and Fly" am Flugplatz Trier-Föhren. Er strahlt die nötige Ruhe und Gelassenheit aus, die einen guten Fluglehrer ausmacht. Das Wasserfliegen ist seine ganz besondere Passion. Gelernt hat es der 63-Jährige in den frühen 80er Jahren in Kanada, wo er auch einige Zeit als Lehrer für Wasserflug arbeitete. Seit 2005 bietet er die Wasserflugausbildung auf der Mosel an, später auch auf der Saar. Jedes Jahr kommen fünf bis sechs Privat- oder Berufspiloten aus ganz Europa zu ihm, um eine Wasserflugausbildung zu absolvieren. Die kostet etwa 2400 Euro. Etwa 30 weitere Piloten absolvieren zudem ihren alle zwei Jahre notwendigen Checkflug zum Erhalt ihrer Wasserflug-Berechtigung.

Die Vorstellung, fast überall landen zu können, macht einen großen Teil der Wasserflug-Faszination für Piloten aus, die sonst an Flugplätze gebunden sind - der ultimative Fliegertraum, auch wenn das hierzulande nur an ganz wenigen Stellen möglich ist. Anders als auf der offenen See, wo fast immer genau gegen den Wind gelandet werden kann, ist das auf Saar und Mosel wegen des schmalen Wasserlaufs nicht möglich. Ist der Seitenwind zu stark, wird ohnehin nicht geflogen. Flieger-Routinier Klippel setzt auf hohe Sicherheitsstandards.

Um eine Wasserflugberechtigung zu erlangen, muss der Flugschüler bereits im Besitz einer Privat- oder Berufspilotenlizenz für Motorflugzeuge sein und ein gewisses Maß an Flugerfahrung vorweisen. Klippel hat durch einen vertrauensvollen Kontakt zu den örtlichen Behörden mittlerweile rund ein Dutzend Wasserflächen auf Saar und Mosel zur Ausbildung genehmigt bekommen. Er verteilt die Starts und Landungen mit Schülern auf unterschiedliche Bereiche auf den Flüssen, damit sich Anwohner nicht gestört fühlen.

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