Almodóvar widmet sich wieder den Frauen, Assayas dem Jenseits

Cannes · Beim Filmfest in Cannes stellten gestern die Regisseure Pedro Almodóvar aus Spanien und Olivier Assayas aus Frankreich ihre Beiträge vor. 21 Filme konkurrieren um die Goldene Palme, die am Sonntag vergeben wird.

Von Anfang an stand das Thema im Raum. Doch erst als die Pressekonferenz zu Pedro Almodóvars Palmen-Konkurrent "Julieta" schon halb vorbei war, stellte einer der Journalisten die Frage, die auf dem Podium sichtbar Nervosität erzeugte. Es ging um die Panama Papers und dass Almodóvars Name und der seines Bruders darin auftauchten. "Unsere Namen gehören zu den unwichtigsten in den Panama Papers. Wenn die Papers ein Film wären, würden wir nicht einmal als Komparsen auftauchen - die spanische Presse tut aber so, als wären wir die Hauptdarsteller", rechtfertigte sich der spanische Filmregisseur. Dann ging es aber auch schon wieder um "Julieta", der trotz des Enthüllungsärgers viel Applaus bekam und für Almodóvar eine Rückkehr in sehr vertrautes Terrain ist: zum Kino der Frauen wie in "Alles über meine Mutter" oder "Volver".

Emma Suárez gibt ihr Almodóvar-Debüt als Mutter, deren Tochter vor 13 Jahren spurlos aus ihrem Leben verschwand. Als sie erfährt, dass sie in der Schweiz gesehen wurde, schreibt sie ihr einen Brief mit ihrer Sicht auf die zurückliegenden, dramatischen Ereignisse. Der Rückblenden-Erzählung um Liebe, Verlust und Schuld fehlt aber die emotionale Wucht, die Almodóvars Meisterwerke auszeichnet.

Anders als der verlässlich sehenswerte Almodóvar kassierte Olivier Assayas mit "Personal Shopper" die ersten Buh-Rufe dieses Wettbewerbs für sein übersinnliches Drama. Darin ist nicht nur Lars Eidinger in einem kleinen Part wieder dabei, sondern auch Kristen Stewart in der Hauptrolle. Sie spielt eine Amerikanerin in Paris, die ihr Geld mit dem ungeliebten Job als persönliche Mode-Einkäuferin für eine Prominente verdient und auf ein Zeichen ihres gestorbenen Bruders aus dem Jenseits wartet. Assayas hantiert mit Geister- und Thrillermotiven, spirituellen Erscheinungen und einem unheimlichen Smartphone-Chat. Doch nicht nur seine Schauspieler scheinen kaum gefordert. In den knapp zwei Stunden führen die übersinnlichen Ereignisse überwiegend ins Nichts.

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