First Lady Melania Trumps Abschied von einer ungeliebten Rolle

Washington · Die Ehefrau des noch bis Mittwoch amtierenden US-Präsidenten setzte als First Lady wenig Akzente – und hasste Teile ihres Lebens im Weißen Haus.

 Melania Trump dürfte Washington gern verlassen. Verlässt sie bald auch Ehemann Donald?

Melania Trump dürfte Washington gern verlassen. Verlässt sie bald auch Ehemann Donald?

Foto: dpa/Ron Adar

Es wird ein Abschied aus dem Weißen Haus ohne große Zeremonien sein, der fast an ein Wegschleichen erinnert. Für Melania Trump, die scheidende First Lady, bringt der Machttransfer in den USA auch einen Verstoß gegen bewährte Traditionen. Denn wenn Donald Trump und seine Gattin am Mittwoch, dem Tag der Vereidigung Joe Bidens vor dem Kapitol, von der Luftwaffenbasis Andrews in Richtung Florida abheben, wird es Berichten zufolge zuvor kein Treffen von Melania Trump mit Jill Biden geben. Und damit auch nicht den seit 100 Jahren üblichen gemeinsamen Tee der beiden Damen und eine Führung durch die Wohnquartiere des Weißen Hauses. Vor vier Jahren hatte noch Michelle Obama trotz aller persönlichen Spannungen mit den Trumps Melania zu einer „Tea time“ am Tag der Amtsübergabe empfangen. Und beide redeten darüber, wie sich denn am besten Kinder in dem wenig normalen Umfeld eines Weißen Hauses erziehen lassen.

Doch diesmal sitzt die Bitterkeit zwischen den beiden Präsidenten-Paaren zu tief. Und so bleiben für das 50-jährige Ex-Model aus Slowenien und den Gatten nur der Salut einer kleinen Gruppe Soldaten auf der Andrews-Basis und vermutlich 21 Salutschüsse. Denn Trump hatte kürzlich schon verkündet, er werde – unter dem Schatten des Amtsenthebungs-Verfahrens nach dem Sturm von Präsidentenanhängern auf das Kapitol – der „Inauguration“ Bidens fernbleiben. Zuvor hatte es klare Signale aus dem Sieger-Lager gegeben, dass man eine Anwesenheit Trumps für nicht angemessen halte. Lediglich Vizepräsident Mike Pence wird als willkommen angesehen und repräsentiert am Mittwoch die scheidende Regierung auf den Kapitolsstufen. Trumps Abwesenheit beim Bibelschwur Bidens ist dabei ein weiteres Novum seit 1869, als ein ebenfalls mit der Amtsenthebung konfrontierter Andrew Johnson die Feierlichkeiten für seinen Nachfolger Ulysses Grant vermied.

Begleitet wird der Abschied von Melania Trump, die in der Amtszeit deutlich weniger das Licht der Öffentlichkeit mit Initiativen suchte als ihre Vorgängerinnen, von einer Menge Gerüchten in den US-Medien. Ein Magazin vermutet, bis zur offiziellen Scheidung des Paares seien es wohl nur wenige Monate. Andere Publikationen rätseln, wie denn die vorehelichen Vereinbarungen der beiden im Fall einer Trennung aussehen. Indizien sprechen jedenfalls dafür, dass Melania Trump das Leben im Weißen Haus hasste. Zunächst war sie fünf Monate später als ihr Mann eingezogen, damit – so die offizielle Begründung – der heute 16-jährige Sohn Barron seine Schulzeit in New York beenden konnte. Dann gab es Hinweise darauf, dass sich Melania mit den Amtspflichten einer First Lady und Teilen des Lebens im Weißen Haus nicht richtig anfreunden konnte. Zwar war sie stets beim traditionellen Ostereier-Rollen oder der Halloween-Party präsent. Und sie organisierte auch die Dekoration der Weihnachtsbäume. Doch heimliche Audioaufnahmen ihrer früheren Freundin und Helferin Stephanie Wolkoff, die heute bei Melania in Ungnade gefallen ist, zeigen: Sie hatte keinerlei Interesse an den Weihnachts-Aktionen und fluchte sogar über diese Arbeit.

Auch gab es unter Melania Trump lediglich zwei Staatsbanketts, wobei dabei natürlich im vergangenen Jahr auch die Corona-Pandemie eine Rolle spielte. Ihrer Initiative „Be Best“ („Sei der Beste“), mit der sie Kindern Mut zu Engagement und hohen Zielen machen wollte, fehlten stets das große öffentliche Interesse und die Durchschlagskraft. Doch nun ist die Ära der ungeliebten Pflichtübungen für die First Lady vorbei. In der Nähe des Trump-Resorts Mar-a-Lago in Florida soll sie in den letzten Wochen bereits nach einer geeigneten Privatschule für Sohn Barron gesucht haben. Womit sie sich in Zukunft beschäftigen will, ist unklar. Anders als ihr Mann hasst sie das Golfspiel und politischen Aktionismus. Deshalb hatte sie sich aus dem Weißen Haus auch nur sporadisch über Twitter zu Wort gemeldet. Zuletzt war es, als die Ex-Vertraute Wolkoff in einem Medienbeitrag festgestellt hatte, Melania sei für den Mob-Ansturm auf das Kapitol ebenso moralisch verantwortlich wie ihr Mann. Sie sei das Opfer einer „beschämenden Attacke von Menschen, die relevant sein wollen und eine Agenda haben“, verteidigte sich Melania. Es dürfte ein Trost für sie sein, dass sie in Zukunft nicht mehr als Zielscheibe dienen wird – und endlich aus einer kaum geliebten Rolle schlüpfen kann. Zumal ihr Beliebtheitswert in der Bevölkerung mit derzeit 46 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2017 liegt.

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