Deutscher erwürgt greise Gattin

Washington · Dieser Fall machte in den USA Schlagzeilen: Ein Deutscher sollte seine 45 Jahre ältere Frau ermordet haben. Der Prozess verzögerte sich um Jahre, weil der Angeklagte in Hungerstreik trat. Jetzt wurde er doch verurteilt.

Es ist der Abschluss eines bizarren Mordprozesses um das Ende einer ebenso bizarren Ehe: Ein Deutscher (49) hat seine fast doppelt so alte Ehefrau (91) erwürgt. Davon sind die Geschworenen in den USA überzeugt und befanden den Mann für schuldig. Das Strafmaß wird im März festgelegt. Es könnte sehr hoch ausfallen - die Jury stellte eine besondere Schwere der Schuld fest.

Alles begann 1990 mit der Hochzeit des extrem ungleichen Paares: Die Düsseldorferin (damals 71) war eine angesehene Auslandskorrespondentin mit ausgezeichneten Kontakten in der US-Hauptstadt, wie die "Washington Post" schildert. In ihrem Haus veranstaltete sie Empfänge mit namhaften Persönlichkeiten. Auch den ehemaligen US-Präsidenten George Bush Senior soll sie getroffen haben. Ihr Kölner Ehemann (damals 26) aber war ein Exzentriker und ein Hochstapler, wie Zeugen vor Gericht aussagten. Mal habe er sich als ausländischer Spion ausgegeben, mal als irakischer General.

Im August 2011 wurde die 91-Jährige tot im Badezimmer ihres Hauses im noblen Georgetown in Washington gefunden. Ihr Mann behauptete, sie sei gestürzt. Die Obduktion ergab als Todesursache jedoch Schläge und Würgen. Der Kölner hatte sich bereits mehrfach wegen Gewaltverbrechen vor Gericht verantworten müssen - auch wegen Angriffen auf seine Frau.

Auch der Prozess selbst hatte bizarre Begleitumstände. Zum ersten Mal in der Geschichte des Superior Court in Washington blieb ein Angeklagter dem gesamten Prozess fern. Der Mann ging in einen Hungerstreik. Auf 40 Kilo sei er abgemagert, schrieb die "Washington Post". Seinen Ärzten zufolge war er zu schwach, um vor Gericht zu erscheinen. So verzögerte sich der Prozessbeginn um fast zwei Jahre.

Eine "Zweckehe"

Irgendwann reichte es dem Richter. Der Angeklagte wurde aus dem Krankenhaus zugeschaltet. Die Geschworenen durften ihn aber nur hören und nicht sehen, um sich nicht von seinem abgemagerten Anblick beeinflussen zu lassen. Zeugen sagten aus, der Mann habe homosexuelle Beziehungen gehabt. Der 49-Jährige selbst bezeichnete die Beziehung zu seiner Frau als "Zweckehe". Eine Nachbarin sagte aus, sie habe in der Tatnacht das Wimmern einer Frau und das gehässige Lachen eines Mannes gehört.

Mit Beweisen für die Schuld tat sich die Staatsanwaltschaft schwer. Es gab weder Augenzeugen noch wurden an der Leiche DNA-Spuren des Ehemanns gefunden. Es gab auch keine Spuren eines Einbruchs. Der Angeklagte verweigerte die Aussage. Die Tochter des Opfers sagte aus, der Angeklagte habe ihr unmittelbar nach dem Tod ihrer Mutter eine Testaments-Änderung überreicht. Demnach habe der Angeklagte 200 000 Dollar (rund 150 000 Euro) erhalten sollen. In einem früheren Testament hatte die Frau ihren Mann enterbt. Für Staatsanwalt Craig Hickein ein klares Mordmotiv: Er sprach von einem "besonders grausamen und abscheulichen Mord", der sich schon lange abgezeichnet habe.

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