Schluss mit lustig?

Meinung · Darf ein Hartz-IV-Empfänger, der sich bekanntlich in einer Notlage befindet und keine eigenen Einkünfte hat, ein Fest feiern? Gute Frage. Die meisten werden wohl sagen: Kommt darauf an. Ja, es kommt darauf an, was sich jemand leisten darf, der sich eigentlich nichts mehr leisten kann. Das Saarland kann ein garstig Lied davon singen

Darf ein Hartz-IV-Empfänger, der sich bekanntlich in einer Notlage befindet und keine eigenen Einkünfte hat, ein Fest feiern? Gute Frage. Die meisten werden wohl sagen: Kommt darauf an. Ja, es kommt darauf an, was sich jemand leisten darf, der sich eigentlich nichts mehr leisten kann. Das Saarland kann ein garstig Lied davon singen.Die Landesregierung, besser: die Staatskanzlei hat beschlossen, aus Kostengründen künftig auf das "Landesfest" und den Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten zu verzichten. Kosten-Ersparnis circa 560 000 Euro. Das ist viel Geld, vor allem, wenn man auf den Landeshaushalt schaut: 11,7 Milliarden Euro Schulden drücken das "Aufsteigerland" (Regierungschef Peter Müller), das auf Hilfen aus dem bundesdeutschen Finanzausgleich angewiesen ist. Allerdings schrumpft der "Fest"-Geld-Betrag, wenn man den gesellschaftlichen Nutzen solcher Veranstaltungen gegenrechnet - so, wie es Politiker sonst gerne tun.Über den Sinn von Landesfesten (die in anderen Bundesländern üblich sind) kann man trefflich streiten. Zum letzten großen Saarlandfest vor drei Jahren kamen 600 000 Besucher, die Landesregierung rühmte stolz den Erfolg "dieses großartigen Festes". Dabei misst sich dieser Erfolg noch nicht mal am sichtbaren Amüsement der Bürger. Es ist das (unsichtbare) identitätsstiftende Moment, das solchen Anlässen, zu denen auch "unnötige" Neujahrsempfänge gehören, ihre Bedeutung verleiht. Gerade das Saarland braucht ein "Wir-Gefühl", das etwa in Bayern schon wegen der zweifellos reicheren Tradition auf "natürliche" Weise entsteht. Sicherlich geht das Land nicht gleich unter, wenn erstmal Schluss mit lustig ist. Gleichwohl stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit, dauerhaft auf kulturelle Errungenschaften zu verzichten und sich nur noch auf pragmatische Sacharbeit zu konzentrieren. Was wird aus einem Land, das nur noch knausert und sich nichts mehr gönnt? Schon jetzt weisen kritische Geister auf die Folgen kultureller Dürre und auf schlechte Chancen im Wettbewerb der (Nachbar-)Regionen hin, wenn notwendige Leit-Investitionen wie Stadionbau oder Eventhalle dem Rotstift zum Opfer fallen. Ja, richtiges Sparen ist eine Kunst. Und es wird immer schwer zu erklären sein, wenn bei Beamten, im Sozialetat oder bei Baumaßnahmen gespart wird, im Bereich der "weichen Faktoren" aber nicht. Doch jedes Gemeinwesen braucht, wenn schon keine Vision, doch zumindest eine Perspektive. Mit symbolhaften Handlungen, die den Kohl nicht fett machen, ist dem Land nicht gedient. Der Plan, auf Feste zu verzichten, vermittelt kein Signal des Sparwillens. Sondern der Resignation.

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