Blitzkarriere des Andreas Bovenschulte Auf dem Sprung an die Bremer Rathausspitze

Bremen · Bürgermeister kann Andreas Bovenschulte. Das hat er seit Ende 2014 in der niedersächsischen Gemeinde Weyhe gezeigt. Auch den Sprung in die Bremische Bürgerschaft schaffte er bei der Wahl am 26. Mai.

  Der SPD-Landesvorstand in Bremen empfahl Andreas Bovenschulte als Bürgermeister.

Der SPD-Landesvorstand in Bremen empfahl Andreas Bovenschulte als Bürgermeister.

Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Dann ging es gleich weiter: Die SPD-Abgeordneten wählten ihn mit 21 von 23 Stimmen zum Vorsitzenden. Und immer weiter: Der SPD-Landesvorstand empfahl ihn nun als Bürgermeister und Nachfolger des scheidenden Amtsinhabers Carsten Sieling (SPD).

Wäre der 53-Jährige nicht schon so bekannt in der Bremer SPD, könnte man vom „Shooting-Star“ sprechen. Er soll der schwer angeschlagenen Bremer SPD neues Vertrauen geben und das Projekt Rot-Grün-Rot zum Erfolg führen.

Bremen ist kein Neuland für den gebürtigen Niedersachsen. Er war schon Vorsitzender des Landesverbandes seiner SPD. Vertraute Genossen nennen den Zwei-Meter-Mann nur „Bovi“. Während der vergangenen Jahre war er Bürgermeister im niedersächsischen Weyhe, 30 000 Einwohner, zwölf Kilometer von Bremen entfernt. Sein Comeback zeichnete sich schon voriges Jahr ab, als er seine Kandidatur für den Landtag (Bürgerschaft) kundtat. Seitdem hielten sich die Spekulationen, der promovierte Jurist werde als starker Mann aufgebaut, der je nach Wahlausgang als Chef ins Bremer Rathaus einziehen könnte. SPD-Chefin Sascha Karolin Aulepp attestierte ihm „Nahbarkeit und Herzlichkeit“ und bezeichnete ihn als erfahrenen Politiker, der für die „Herzblut-Themen der SPD“ brenne. Bei all ihren Vorbereitungsgesprächen habe es eine einhellige Deutlichkeit gegeben, dass man sich nur einen Einzigen vorstellen könne als Präsidenten des Senats und Bürgermeister für Bremen – Andreas Bovenschulte, sagte Aulepp.

Wie Noch-Bürgermeister Sieling ist er eher dem linken Flügel zuzurechnen. Es war auch Sieling, der ihn im Juni 2018 bei einer Pressekonferenz als Kandidaten für die Bürgerschaft vorstellte. Die beiden sind nach eigenen Worten befreundet, lebten vor vielen Jahren gemeinsam in einer Wohngemeinschaft.

Zuletzt arbeiteten sie bis tief in die Nacht in der großen Koalitionsrunde für ein rot-grün-rotes Bündnis, das Bremen wohl die kommenden vier Jahre regieren wird. Allerdings ohne Sieling, der am Montag den Weg freimachte für einen personellen Neuanfang an der Spitze des Senats. Bovenschulte konnte nicht wirklich überrascht vom Rückzug Sielings gewesen sein. „Es wäre ja jetzt völlig lebensfern, zu glauben, dass er nie ein Wort ausgetauscht hat oder dass er mich nicht hätte teilhaben lassen an der Frage, wie er die Situation bewertet“, sagte Bovenschulte.

Über das Votum des Landesvorstandes muss nun der Parteitag an diesem Samstag entscheiden. Sollte dieser Bovenschulte erwartungsgemäß nominieren, wäre die Bürgerschaft am Zug, die den neuen Senat voraussichtlich erst am 15. August wählt. Umziehen müsste Bovenschulte, der verheiratet ist und zwei Töchter hat, jedenfalls nicht. Sein erster Wohnsitz ist schon lange Bremen.

Wie er sich einen Bürgermeister vorstellt, daran lässt der Sozialdemokrat Bovenschulte keinen Zweifel. „Ein Bürgermeister darf sich nicht um sich selbst drehen, er muss den Bürgerinnen und Bürgern zuhören und ihre Meinung ernst nehmen“, schrieb er mit Blick auf seine Arbeit in Weyhe. Das dürfte wohl auch für Bremen gelten, sollte er dort Bürgermeister werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort