Abgefahren

Meinung: Abgefahren

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Abgefahren

Von Ulrich Brenner

Während streikende Lokführer die Nerven der Pendler strapazieren, verzichtet die Bahn nicht nur auf die Hilfe von Freiwilligen. Auch der Sinn fürs Philosophische ist dem Konzern fern, der uns doch die weite Welt erschließen soll. Auf der Fahrt von Frankfurt nach Marburg wurde jedenfalls, wie die Bundespolizei gestern meldete, ein 20-Jähriger aus dem Verkehr gezogen, der in einem Regionalexpress glaubwürdig den Lokomotivführer gab. Sogar eine Originaluniform hatte er an und echte Bahnschlüssel dabei. Nur sein Ausweis war gefälscht. Auffällig war allenfalls, dass er im leeren, abgeschalteten Führerstand des letzten Waggons agierte. Diese Köpenickiade wird nun kleinkariert als Betrug verfolgt, dabei taucht sie doch als Sinnbild auf das ganze Land: Im Führerhaus drückt jemand den Startknopf und hat die Steuerung fest in der Hand. Dabei ist der Zug längst abgefahren - in die andere Richtung. Und die Menschen am Ruder blicken entschossen und glücklich.

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