Die Frage der Schuld

Nun also weitere drei Monate. Gutem Geld wird schlechtes Geld hinterher geworfen, statt eines sauberen Schnitts gibt es bei der Fischzucht jetzt eine teure Hängepartie.Der Schuldige ist auf den ersten Blick auch schnell ausgemacht.

Die gierigen Banker der Saar-LB seien es, die die Insolvenz verhindert und der Stadt somit weitere Millionenlasten aufgebürdet haben, hieß es. Doch diese Schuldzuweisung ist allzu wohlfeil. Der Bank, die bereits Millionen in das Projekt gesteckt hat, ist kein Vorwurf zu machen, wenn sie die Fischzucht nun soweit möglich retten will. Das ist sie all ihren anderen Kunden schuldig. Kredite kann man nicht nach Belieben zur Disposition stellen. Zumal die Bank über Jahre erfolglos aktuelle Zahlen und Wirtschaftspläne gefordert hat. Dass sie nun zumindest eine Fortführungsprognose sehen will, ist mehr als verständlich.

Die Schuld an dem Desaster liegt also nicht bei den Finanzierern, sie liegt ganz klar bei der Völklinger Politik. Diese hat aus Geltungssucht ein Projekt an den Start gebracht, dessen Zukunftsaussichten so fraglich waren, dass Privatinvestoren dankend abgewunken hatten. Gewiss muss sich auch die Bank fragen lassen, warum sie ein Millionen-Engagement auf Basis recht fragwürdiger Wirtschaftspläne unterstützt hat. An dieser Stelle ist Kritik an dem Institut berechtigt.

Von Rettung kann bei der aktuellen Situation aber keine Rede sein. Eher von Schadensbegrenzung. Klar ist: Die Insolvenz hätte wohl, wie von Staatssekretär Jürgen Barke befürchtet, Auswirkungen weit über die Stadtwerke hinaus nach sich gezogen. Und damit für die Mittelstadt Völklingen einen nicht wieder gut zu machenden Schaden angerichtet. Denn die Stadtwerke wären in einer Insolvenz kaum umhin gekommen, ihr Vermögen zu verwerten: Netz und Vertrieb haben noch einen hohen Millionenwert, bei einem Verkauf hätte sich ein Großteil der Forderungen tilgen lassen. Doch die beiden Bereiche sind auch bedeutende Gewinnbringer der Stadtwerke . Mit ihnen fiele eine wichtige Finanzierungsquelle für die Kommune weg.

Was die kommenden drei Monate bringen, ist offen. Die Hoffnung, die Fischzucht inklusive der Schulden verkaufen zu können, gehört in den Bereich der Wirklichkeitsverklärung, unter der Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig zunehmend zu leiden scheint. Zu der verqueren Wahrnehmung gehört auch, wenn er keinen Grund sieht, sein Amt niederzulegen. Zwar hat der Stadtrat versucht, durch die schwere Entscheidung neuer Kreditaufnahmen den Schaden zu verringern. Aber wer sonst als der Aufsichtsratschef sollte angesichts des jahrelangen Missmanagements bei Stadtwerken und Fischzucht die Konsequenzen ziehen?

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