Trierer Bischof Ackermann kritisiert Kirchenstreik Katholische Bischöfe sollten auf die Frauen zugehen

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hält die Protestaktionen von Frauen, die mehr Beteiligung in der katholischen Kirche wollen, für „nicht hilfreich“.

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Foto: SZ/Lorenz, Robby

Das wiederum dürften die Streikenden der Aktion Maria 2.0 nicht besonders hilfreich finden – und sie haben Recht. Die Laien müssen es ihren Bischöfen nicht einfach machen, im Gegenteil, sie dürfen unbequem sein. Es ist für die katholische Kirche neu und ungewohnt, dass Laien und vor allem Frauen lautstark protestieren. Wenn die katholische Kirche eine lebendige Institution sein will, dann müssen die Bischöfe solche Proteste aushalten.

Berechtigte Gründe für die Forderungen der Frauen gibt es mehr als genug. Der Missbrauchsskandal zeigt, in welche Katastrophe eine verschlossene Männerwelt führen kann. Macht- und Amtsmissbrauch bis in die Spitze der Hierarchie sind ebenfalls an der Tagesordnung. Die verkrusteten Strukturen der katholischen Kirche aufzubrechen, dazu könnten Frauen einen gewichtigen Teil beitragen. Und doch trägt der Kirchenstreik der Frauen, der noch bis Samstag dauern soll, auch ein inneres Missverständnis in sich.

„Katholisch“ bedeutet nach dem altgriechischen Adjektiv katholikós „allumfassend“. Es ist die Kraft und das Kreuz der katholischen Kirche, dass hier eine weltumfassend aktive Kirche auch nur weltumfassend auf die gegenwärtig aktuellen Fragen antworten kann. Deshalb ist das Amt des Papstes von so großer Bedeutung. Seine Aufgabe ist es, den Laden zusammenzuhalten. Die Bischöfe sind hier nur bedingt handlungsfähig und deshalb auch nur bedingt die richtigen Adressaten für den Protest.

Die katholischen Frauen und Katholiken im Westen insgesamt vergessen häufig angesichts der eigenen Bedürfnisse die Bedeutung der Katholizität. Es hat somit immer auch etwas Hilfloses, die eigenen, im Vergleich zu anderen Weltgegenden sehr liberalen Bischöfe zu Veränderungen zu ermahnen. Sie können nicht, oder besser: sie können kaum. Echte Veränderungen sind nur weltkirchlich, also von Rom aus umzusetzen. Indirekt vermögen die deutschen Bischöfe, etwas zu bewirken, etwa in Gesprächen mit dem Papst oder auf Welt-Bischofstreffen, den Synoden.

In Rom sind die Voraussetzungen für Veränderungen gut wie lange nicht. Mit Franziskus ist ein Papst im Amt, der Veränderungen will, aber klugerweise auf die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den Kontinenten Rücksicht nimmt. Das gilt auch für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Man merkt, der Papst will hier vorankommen. Er hat das mehrfach signalisiert. Doch er kann die Diakoninnen-Weihe nicht im Alleingang erlassen, er braucht theologische Fundamente für solche Entscheidungen. Eine beauftragte Kommission hat die erhofften Ergebnisse (noch) nicht erbracht.

Die deutschen Bischöfe können Frauen aber auch als Laien schon jetzt mehr Einfluss und damit mehr kirchliche Ämter übertragen. In manchen Diözesen passiert in dieser Hinsicht bereits einiges. Dazu bedarf es mehr Mut als Harmonie. Viele Bischöfe sind da noch Lernende. Sie trauen sich nicht. Sie dürften aber schon.

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