Missbrauchsskandal Bischöfe sprechen mit Missbrauchsopfern

Speyer/Mainz/Trier · Die Bistümer in der Region setzten jetzt auf Dialog. Den Opfern des Missbrauchs reicht das nicht aus.

 Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann

Foto: dpa/Henning Kaiser

Bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche suchen die Bistümer in Rheinland-Pfalz und im Saarland das Gespräch mit den Opfern. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann habe zehn Missbrauchsopfer angeschrieben und ihnen ein Treffen angeboten, teilte das Bistum mit. Vier der Angeschriebenen hätten angenommen. Die übrigen sechs reagierten nicht auf die im Januar ausgesprochene Einladung. Nach Ostern wolle der Bischof weiteren zehn Missbrauchsopfern ein Treffen anbieten. Insgesamt möchte das Bistum 87 Betroffene zu Einzelgesprächen einladen.

„Auch wenn der Missbrauch häufig lange zurückliegt, werden in diesen Gesprächen die lebenslangen Konsequenzen, die diese Wunden mit sich bringen, unmittelbar spürbar. So wird das Ausmaß des Verbrechens des Missbrauchs erahnbar“, sagte Wiesemann. Das Versagen der Kirche an so vielen verantwortlichen Stellen schmerze.

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf habe mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch gesprochen, teilte ein Sprecher mit. Details nannte er nicht. Das Bistum Mainz hatte im März mitgeteilt, dass es bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen auch auf die Hilfe externer Experten setzt, etwa das Mädchenhaus Mainz und das Trauma-Institut.

Im Bistum Trier tauschte sich Bischof Stephan Ackermann bei einer Tagung im April mit Seelsorgern und Opfern über die im vergangenen Jahr veröffentlichte Missbrauchsstudie aus. Darunter der Trierer Tenor Thomas Kiessling, der als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Pater wurde.„Ich werde mich weiter mit großer Kraft dafür einsetzen, die Aufklärung weiter voranzutreiben, aber auch die Prävention weiter zu stärken“, sagte Bischof Ackermann.

 Stephan Ackermann, Bischof von Trier

Stephan Ackermann, Bischof von Trier

Foto: dpa/Marius Becker

Matthias Katsch vom deutschen Opferverband Eckiger Tisch sagte: „Es ist gut, wenn sich ein Bischof mit Menschen trifft und so die Sichtweise von Opfern mit aufnimmt.“ Ausreichend sei das aber nicht. „Die Kirche sollte die Krise auch als Chance verstehen, beschädigtes Vertrauen durch große Transparenz zurückzugewinnen.“ Neben der seelsorgerischen Tätigkeit müsse die juristische Aufklärung der Fälle vorangetrieben werden. Um glaubwürdig zu sein, müsse sich die Kirche auch unabhängige Hilfe von außen nehmen. „Die Opfer müssen sehen, dass sich etwas tut - sonst kommt es zu Wut und Frust“, betonte Katsch.

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