Leitartikel: Afrika und die deutschen Unternehmen Die Hoffnungen sind der Ernüchterung gewichen

Als vor zwei Jahren die Afrika-Initiative gegründet wurde, waren die Erwartungen groß. Man muss konstatieren: Zwei Jahre sind nicht viel, um Investoren für Länder zu begeistern, die mit immensen Problemen zu kämpfen haben, aber auch erhebliche Chancen bieten.

Leitartikel: Afrika und die deutschen Unternehmen. Die Hoffnungen sind der Ernüchterung gewichen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Vielleicht waren die Hoffnungen damals überzogen, jedenfalls sind sie weitgehend der Ernüchterung gewichen. Dass Angela Merkel an Afrika ein gesteigertes Interesse hat, ist nicht verwunderlich: Nach der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 reiste sie ein ums andere Mal auf den Kontinent, wo sie hohes Ansehen genießt. Für Merkel ist klar: Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung hängen eng mit der Migrationsfrage zusammen. Wer arm und hoffnungslos ist, wer keine Perspektiven hat, der geht. Vor allem dann, wenn er jung ist. Und das sind viele Menschen in den 54 afrikanischen Staaten.

Doch auch die erhöhte Reisetätigkeit der Kanzlerin hat nicht bewirkt, dass speziell das Interesse deutscher Unternehmen für afrikanische Länder geweckt wurde. Gerade mal 1000 sind engagiert. Lässt man Südafrika außer Betracht, bleiben rund 400 Firmen übrig. Verpflichten kann Merkel niemanden, das hat sie auch auf der gestrigen Konferenz betont. Die hiesige Politik kann nur Anreize für unternehmerische Entscheidungen setzen. Das wird zwar über die Afrika-Initiative versucht. Noch kommen jedoch zu selten die entscheidenden Impulse für ausländische Investitionen aus den afrikanischen Staaten selbst.

Es ist gut, dass in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik vollzogen wurde. Inzwischen sucht man die Partnerschaft mit den Ländern des Kontinents und stülpt ihnen nicht mehr alles über. Anders als das umtriebige China es tut, darf die deutsche Wirtschaft sich auch nicht ausschließlich auf ihre Interessen konzentrieren – ähnlich wie die Politik sollte sie immer auch Faktoren wie Menschenrechte, stabile Verhältnisse und gute Regierungsführung im Blick haben. In der Folge bedeutet das: Die Rahmenbedingungen müssen in vielen Bereichen stimmen. Genau darin liegt aber die Zurückhaltung der Wirtschaft begründet. Afrika ist reich an Bodenschätzen und bietet eine junge, aufstrebende Bevölkerung. Aber es gibt eben nur wenige Beispiele für gute Regierungsführung. Die grassierende Korruption ist nach wie vor eines der größten Hemmnisse in den afrikanischen Staaten. Das sagen alle Experten. Sie erschwert die Entwicklung oder verhindert sie sogar. Leuchttürme wie Äthiopien oder Ruanda sind immer noch eine Ausnahme.

Deswegen ist es zwar nicht falsch, dass Deutschland versucht, Partnerschaften mit Ländern einzugehen, die vergleichsweise gute Voraussetzungen vorweisen können. Auf dass damit funktionierende Institutionen entstehen und die Bedingungen für private Investoren besser werden. Es ist sogar strategisch richtig und sinnvoll. Aber den Knoten durchschlagen können nur die afrikanischen Regierungen von sich aus. Wenn sie es denn wollen. Dazu scheinen allerdings immer noch die wenigsten bereit zu sein.

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