CD-Kritik Weiter auf dem Weg, immer weiter

Saarbrücken · Charles Lloyd hat mit seinem Quartett ein neues, wieder gutes Jazz-Album eingespielt.

 Charles Lloyd Quartet: Passin’ Thru. Blue Note/Universal.

Charles Lloyd Quartet: Passin’ Thru. Blue Note/Universal.

Foto: Universal

() Der 79-jährige Saxofonist Charles Lloyd ist seit mehr 50 Jahren im Jazz-Geschäft. In den 60ern lernte er von Altvorderen wie Eric Dolphy, Sonny Rollins, Cannonball Adderley oder Ornette Coleman; heute ist er für Jüngere eine Instanz. Lloyds Live-Album „Forest Flower“ von 1966 war mit mehr als einer Million verkauften Exemplaren eine der erfolgreichsten Jazzaufnahmen.

Als er während der „Forest Flower“ begleitenden Tourneen das Gefühl hatte, dass ihm seine Persönlichkeit entglitt, zog er sich zurück. Kaufte in Kalifornien eine fünf Hektar große Farm, betrieb ökologischen Anbau, meditierte, las, entwöhnte sich der Drogen und der Begehrlichkeiten des Musikbetriebs. Der Pianist Michel Petrucciani holte Lloyd später zurück auf die Bühne. Seit Ende der 80er erschienen bei ECM immer neue Aufnahmen von Lloyd.

Das neue Album „Passin’ Thru“ bündelt zwei von Lloyds Karrierekonstanten: seine Faibles für exponierte Pianisten und fürs Quartett. Seit 2007 existiert die Band mit Jason Moran (Klavier), Reuben Rogers (Bass) und Eric Harland (Drums). Bei ECM legte sie mit „Mirror“ eines der beseeltesten Alben des Jahres vor. Nun stellt sie dem ein Live-Album an die Seite, auf dem Lloyd Stoffe seines Lebens neu interpretiert. Das weit ausholende Opus hebt an mit einer Neufassung von „Dream Weaver“. Es beginnt mit einer an Coltranes „A Love Supreme“-Spiritualität erinnernden Gravitationskraft, die dann in markante Melodik überführt wird und das Album vom Start weg zum Ereignis macht. Es folgen weitere Klassiker, ergänzt um wenige neue, große  Stücke.

Charles Lloyd Quartet: Passin’ Thru. (Blue Note/Universal)

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